Willingen im Wandel der Zeit – Vom ärmsten Dorf der Region hin zum Weltcupskiort und beliebten Ganzjahresurlaubsort für Gäste aus ganz Deutschland
Wer vor 1.000 Jahren nach Willingen kam und sich hier ansiedelte, kam nicht wegen der schönen Landschaft, im Gegenteil – man hat in den fruchtbareren, flacheren Ebenen u. a. in der „Medebacher Bucht“ oder im Korbacher Umland kein Land mehr bekommen und musste bis ins Upland ausweichen. Denn hier Land zu bestellen, in den schrägen kargen schieferhaltigen Wiesen und Feldern war sehr beschwerlich und wenig ertragreich. Der einzige Vorteil war der Waldreichtum mit Holz, Wild, Kräutern und den Bächen – die Lebensader früherer Zeit. Nachdem Menschen einige Jahrhunderte hier gelebt hatten war die Region durch Missernten, Hungersnöte, die Pest und kriegerische Auseinandersetzungen nicht mehr lebenswert, sodass alles aufgegeben wurde und für ca. 150 Jahre keine Menschen mehr in Willingen und Umgebung lebten. Lediglich ein bis zwei Bauernhöfe waren noch vorhanden, einer jedoch ganz sicher und dem verdankt Willingen seine erste urkundliche Erwähnung. Anfang des 16. Jahrhundert hatten auch die Grafen Waldecks erkannt, dass Willingen ein idealer Standort für das mehr und mehr aufkommende „Hammer und Hüttenwesen“ war. Willingen und das gesamte Sauerland haben über 300 Jahre schmiedbares Eisen erzeugt. Für Willingen war diese Epoche sehr entscheidend. Dass, was benötigt wurde für das Handwerk, war vorhanden: Wald für die Erzeugung der Holzkohle und Wasserkraft für die Hämmer. Willingen verfügte in dieser Zeit über acht Hammer- und Hüttenbetriebe und 36 Schmieden. Hier wurden die zahlreichen Produkte der Eisenindustrie, vor allem für die Landwirtschaft, den Haushalt und zum Bauen gefertigt. Für diesen Industriezweig wurden viele Arbeiter benötigt: Waldarbeiter, Fuhrleute, Kohlenmeiler-und Hüttenarbeiter, Arbeiter an den Deichen und Hämmern, Schmiedearbeiter, Stellmacher und Handelsleute für den Verkauf der Eisenerzeugnisse, usw.
Mitte des 19. Jahrhunderts, um 1850, wurde im Ruhrgebiet Steinkohle unter Tage abgebaut und die war viel geeigneter gegenüber der Holzkohle. Es entstanden große Hochöfen, Hütten und Stahlwerke. Für Willingen und das Sauerland bedeutete das, dass alle Hammer- und Hüttenbetriebe nicht mehr konkurrenzfähig waren und ihre Tore schließen mussten. Die gesamte Region stand vor dem Nichts. Von der Landwirtschaft, die zwar jedes Haus betrieb, konnte man nicht leben. Es gab keine weiteren Erwerbsmöglichkeiten. Viele Willinger und auch Waldecker wanderten aus, hauptsächlich ins Bergische, rund um Remscheid, Wuppertal etc. Willingen wurde als das Armenhaus Waldecks bezeichnet und der Fürst von Waldeck bat sogar um Spenden für die Willinger zum Überleben.
Zwischen 1850 bis in die 1960 er Jahre lebte die Bevölkerung dann vom Wanderhandel. Vor allem Schurwolle bzw. das Garn von Schafen wurde verkauft. Interessanter und ertragreicher erwies sich dann der Flachs, der als Leinen sehr vielseitig verwendet werden konnte und beliebt war.
Der „Leinenhändler“ war damit geboren und wurde über 100 Jahre die Erwerbsquelle für Willingen. Bis zu 150 Leinenhändler gingen auf diesen Wanderhandel.
1917 wurde endlich das Willinger Viadukt fertiggestellt, ein Meilenstein für die Bevölkerung, denn jetzt war man an die große Welt angeschlossen und konnte ins Ruhrgebiet, ins Rheinland und nach Korbach, Kassel und Marburg von Willingen aus mit der Bahn fahren. Die Leinenhändler brachten in dieser Zeit schon einen bescheidenen Wohlstand nach Willingen.
