US-Industrieproduktion zeigt Stärke
Für die Aktienmärkte sind diese rückwärtsgerichteten Daten aber laut Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments, nicht von hoher Relevanz. Sie blickten auf einen Zeitraum, der sich etwa drei bis 30 Monate in die Zukunft erstrecke und hielten sich nicht damit auf, was im abgelaufenen Oktober passiert sei. „Die Daten eines einzelnen Monats sollten generell nicht überbewertet werden, dennoch ist diese jüngste Entwicklung bemerkenswert“, sagt Grüner. „Denn gerade was die Lieferkettenprobleme und die Energieknappheit angeht, war die Stimmungslage der Anleger bezüglich der Industrieproduktion sehr angespannt.“
Hohe Gewinnmargen steigern die Ölproduktion
Trotz gestiegener Ölpreise hätte sich die US-Produktion im bisherigen Jahresverlauf eher langsam erholt. Vor allem kleinere Ölproduzenten hätten sich lieber dafür entschieden, ihre Schulden zu tilgen, anstatt in neue Produktion zu investieren. Jetzt käme allerdings neue Dynamik ins Spiel: Die Öl- und Gasbohrungen in den USA seien im Monatsvergleich um 9,3 Prozent gestiegen. „Zum aktuellen Ölpreis von etwa 80 US-Dollar pro Barrel sollte dies nicht verwundern, da die Break-even-Preise in manchen US-Förderregionen im Bereich von 40 US-Dollar pro Barrel liegen“ so Grüner. Ebenso würden die jüngsten Berichte zur globalen Fördermenge einen dynamischen Anstieg um 1,4 Millionen Barrel pro Tag zeigen und der Branchenausblick zur Produktionsmenge falle bis ins Jahr 2022 positiv aus. Es bleibe nach Grüners Meinung abzuwarten, ob sich dieser Trend bewahrheiten werde, aber der starke Anstieg der Bohrtätigkeit sei ein gutes Zeichen.
Positive Marschroute auch bei Lieferengpässen
Insbesondere die Lieferengpässe in der Halbleiterindustrie hätten für negative Schlagzeilen gesorgt. Wie vielfach berichtet hätten die Hersteller von Halbleiter-Chips nicht mit der Nachfrage Schritt halten können, was sich auf eine breite Palette von Konsumgütern auswirke. „Besondere Aufmerksamkeit kam den Automobilherstellern zuteil, die mit Produktionsschwierigkeiten zu kämpfen hatten. In den USA stieg die KFZ-Produktion im Oktober um 17,8 Prozent im Vergleich zum Vormonat an, somit konnte der Abwärtstrend gestoppt werden und einige große Automobilhersteller vermeldeten eine Entspannung bei der Halbleiterversorgung“ analysiert Grüner. Parallel dazu sei die Produktion von Halbleitern und verwandten elektronischen Geräten um 1,8 Prozent gegenüber dem Vormonat angestiegen – auf ein neues Allzeithoch.
Das bedeute aber nicht, dass es von nun an nur noch bergauf gehen werde, denn gerade die Automobilproduktion sei selbst in normaleren Zeiten recht unbeständig. „Es deutet jedoch darauf hin, dass die Branche weitaus besser dasteht, als es die Schlagzeilen vermuten lassen“, sagt Grüner. „Anleger sollten auch nicht unterschätzen, dass die Hersteller immer neue Wege finden, um sich im globalen Lieferketten-Dschungel bestmöglich zurechtzufinden.“
Fazit
„Die guten Oktober-Daten für die US-Industrieproduktion sollten nicht überbewertet werden. Aktienmärkte blicken in die Zukunft und der überwiegende Teil des US-Outputs wird sowieso im Dienstleistungssektor erwirtschaftet“, sagt Grüner. Aber die Energie- und Halbleiterkrise hätten in diesem Jahr die Schlagzeilen beherrscht und die Anlegerstimmung nach unten gedrückt. „Von daher ist die Beobachtung sehr aufschlussreich, dass die Realität mit hoher Wahrscheinlichkeit besser ausfällt als erwartet – einmal mehr im laufenden Bullenmarkt“, schließt Grüner.
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