Neue Ära der Mikrosystemtechnik proklamiert
Starke Führungsposition Deutschlands und der Region
Die Mikrosystemtechnik erfährt eine neue Ära, so die einhellige Stimmung beim diesjährigen Mikrosystemtechnik-Kongress. Mehr denn je dient die Mikrosystemtechnik der Sicherung der deutschen und europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Dr. Stefan Mengel vom BMBF sieht Deutschland und Europa hier auf Augenhöhe mit anderen globalen Regionen. Das neue Rahmenprogramm Mikroelektronik als bundesweites Forschungsprogramm stellt dabei Weichen hinsichtlich technologischer Souveränität und zuverlässiger sowie grüner Mikroelektronik. Als forschungs- und kapitalintensive Technologie gilt es auch technologische Laien sowie Bundestagsabgeordnete vom Nutzen für Deutschland zu überzeugen.
Michael Kleiner, Ministerialdirektor im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, unterstrich in seiner Ansprache wie wichtig es ist, das Ökosystem der Mikrosystemtechnik zu unterstützen. Verantwortung und Chance für Innovation, so sieht Kleiner die Rolle der Industrie im Kontext Klimaneutralität. Gleichzeitig wünscht er sich mehr Würdigung des Unternehmertums.
Die Begleitausstellung wurde durch microTEC Südwest-Mitglieder und –Partner dominiert. Der Gemeinschaftsstand von microTEC Südwest für Mitglieder und Partner ist bereits eine Tradition auf dem Mikrosystemtechnik-Kongress. In diesem Jahr zeichnete sich ein neuer Aussteller-Rekord ab: In diesem Jahr waren acp systems AG, Endress Hauser BioSense GmbH, Hahn-Schickard, Hochschule Furtwangen, Institut für Mikroelektronik Stuttgart – IMS CHIPS, Institut für Mikrosystemtechnik – IMTEK, Polytec GmbH, TrueDyne Sensors AG neben microTEC Südwest mit dabei und bildeten das Herzstück der Ausstellung. Erstmals konnten Aussteller ihre Organisationen in Kurzvorträgen präsentieren und so noch mehr Sichtbarkeit gewinnen. Weitere Mitglieder wie Heidelberg Instruments, das Fraunhofer-Institut IPMS und Robert Bosch sowie Bosch Sensortec beteiligten sich mit eigenen Ständen in der Ausstellung.
microTEC Südwest präsentierte in der Ausstellung das BMBF-geförderte InnoVET-Projekt BM=x³, in dem eine überregionale Berufsbildungsakademie für den Hightech-Bereich konzipiert und erprobt wird. Weitere Ziele sind, die vorhandenen Kompetenzen, Inhalte und Infrastrukturen zu bündeln sowie neue Lerninhalte, -orte und Kooperationen zu erschließen. Darüber hinaus beteiligte sich Roland Dörr, Kooperationsmanager bei microTEC Südwest, in der Session „Wirtschaft und Nachhaltigkeit“ mit einem Vortrag zu „ScaleIT – Skalierbarer Zugang zu industriellen Apps für den produzierenden Mittelstand“.
Mikrosystemtechnik – Enabler für Corona-Schnelltests
Gleichzeitig zeigte sich gerade in Zeiten der Pandemie, wie Mikrosystemtechnik wichtige Beiträge leistet. In der Session Pandemie, moderiert von Dr. Ludger Bodenbach von Roche Diagnostics und gleichzeitig Vorstandsmitglied von microTEC Südwest, wurde der Bogen von den Herausforderungen bei der Implementierung von geeigneten Analysesystemen durch Prof. Peter Luppa von der TU München, über die Erfahrungen eines Start-ups, Spindiag, im Vergleich zum Großunternehmen am Beispiel Roche Diagnostics gespannt und diskutiert.
