SchuldnerAtlas Ruhrgebiet in 2021
In 2021 sind 441.620 Bürger des Ruhrgebiets über 18 Jahre überschuldet. Dies sind mehr als 42.000 Personen weniger als noch im letzten Jahr (2020 483.832). Im Vergleich zum Vorjahr gelingt es also einem deutlich geringeren Anteil der lokalen Bevölkerung dauerhaft nicht, mit den monatlichen Einnahmen die monatlichen Ausgaben zu decken.
In Nordrhein-Westfalen liegt die Schuldnerquote derzeit bei 10,47 Prozent und ist um 1,16 Prozentpunkte gesunken. Deutschlandweit hat sich die Quote mit 8,86 Prozent um 1,01 Prozentpunkte verringert. Das Ruhrgebiet liegt wie in den Jahren zuvor deutlich oberhalb dieser Werte – nämlich 2,58 Prozentpunkte über der nordrhein-westfälischen und 4,19 Prozentpunkte über der deutschlandweiten Quote.
Rückgang der Schuldnerquoten in allen Ruhrgebietskommunen
In einem Essener PLZ-Bereich ist die Quote gestiegen
In allen Ruhrgebietskommunen ist die Schuldnerquote Schuldnerquoten im Ruhrgebiet deutlich gesunken, meist über einen ganzen Prozentpunkt.
Lediglich in Mülheim an der Ruhr und im Kreis Recklinghausen fällt der Rückgang etwas geringer aus. Am stärksten verringert hat sich die Schuldnerquote in Oberhausen mit einem Rückgang von 1,71 Prozentpunkten.
Auch in fast allen PLZ-Bereichen des Ruhrgebiets (siehe Anhang) ist die Quote gesunken. Lediglich im Essener Ostviertel/Frillendorf mit der PLZ 45139 ist die Quote um 0,91 Prozentpunkte auf 23,84 Prozent gestiegen.
Gelsenkirchen ist die Schuldnerquote mit 16,94 Prozent am höchsten, dicht gefolgt von Herne und Duisburg mit 16,82 und 16,16 Prozent. Am niedrigsten ist die Quote im Ennepe-Ruhr-Kreis mit 10,03 Prozent. Auch Bottrop, der Kreis Unna und Mülheim liegen unter einer Schuldnerquote von 11 Prozent.
In NRW sind in diesem Jahr rund 1,563 Mio. Menschen Anzahl der Schuldner überschuldet. 441.620 Überschuldete und damit rund 28 Prozent entfallen auf das Ruhrgebiet. Dieser Wert verhält sich überproportional zum Einwohnerverhältnis Ruhrgebiet zu NRW: Dieses liegt bei den über 18-jährigen Einwohnern bei rund 23 Prozent.
Absolut gesehen entfallen die meisten überschuldeten auf Duisburg mit 66.680 Überschuldeten, dicht gefolgt vom Kreis Recklinghausen, von Essen und von Dortmund, wo überall zwischen 62- und 65-tausend Überschuldete leben. Die wenigsten Überschuldeten gibt es mit 10.334 in Bottrop.
Die Anzahl der Schuldner ist sowohl deutschlandweit als auch in NRW, im Ruhrgebiet und in allen Kommunen deutlich gesunken. Auf kommunaler Ebene ist der absolute Rückgang der Schuldner mit 6.370 in Dortmund am stärksten, aber auch in Essen liegt die Abnahme bei über 6.000 Schuldnern. Am geringsten fällt der Rückgang mit 1.174 in Bottrop aus.
Kartographische Darstellung der Überschuldung
Von den 191 Postleitzahlenbereichen schaffen es 52 in den grünen Bereich und liegen damit unterhalb einer Schuldnerquote von 9 Prozent. Im gelb-orangenen Bereich und damit zwischen 9 und unter 12 Prozent liegen ebenfalls 37 Postleitzahlenbereiche. Noch 52 Prozent aller Postleitzahlenbereiche, nämlich 102, liegen oberhalb von 12 Prozent und damit im mittel- bis dunkelroten Bereich. Im letzten Jahr waren dies noch über 60 Prozent aller Postleitzahlenbereiche des Ruhrgebiets.
