Letzter Autorenwechsel beim Wartburg-Experiment
„Ich freue mich auf eine Zeit der Stille und Ruhe, auf das Zwiegespräch mit der Lutherbibel“, sagte Iris Wolff anlässlich ihres Einzugs ins Schreibzimmer. Vor allem freue sie sich auf das Schreiben mit Blick auf einen weiten Novemberhimmel, so die gebürtige Siebenbürgerin. Für ihren Roman Die Unschärfe der Welt war die heute in Freiburg lebende Autorin im Jahr 2021 mehrfach ausgezeichnet worden.
Auch ihrem Vorgänger im Schreibzimmer, Senthuran Varatharajah, hat es der Himmel über der Wartburg besonders angetan. „Gewöhnen konnte ich mich nicht an diese Masse an Himmel, an diese Variationen des Himmels hier oben, die mich jedes Mal sprachlos gemacht hat“, meinte der in Berlin lebende Autor und fügte hinzu: „Auf so viel Himmel bin ich nicht vorbereitet gewesen. Es war immer wie im Anfang.“ Varatharajah, der in Sri Lanka geboren wurde und mithilfe der Bibel Deutsch lernte, hatte am Abend aus seinem 2016 erschienenen Debutroman Vor der Zunahme der Zeichen gelesen, für den er unter anderem mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis ausgezeichnet worden war.
Die Lesung der drei Autoren im Marstall des Stadtschlosses war auf gemeinsames Betreiben der Initiatoren des Wartburg-Experimentes und den Verantwortlichen für die Eröffnungsfeierlichkeiten zum Thüringer Themenjahr zustande gekommen. Oberbürgermeisterin Katja Wolf zeigte sich begeistert von der abendlichen Veranstaltung. „Das waren Gänsehautmomente. Es war beeindruckend, dass sich die Texte von Iris Wolff, Uwe Kolbe und Senthuran Varatharajah in dieser Weise ergänzt haben.“ Das Wartburg-Experiment widmet sich ebenso wie das Themenjahr der Aktualisierung der Übersetzungsarbeit Luthers vor 500 Jahren auf der Wartburg. „Die Verbundenheit zum Ort und der Geschichte dieses Ortes ist in der Lesung sichtbar geworden“, so Wolf.
Kolbe, der im September als erster Schreiber sein Quartier am geschichtsträchtigen Ort bezogen hatte, trug vor literaturkundigem Publikum drei Texte aus seinem Wartburg-Konglomerat vor, Texte, die während seines Aufenthaltes entstanden sind. Sein Ziel sei es gewesen, so der in Dresden lebende Autor, an jedem Tag auf der Wartburg einen lyrischen Text zu verfassen.
Vor 500 Jahren hatte Martin Luther auf der Wartburg mit der Übersetzung des Neuen Testaments begonnen. Kolbe, Wolff und Varatharajah, die für jeweils einen Monat am geschichtsträchtigen Ort residieren, übersetzen biblische Erzählungen, Themen oder Motive auf literarische Weise. Die im Rahmen des Wartburg-Experiments entstehenden Texte aller drei Autoren werden im Sommer 2022 veröffentlicht.
Das Wartburg-Experiment wird realisiert von der Internationalen Martin Luther Stiftung und der Deutschen Bibelgesellschaft in Medienpartnerschaft mit dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik und dem Mitteldeutschen Rundfunk und in Projektpartnerschaft mit der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, dem Kulturbüro der EKD, der Stadt Eisenach, dem Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, der Stiftung Lutherhaus Eisenach und der Wartburg-Stiftung. Das Wartburg-Experiment wird gefördert vom Land Thüringen.
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