Parallel hatte man 1871 begonnen das „schwarze Gold“ von Willingen, den Schiefer, in der Willinger Schiefergrube „Christine“ abzubauen. Das war die Alternative für all die Arbeiter, denen der „Handel“ nicht lag. Sie gingen in die Schiefergrube. Bis zu 50 Bergleute fanden hier ihre Arbeit. Genau 100 Jahre wurde hier Schiefer abgebaut.
Der Fremdenverkehr in Willingen begann, nach ersten Anfängen während der Jahrhundertwende, nach dem 2. Weltkrieg. Dass Willingen über die Grenzen der Region bekannt wurde, hatten die Bewohner vor allem den Leinenhändlern zu verdanken, denn schon Anfang des Jahrhunderts machten sie auf ihren Heimatort aufmerksam. Ihrer Kundschaft erzählten sie von ihrer wunderschönen Heimat und luden sie ein, sie doch mal in Willingen zu besuchen. „Bei uns könnt ihr im Winter Skilaufen und im Sommer Wandern. Wir haben eine gute Luft und schöne Landschaft“. Bereits 1898 wurde der Upländer Wanderverein gegründet. Willingen hatte schon zu jener Zeit eine sehr starke Beziehung zum Sport, vor allem zum Wintersport. Die Willinger gründeten 1910 ihren Skiclub und erkannten sehr früh, dass neben der Begeisterung der Jugend für den Wintersport auch Veranstaltungen dafür geeignet waren, auf Willingen aufmerksam zu machen. Bereits in den 20er Jahren veranstaltete man regelmäßig die Sauerländer Skimeisterschaften, so dass schon 1925 beschlossen wurde, eine größere Schanze am Mühlenkopf zu bauen – die heutige Mühlenkopfschanze.
Diese ersten Anfänge des Fremdenverkehrs und des Wintersports wurden allerdings durch die beiden Weltkriege unterbrochen. Nach dem 2. Weltkrieg jedoch erkannten die Willinger sofort, dass der Weg künftig über den Fremdenverkehr führt, obwohl der Leinenhandel auch mit allg. Textilien nochmals eine Blütezeit für ca. 20 Jahre erlebte. Aber dann war auch der Handel in dieser Form nicht mehr zeitgemäß. Ein Spruch über den Leinenhandel beschreibt sehr treffend: „Manch braver Handelsmann kapitulierte vor Neckermann“.
1949 wurde ein Anlaufgerüst an der Mühlenkopfschanze gebaut, um größere Weiten zu erzielen. 1951 war es dann soweit und das erste internationale Skispringen wurde mit 15.000 Zuschauern ein Erfolg. Sepp Weiler sprang 101 m und die Mühlenkopfschanze war damit die zweitgrößte Schanze in Deutschland und Willingen in aller Munde. Bis heute haben die damals Verantwortlichen Recht behalten, dass die dadurch entstandene Werbung unbezahlbar ist. Allein drei Tage live im Fernsehen zu sein, würde sehr viel Geld kosten, wenn man das bezahlen müsste.
1951 bewarben sich die Willinger Verantwortlichen für eine „Weltmissionskonferenz“ und rechneten nicht wirklich damit, den Zuschlag für die Ausrichtung zu bekommen. Jedoch zum Erschrecken vieler und vor allem des Kirchenverbandes Kurhessen Waldeck bekam Willingen ihn doch. 1952 kamen zu dieser Konferenz Vertreter aus 49 Länder nach Willingen und erlebten eine Konferenz, die bis heute noch nachklingt und Willingen danach einen rasanten Aufstieg bescherte.
In den 50er Jahren machte Willingen weiter auf sich aufmerksam. 1952 wurde Karl Schüßler der 1. Willinger Olympiateilnehmer, 1956 gab es zum ersten Mal Deutsche Nordische Skimeisterschaften und jedes Jahr fand auch weiterhin das internationale Skispringen statt.