Das Start-up Spindiag entschied Anfang 2020 alle Ressourcen in die Entwicklung eines Schnelltests für SARS-CoV-2 zu stecken und den eigentlichen Fokus Schnelltests für multiresistente Keime zurückzustellen, wie der Geschäftsführer Dr. Daniel Mark berichtete. In wenigen Monaten gelang es, wie auch anderen Anbietern von Testsystemen am Point of Care, ein Produkt zu verkaufen. Als sehr begünstigend auch für zukünftige Herausforderungen beschrieb Nico Michel von Roche Diagnostics, die ebenfalls ein neues System an den Markt brachten, das aufgebaute Netzwerk und den guten Dialog mit der Politik.
Quanten-„Marathon“ bedarf der Mikrosystemtechnik
Unter Moderation von Prof. Jens Anders, Uni Stuttgart, diskutierten im Rahmen einer Podiumsdiskussion Experten die Zukunft von Quantentechnologien. Dabei sind Quantensensoren die am weitesten entwickelten Quantentechnologien und kommen bereits in verschiedenen Anwendungen wie z.B. bei der hochpräzisen Messung von magnetischen und elektrischen Feldern zum Einsatz. Dr. Michael Förtsch, Geschäftsführer der Q.ANT GmbH, verglich die Entwicklung von Quantentechnologien mit einem Marathon, der gerade erst begonnen hat. Er schätzt, dass es bis zur vollständigen Potentialausschöpfung der Quantentechnologien noch 100 Jahre dauert. Das zentrale Ergebnis der Podiumsdiskussion war die Feststellung, dass Quantentechnologien nur in Kombination mit ausgereifter Mikrosystemtechnik funktionieren können. microTEC Südwest als Fachverband für Mikrosystemtechnik wird daher in Kooperation mit ausgewählten Expert:innen in Zukunft Veranstaltungen durchführen, die die Wechselwirkung zwischen Quantentechnologien und Mikrosystemtechnik beleuchten und einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Quantentechnologien leisten.
„It’s all about people“
Entscheidend für den weiteren Ausbau der Mikrosystemtechnik und das kontinuierliche Wachstum der florierenden Unternehmen sind die Fachkräfte. So sprach Prof. Dr. Armin Schnettler als Präsident des VDE von, „It’s all about people“. Nahezu nach jedem Vortrag wurde betont, dass Fachkräfte gesucht werden. Alleine Carl Zeiss hat derzeit 700 offene Stellen! So wurde im Kongress vor allem auch der Nachwuchs gefeiert: Im Schüler:innen-Wettbewerb „Invent a chip“, im Studierendenwettbewerb „Cosima“ sowie in der Bosch Sensortec IoT Challenge wurden die Besten der Besten ausgezeichnet und eingeladen, sich näher über die Einstiegsmöglichkeiten in der Industrie, aber auch Forschung zu informieren.
So fügte sich auch die Präsentation des InnoVET-Projektes BM=x³ auf dem Gemeinschaftsstand von microTEC Südwest nahtlos an. Ziel ist es, mit innovativen Konzepten für die berufliche Bildung im Hightech-Bereich aktuellen wie künftigen Herausforderungen infolge von Digitalisierung, Globalisierung und demographischer Entwicklung und den damit verbundenen Veränderungen am Arbeitsmarkt gerecht zu werden.
Industrielles Internet-der-Dinge: Landesprojekt ScaleIT Baden-Württemberg schafft Sichtbarkeit
Zum Ende der Projektlaufzeit von ScaleIT, gefördert vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, organisierte microTEC Südwest vor Beginn des Kongresses in Ludwigsburg ein Abschlusstreffen. Dabei resümierten die aktiven ScaleIT-Technologen, die Firmen Ondics sowie die ScaleIT-Genossenschaft SCALE it eG, über das Erreichte. Die Genossenschaft ist seit der Gründung 2020 von 10 auf 18 Mitglieder angewachsen. Die Präsentation von Lösungen im Rahmen des Schauplatzes am digiZ in Aalen nimmt Gestalt an, so Heide Keefer, Geschäftsstellenleiterin von SCALE it e.G. Anfang 2022 soll deren überarbeitete Homepage mit App-Store, Informationen zur Technologie und die Beschreibung von Themenwelten veröffentlicht werden. Ondics entwickelt seit 2019 u.a. Kundenlösungen basierend auf der ScaleIT-Technologie. Sobald die Hürde genommen ist, die Technologie ins Kundennetzwerk zu integrieren, können erste einfache Lösungen implementiert werden.