Scoring-Listen des Ruhrgebiets
Die drei stärksten Schuldnerbrennpunkte liegen in Duisburg-Hochfeld (PLZ 47053), Duisburg-Ruhrort (PLZ 47119) und in Duisburg-Beeck, -Beeckerwerth und -Untermeiderich mit der Postleitzahl 47139.
In allen drei PLZ-Bereichen allerdings ist die Quote um 1 bis 2 Prozentpunkte gesunken.
Die Dortmunder Nordstadt (PLZ 44145) liegt in diesem Jahr nicht mehr unter den ersten 3 PLZ-Bereichen, sondern auf Rang vier, die Quote ist hier sogar um rund 2,5 Prozentpunkte gesunken.
Unter den 20 schuldnerreichsten PLZBereichen befinden sich 7 Duisburger, 4 Essener, 3 Gelsenkirchener, 2 Herner, 2 Dortmunder Postleitzahlen, eine Oberhausener und einer Recklinghäuser Postleitzahl.
Eine besonders geringe Schuldnerdichte besteht in Essen-Heisingen (PLZ 45259) und Bochum-Stiepel (PLZ 44797). Beide Werte liegen unterhalb der 4-Prozent-Marke und sind im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 0,6 bzw 0,7 Prozentpunkte gesunkten. Unter 5 Prozent liegen noch zwei weitere Essener PLZ-Bereiche, nämlich Essen Haarzopf/Fulerum/Margarethenhöhe und Essen-Stadtwald.
Insgesamt sind 7 Essener, 3 Dortmunder, 3 Duisburger, 2 Bochumer, 2 aus dem Ennepe- Ruhr-Kreis (Hattingen, Sprockhövel) und jeweils eine Postleitzahl aus Mülheim, dem Kreis Recklinghausen (Haltern am See) und Bottrop in der Top-Scorer-Liste „Best of Ruhrgebiet“ enthalten.
Ruhrgebietskommunen im Deutschlandvergleich
(Quelle: SchuldnerAtlas Deutschland 2021)
Drei Ruhrgebietskommunen gehören zu den 10 deutschen Städten mit der höchsten Überschuldungsquote in 2021. Dies sind Gelsenkirchen an viertletzter, Herne an fünftletzter und Duisburg an sechstletzter Stelle. Deutschlandweit sind das die Ränge 396 bis 398 von insgesamt 401 Rängen – Alle drei Kommunen haben sich damit im Vergleich zu 2004 im Ranking verschlechtert.
Bei den Städten mit über 400.000 Einwohnern über 18 Jahre bilden drei Ruhrgebietsstädte das Schlusslicht des Negativ-Rankings: Duisburg mit 16,16 Prozent, Essen mit 12,94 Prozent und Dortmund mit 12,73 Prozent.
2. Deutschland: Schuldnerquoten nach Geschlechtern
Der aktuelle deutschlandweite Positivtrend zeigt sich auch in der Analyse nach Geschlechtern. Beide Geschlechter weisen Rückgänge von Überschuldungsfällen und quoten auf. Der prozentuale Rückgang überschuldeter Frauen fällt mit -10,9 Prozent auf 2,40 Mio. deutlicher aus der überschuldeter Männer mit -9,7 Prozent auf 3,76 Millionen.
Männer stellen weiterhin die meisten Überschuldungsfälle, die Anzahl ist jedoch seit 2018 geringer geworden. Bei den Frauen hat sich die Anzahl in den letzten beiden Jahren ebenfalls verringert, ist aber zuvor (seit 2004) kontinuierlich gewachsen. Die Erklärungsmuster für die unterschiedlichen Überschuldungsquoten von Männern und Frauen seit geraumer Zeit stabil: Männer verfügen im Schnitt über höhere Einkommen und sind häufiger „Haushaltsvorstand“ und Hauptverdiener. Männer sind zudem auch bei Finanzentscheidungen risikobereiter als Frauen, die beispielsweise bei der Inanspruchnahme von Krediten mäßigenden Einfluss auf die Höhe des Kredits nehmen. Zudem übernehmen Frauen zunehmend gleichberechtigt die Verantwortung für Schulden als Einkommensbezieherinnen oder als Alleinerziehende, da sich die Rollenbilder verändert haben. Frauen leiden zudem deutlich stärker unter sogenanntem Schuldenstress, der auch in positivem Sinne mit Ausgabenvorsicht und Kaufzurückhaltung einhergeht.
