Reisen & Urlaub

Die Situation für die globale Touristik bleibt kritisch

Die neuen bundesweiten Corona-Regeln seien sinnvoll, hätten allerdings gravierende Auswirkungen auf die Tourismusindustrie. Darauf weist das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt (ATV) hin, ein Zusammenschluss von 28 touristischen Branchenverbänden. Die Politik müsse sich ihrer Verantwortung für die über drei Millionen direkt in der Touristik Beschäftigten in Deutschland bewusst sein – in der die zweiten und dritten Wertschöpfungsketten noch nicht berücksichtigt seien. Auch die Partnerinnen und Partner in den ausländischen Destinationen würden die Folgen der jüngsten Beschlüsse erneut unmittelbar spüren. Das Aktionsbündnis verweist dabei vor allem auf die Situation in Afrika, wo der Bevölkerung wegen der Reisebeschränkungen durch die Virusvariante Omikron fatale Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Ernährungssituation drohen.

„In den vorherigen Corona-Wellen hat sich immer wieder gezeigt, dass die touristisch Reisenden nicht die Multiplikatoren des Virus und der organisierte Tourismus nicht der Auslöser für die derzeitige vierte Welle sind“, betont ATV-Sprecher Michael Buller. „Deshalb müssen politische Entscheidungen mit Bedacht gewählt werden. Die aktuellen schnellen Reise-Restriktionen aufgrund der Omikron-Virusvariante sorgen für eine große Verunsicherung beim Endverbraucher. Dies hat auf die globale Touristik gerade jetzt zur Hauptbuchungszeit massive wirtschaftliche Folgen.“

„Viele touristische Unternehmen sehen sich aktuell dazu gezwungen, wieder in den Stillstand zu gehen“, ergänzt ATV-Sprecherin Petra Thomas. „Hier helfen eine Verlängerung der Überbrückungshilfen und des Kurzarbeitergelds bis Ende März 2022 nur bedingt. Zumal beim Kurzarbeitergeld eine drastische Einschränkung beschlossen wurde, da 50 Prozent der Sozialleistungen nur noch bei Teilnahme an Weiterbildungen gezahlt werden.“ Die aktuelle Verunsicherung strahle zudem auf alle Reiseländer aus.

„Die touristischen Unternehmen und auch die stark beeinträchtigten Länder wie derzeit auf dem afrikanischen Kontinent dürfen nicht alleine gelassen werden“, so die Forderung von Michael Buller. „Coronaregeln wie in Sachsen, wo Reisebüros schließen mussten, alle anderen Geschäfte aber geöffnet bleiben durften, sind für die Tourismusbranche ein Schlag ins Gesicht. Damit wird der Tourismus wieder völlig unberechtigterweise regelrecht abgestraft.“

Das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt wiederholt seine Forderung aus dem Positionspapier vom vergangenen September, dass ein Flickenteppich unterschiedlicher Länderverordnungen nicht wieder zu Verunsicherung und Chaos führen dürfe. Sie würden sich nachteilig für die Unternehmen der Tourismusbranche und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirken. Es gehe um eine einheitliche Corona-Strategie.

Auch solle die Branche bei der Anpassung des Pandemieplans unbedingt eingebunden werden. „Sie hat in den vergangenen anderthalb Jahren intensiv in wirksame Infektionsschutzmaßnahmen investiert und ist weiterhin bereit, ihren Beitrag zur Vermeidung der Ausbreitung des Virus zu leisten. Doch müssen diese Maßnahmen auch angemessen sein“, bekräftigt Petra Thomas.

Mit dem angekündigten Krisenstab, den die neue Bundesregierung im Bundeskanzleramt einsetzen will, sieht das ATV aber eine der in seinem Positionspapier angeführten Forderungen erfüllt.

Zahlreiche touristische Unternehmen stünden dem Aktionsbündnis zufolge zudem vor der Situation, dass sie mit den Rückzahlungen ihrer KFW-Kredite beginnen müssten. „In einer Branche, die derart stark von Restriktionen betroffen ist wie die Touristik, kann gar nicht so viel Liquidität erwirtschaftet werden, wie es in naher Zukunft notwendig sein wird“, warnt ATV-Sprecher Michael Buller. Er plädiert für ein rasches Nachbessern bei den Ursprungsprogrammen, konkret eine Verdoppelung der Laufzeit, eine Tilgung erst ab 2024 sowie einen deutlich reduzierten Zinssatz.

Die Tourismusexpertinnen und -experten des Aktionsbündnisses stellen sich auch der neuen Ampel-Koalition mit ihrer langjährigen Expertise für ein Gespräch zur Verfügung, um gemeinsam abzuschätzen, welche Folgen die neuen Corona-Regeln für die Tourismusbranche haben. „Die wirtschaftliche Gewichtung unserer Branche wurde in den vergangenen Jahren leider massiv unterschätzt“, bekräftigt Petra Thomas. „Hier hoffen wir auf deutlich mehr Bewegung und vor allem auch konkreten Austausch mit den neuen Regierungsparteien.“  

Das Positionspapier des ATV steht zum Download in langer und kurzer Version bereit unter:

https://www.wilde.de/wp-content/uploads/fileupload/ATV_positionspapier_lang.pdf https://www.wilde.de/wp-content/uploads/fileupload/ATV_positionspapier_kurz.pdf

Über das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt:  

Im Aktionsbündnis Tourismusvielfalt (ATV) haben sich 28 touristische Branchenverbände zusammengeschlossen, die weit über 100 Unternehmen mit mehreren zehntausend Arbeitsplätzen vertreten. Die gemeinsame Zielsetzung ist es, die Touristik als Gesamtheit zu erhalten, und die gerechte Förderung für jeden Marktteilnehmer in der Branche zu erreichen. Das Aktionsbündnis Tourismusvielfalt tritt als Verbund gemeinsam und mit einer Stimme auf, vor allem hinsichtlich politischer Forderungen. Nähere Informationen finden sich unter www.tourismusvielfalt.de 

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