Jetzt wurde jedes Haus in Willingen umgebaut, um Gästezimmer anbieten zu können. 1957 erhielt Willingen den offiziellen Titel „Heilklimatischer Kurort“. Willingen hatte jetzt 12 Hotels und 127 Pensionen. Die Entwicklung ging unaufhaltsam mit weiteren nationalen und internationalen Wintersportveranstaltungen einher. Der Kurgarten entstand und 1967 gründete man den Kneippverein. In einem stillgelegten Schieferstollen wurden Führungen angeboten. Des Weiteren entstanden ein Waldlehrpfad und ein Minigolfplatz. 1967 baute man mit breiter Willinger Unterstützung die Ettelsberg-Sesselbahn. 1974 öffnete das Großhotel „Sauerland Stern“ seine Türen und 1975 die erste Kurklinik. 1976 bauten die Willinger das „Lagunenbad“ und 1980 wurde das „Haus des Gastes“ mit angegliederter Eislaufhalle durch den hessischen Wirtschaftsminister Karry eingeweiht. 1979 erhielt Willingen das staatliche Prädikat „Kneippheilbad“. Auch das Wanderwegenetz wurde ausgebaut und weitere Skilifte und Skihänge entstanden. Es wurde alles dafür getan, den Tourismus weiter anzukurbeln und sich breit aufzustellen, damit viele Gäste sich in Willingen und der Umgebung wohlfühlen.
Somit wuchs Willingen zu einer Fremdenverkehrsmetropole im Sauerland. Dazu trugen auch die großen Erfolge der Willinger Wintersportler bei. Sie machten Willingen noch bekannter. Wie z.B. Jochen Behle, der insgesamt 42 Mal Deutscher Meister wurde, oder Petra Behle, die 9 Mal Biathlonweltmeisterin und 1 Mal Olympiasiegerin geworden ist. Aus Willingen kommen noch weitere bekannte Wintersportler, die ebenfalls Olympiasieger (innen), Deutsche Meister(innen), Weltcupsieger(innen) und Weltmeister(innen) sind. Aktuell erfolgreich im Skispringen unterwegs ist der Lokalmatador Stephan Leyhe.
1995 war das erste Weltcupskispringen. Nach dem Komplett-Umbau der Mühlenkopfschanze fand dann 2001 das 2. Weltcupskispringen statt. Und vom 28. -30.01.2022 nun bereits zum 23. Mal.
2001 baute die Sesselbahngesellschaft den Hochheideturm und die Sesselbahn wurde auf Kabinenbahn umgerüstet. 2019 baute sie dann den längsten Skilift Westdeutschlands: Eine 1.500m lange 8er Sesselbahn mit beheizten Sitzen. Auch Mountainbiker nutzen sie, um die zahlreichen Abfahrten im MTB Zone Bikepark Willingen zu erreichen.
Heute hat Willingen 54 Hotels, 96 Pensionen und 350 Ferienwohnungen und 10.163 Gästebetten und 3.000 Einwohner.
Mit konstant über 1 Millionen Übernachtungen gehört Willingen auch weiter zu den führenden Ferienorten in Deutschland. Zurzeit sind neue Großprojekte in Planung: Der Neubau des Lagunen-Erlebnisbades sowie die Hängebrücke „Skywalk“ werden in den kommenden Jahren viele Besucher nach Willingen locken.
Willingen – mehr als Sie erwarten
Willingen ist ein beliebter Ganzjahresstandort im schönen Hochsauerland. Mit einem großen Freizeitangebot für alle Altersklassen, hervorragend ausgeschilderten Wander- und Radwegen sowie einem traumhaft schönen Skigebiet, erfreut sich der Mittelgebirgsort immer größerer Beliebtheit. Die Wandergebiete beeindrucken mit Buchen- und Tannenwäldern, Hochheideflächen, Wiesen- und Ackerlandschaften, kleinen Bächen und vor allem mit herrlichen Aussichten. Willingen ist zudem ein Skisport-Ort. Auch das Skispringen hat in Willingen eine lange Tradition. Auf der hochmodernen Großschanzenanlage findet jährlich das Weltcup Skispringen mit internationalen Springern und Gästen statt.
Tourist Information Willingen
Am Hagen 10
34508 Willingen
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