Angehörigenreaktionen auf die NS-Patientenmorde in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee
Die von dem Historiker Dr. Dietmar Schulze (Leipzig) erstellte Untersuchung gibt einen wissenschaftlich fundierten Einblick in zeitgenössische Angehörigen- und Behördenkorrespondenz mit der Anstalts-Direktion Kaufbeuren-Irsee in den 1940er bis 1950er Jahren. Breiten Raum nehmen darüber hinaus Interviews mit heute lebenden Angehörigen ein, die sich auf Spurensuche nach ihren Familienmitgliedern begeben haben. Aufgezeichnet wurden die Erinnerungen durch den Journalisten und Autor Robert Domes (vgl. „Nebel im August. Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa“, München 2008). Abgeschlossen wird der Band (226 Seiten, 31 Abbildungen, Tabellen und Karten) durch ein sensibles Nachwort von Prof. Dr. Andreas Burmester (München / Irsee), der seiner dem Hungertod in der Landesheilanstalt Merxhausen (Bad Emstal) zum Opfer gefallenen Tante Ursula Murawski mit „Versandung. Annäherung an eine einzige gesprochene Andeutung“ (Berlin 2020) ein eindrückliches literarisches Denkmal gesetzt hat.
Herausgeber Stefan Raueiser: „Mit diesem nunmehr 18. Schriftenband setzt das Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags mit Unterstützung des Schwäbischen Bildungszentrums seine Bemühungen fort, die höchst ambivalente Psychiatriegeschichte der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Irsee (1849 – 1972) aufzuarbeiten und dabei insbesondere die Opfer der NS-Patientenmorde in den Blick zu nehmen. Ihnen, ihren Familienangehörigen und Nachfahren, fühlen wir uns in besonderer Weise verpflichtet.“
Literatur:
Dietmar Schulze, „Es wäre doch die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Anstalt, die Angehörigen des Patienten zu verständigen …“ Familien von „Euthanasie“-Opfern und ihr Schriftwechsel mit der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee. Für das Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags herausgegeben von Stefan Raueiser und Andreas Burmester, Irsee 2021. ISBN 978-3-9821217-4-1 (€ 17,80).
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