3. Deutschland: Schuldnerquoten nach Altersgruppen
Die deutliche Entspannung der Überschuldungslage zeigt sich in fast allen Altersgruppen. Bis auf die Gruppe der 60- bis 69-Jährigen weisen alle Altersgruppen zum Teil sehr deutliche Rückgange von Überschuldungquoten auf. Besonders überdurchschnittlich geht die Quote jüngerer Personen unter 30 Jahre zurück (- 2,65 Prozentpunkte). Auch bei den 30- bis 39-Jährigen liegt der Rückgang bei über 2 Prozentpunkten.
Die höchste Überschuldungsquote weist trotz dieses starken Rückgangs die besonders wirtschaftsaktive Gruppe der 30- bis 39-Jährigen mit 15,13 Prozent auf. Dieser Altersabschnitt ist meist geprägt durch Familiengründung, Hausbau und berufliche Positionierung.
Abschlussaussagen:
(Quelle: SchuldnerAtlas Deutschland 2021)
Die Zahl der Überschuldungsfälle von Verbrauchern ist 2021 deutlich gesunken – insbesondere durch Corona-Lockdown und Konsumzurückhaltung. Offensichtlich haben die immensen staatlichen Stützungs- und Hilfsmaßnahmen geholfen, die Wirtschaft zu stabilisieren und Unternehmen und Verbraucher vor einer befürchteten Zahlungsunfähigkeit zu bewahren. Zugleich haben pandemiebedingte Einschränkungen und die gleichzeitige Ausgabenvorsicht der Verbraucher zu einem sprunghaften Anstieg der Sparquote und Ersparnisse geführt. Seit Beginn der Pandemie dürften private Haushalte zusätzliche Guthaben von mehr als 200 Milliarden Euro angehäuft haben. Teile dieser Summe sind erkennbar auch zur Abtragung bestehender Schulden genutzt worden.
Dennoch ist davon auszugehen, dass sich die wirtschaftliche Lage für viele Verbraucher im nächsten und übernächsten Jahr, zeitlich verzögert, verschlechtern wird. Hierfür sprechen laut einer repräsentativen Verbraucherumfrage von Mitte Oktober folgende Gründe:
- Immer noch sind 1/3 der Haushalte von Einkommenseinbußen betroffen.
- Überdurchschnittlich betroffen sind Menschen in Teilzeitjobs, Arbeitslose und jünger Menschen.
- Anstieg der Mobilitätskosten (Benzin), Energiekosten und Kosten für Güter des täglichen Bedarfs
- Kreditbasierte Anschaffungsbereitschaft liegt bei 36 Prozent und hat zugenommen.
Desweiteren ist die Langzeitarbeitslosigkeit weitaus höher als vor der Pandemie. Die Agentur für Arbeit erwartet hier auch in den nächsten Monaten auch keine wesentliche Verbesserung oder Trendwende. Allein diese Tatsache wird in Folge einen deutlichen Anstieg von Überschuldungsfällen und Verbraucherinsolvenzen nach sich ziehen.
Individuelle Überschuldungsentwicklung vollzieht sich nicht sprunghaft, sondern schleichend und daher zeitlich versetzt über mittlere Zeiträume. Durch staatliche Förderprogramme und juristische Regularien sind viele Unternehmen bislang von der Insolvenz bewahrt worden. Die tatsächlichen Nachwirkungen werden folglich erst zeitverzögert im Nachgang zum Ende der staatlichen Hilfen eintreten. Höchstwahrscheinlich wird die Spitze der Neuüberschuldung erst nächstes oder übernächstes Jahr erreicht werden.
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