Eigenwillige Interpretation zur Lage auf den Intensivstationen
„Die Aussagen des Professors für Management im Gesundheitswesen Reinhard Busse sind wieder ein Schlag ins Gesicht all derer, die täglich auf den Intensiv- und COVID-Infektionsstationen um Gesundheit und Leben der Patienten ringen. Alleine mit seiner Behauptung, deutsche Krankenhäuser hätten ein Interesse daran, die Intensivstationen zu füllen, unterstellt Busse den Ärzten, dass sie Patienten unnötigerweise intensivmedizinisch behandelten. Sein Vergleich mit anderen Ländern, die über deutlich weniger Intensivbetten verfügen, zeigt wie unsinnig derartige Vergleiche sind. Wer keine freien Intensivbetten mehr hat, kann auch keine zusätzlichen Patienten dort versorgen. Busse plädiert offensichtlich dafür, dass Triage zukünftig zum Standard in deutschen Krankenhäusern wird, wenn er es kritisiert, dass schwerstkranke Menschen mit sehr geringen Überlebenschancen noch auf den Intensivstationen behandelt werden. Die Entscheidungen über Therapien treffen allein Patienten mit ihren Angehörigen und den Ärzten. Es ist gerade ein von der OECD bestätigtes Qualitätsmerkmal deutscher Gesundheitsversorgung, dass wir nicht generell Therapien bei geringen Chancen abbrechen müssen, sondern Patienten und Angehörige die Wahlmöglichkeiten haben und unsere Ärzte ihr Bestmögliches tun können, jedes Leben zu retten. Herr Busse wiederholt nun schon seit Monaten widerlegte Vorwürfe und Halbwahrheiten. Die Behauptung, dass wir nicht zu wenig Personal, aber zu viele Patienten hätten, geht an der Versorgungsrealität vorbei. Seine Berechnungen, welche Leistungen besser ambulant erbracht werden könnten, hätten zur Folge, dass zukünftig jeder zweite Krankenhauspatient nicht mehr in der Klinik behandelt werden dürfte. Wer mehr als die Hälfte der Patienten aus den Kliniken aussperren möchte, kann natürlich leicht auch auf die Hälfte der Krankenhäuser verzichten.
Busses Kritik an den Ausgleichszahlungen zeigt leider wieder einmal, dass er das System nicht verstanden hat. Auch Krankenhäuser, die nicht vorrangig COVID-Patienten versorgen, sind bedarfsnotwendig, um die medizinische Versorgung über die Pandemie hinaus aufrechtzuerhalten. In vielen Kooperationen haben Kliniken sich zu Netzwerken zusammengefunden, um die COVID-Versorgung zu organisieren. Dabei übernehmen einige Krankenhäuser zentral die Versorgung von COVID-Kranken, während andere die Regelversorgung aufrechterhalten und den COVID-Kliniken damit den Rücken freihalten.
Alle Kliniken, egal ob somatisch, psychiatrisch oder mit einer bestimmten Spezialisierung, haben extreme Erlösausfälle, weil die Fallzahlen zurückgegangen sind. Was Herr Busse hier fordert, ist eine kalte Strukturbereinigung durch die Pandemie. Was wir stattdessen benötigen, sind aktive sektorenübergreifende Struktur- und Versorgungsplanung sowie eine Reform des DRG-Systems. Das lässt sich aber keinesfalls mitten im laufenden Notbetrieb einer Pandemie umsetzen.“
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) ist der Dachverband der Krankenhausträger in Deutschland. Sie vertritt die Interessen der 28 Mitglieder – 16 Landesverbände und 12 Spitzenverbände – in der Bundes- und EU-Politik und nimmt ihr gesetzlich übertragene Aufgaben wahr. Die 1.914 Krankenhäuser versorgen jährlich 19,4 Millionen stationäre Patienten und rund 21 Millionen ambulante Behandlungsfälle mit 1,3 Millionen Mitarbeitern. Bei 97 Milliarden Euro Jahresumsatz in deutschen Krankenhäusern handelt die DKG für einen maßgeblichen Wirtschaftsfaktor im Gesundheitswesen.
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