Wie auch beim letzten Treffen stellten Interessenten ihre Digitalisierungswünsche mittels kurzen Vorträgen (Pitches) im Rahmen des von microTEC Südwest entwickelten Lösungsforums vor. Dieses Mal wurden mögliche Anwendungsszenarien von CorTec aus Freiburg und HPM Technologie aus Dettingen an der Erms intensiv mit den Expert:innen diskutiert. Konkrete nächste Schritte werden bilateral zwischen Technologieanbietern und –anwendern vereinbart. Dabei wird microTEC Südwest die potentiellen Partner mit z.B. der Identifikation von passenden Förderprogrammen begleiten und unterstützen und somit aktiv an der Realisierung einer ScaleIT-Implementierung partizipieren. Roland Dörr von microTEC Südwest berichtete, dass zwei der beim letzten Mal präsentierten Gesuche in verbindliche Absprachen und Angebote mündeten.
In der Diskussion wurde das Potential der ScaleIT-Technologie hervorgehoben. Aus Sicht der Teilnehmenden gibt es noch sehr viel zu tun, um Industrie 4.0 in den Mittelstand zu bringen. Die bisherige Praxis, Studierende für die Entwicklung von Lösungen einzubinden, führt zu interessanten Lösungen, aber leider in der Regel nicht zu neuen Implementierungen auf dem Hallenboden. Als ein zukünftiges Anwendungsfeld der ScaleIT-Technologie wurde das Handwerk identifiziert. In diesem Bereich wird noch relativ wenig auf Digitalisierung gesetzt, obwohl das Handwerk von Industrie 4.0 stark profitieren könnte. Das einhellige Fazit war, dass Matchmakings wie im Rahmen des Workshops ein gutes Instrument sind, hier weitere Schritte zur Unterstützung des Mittelstands zu gehen.
Der Spitzencluster microTEC Südwest ist das Kompetenz- und Kooperationsnetzwerk für intelligente Mikrosystemtechniklösungen für Europa und der Ansprechpartner für Mikrosystemtechnik in Baden-Württemberg. Der zentrale Service für die Mitglieder sind technologisch und anwendungsbezogene Fachgruppen, in denen microTEC Südwest seine Kompetenzen bündelt, um gemeinsam Innovationen auf dem Gebiet der Mikrosystemtechnik hervorzubringen. Als Bindeglied zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unterstützt microTEC Südwest die Mitglieder bei Fördervorhaben und der damit verbundenen Partnervermittlung.
Der Spitzencluster microTEC Südwest ist eines der größten Technologie-Netzwerke in Europa. Im Bereich der Anwendungen fokussiert das Clustermanagement seine Arbeit derzeit auf zwei Felder: Gesundheit (Smart Health) und Produktion (Smart Production), kann aber durchaus auch in anderen Bereichen, wie z. B. Mobilität, Energie, Textilien und smarte Home-Lösungen aktiv werden.
Die mehr als 110 Mitglieder des Fachverbands kommen aus Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Darunter finden sich Global Player wie Bosch, Festo, Roche Diagnostics, ABB, Zeiss, Endress Hauser, Sick, Balluff und Testo sowie viele innovative klein- und mittelständische Unternehmen. Zu den Forschungseinrichtungen zählen die Institute der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW) sowie verschiedene Fraunhofer-Institute. Im Bereich der Hochschulen und Universitäten finden sich unter anderem das Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Universität Freiburg sowie das Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Der Cluster erfüllt die Exzellenzkriterien der Europäischen Cluster Excellence Initiative (ECEI) und wurde mit dem Gold-Label ausgezeichnet.
Das komplette Service-Angebot von microTEC Südwest finden Sie unter: www.microtec-suedwest.de
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