Gendern hoch im Kurs: Wilde & Partner befragt Kommunikationsabteilungen nach ihrer Einstellung
Gender-Formen auf dem Vormarsch
96 Prozent der Unternehmen, die Gender-Formen nutzen, tun dies sowohl extern als auch intern – lediglich vier Prozent gendern ausschließlich für interne Zwecke. Besonders bei offizieller, nach außen gerichteter Kommunikation achten die Fachabteilungen auf eine gendergerechte Sprache. Das „Wie“ ist dabei recht ausgewogen: Mit knapp 35 Prozent nutzen etwas mehr als ein Drittel der PR-Verantwortlichen Paar- und Doppelformen wie „Teilnehmerinnen und Teilnehmer“. Rund 30 Prozent verwenden Gender-Zeichen als Platzhalter für alle, die sich weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zuordnen lassen, also „TeilnehmerInnen, Teilnehmer*innen, Teilnehmer_Innen, Teilnehmer/innen, Teilnehmer:innen“. Mit ebenfalls ca. 30 Prozent entspricht dies auch in etwa der Zahl an Befragten, die ihren Fokus auf neutrale Formulierungen oder Kollektivbezeichnungen wie „Kontakt“ statt „Ansprechpartner“ legen.
Eine moderne Gesellschaft mit diverser Sprache als Maßstab
Darüber hinaus fragte Wilde & Partner, warum es den Unternehmen bzw. ihren Pressestellen ein Anliegen ist zu gendern. Hier spielen vor allem gesellschaftliche Hintergründe eine Rolle: Es gehe auch im Sprachgebrauch um die gesellschaftliche Verantwortung der Unternehmen, so 28 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Förderung von mehr Diversität und Vielfalt in der Unternehmenskultur ist für 26 Prozent einer der Gründe. Knapp 25 Prozent nehmen Sprache als Abbildung unserer Realität zum Anlass – und diese Realität sei eben nicht allein „männlich“. Für 11 Prozent ist das Thema bzw. dessen Umsetzung auch Ausdruck eines gesellschaftlichen Fortschritts und rund acht Prozent dient es dazu, agiler, offener und progressiver zu wirken.
Einige Befragte merkten darüber hinaus an, dass sie oftmals gleichberechtigt verschiedene gendergerechte Formen nutzen. Teils spielen sogar ganz profane Gründe eine Rolle, wenn Gendern noch nicht stringent durchgezogen wird: Ein Beispiel hierfür sind (noch) nicht aktualisierte Webseitentexte aufgrund fehlender Ressourcen bisher.
Gegenstimmen gegen Gendern – offene Debatte vs. Cancel Culture
Das Gros der Befragten gendert in den jeweiligen Pressestellen – doch was sind die Gründe derer, die es nicht tun, und sich mit 18 Prozent in der Minderheit finden? Mit ca. 22 Prozent ist es für mehr als ein Fünftel das Sprachempfinden bzw. um nicht von Inhalten abzulenken. Aus ihrer Sicht löse Gendern Irritationen aus und eine gegenderte Sprache wirke zumeist künstlich und ungewohnt. An das Sprachempfinden reiht sich auch das Argument der besseren Lesbarkeit, welche 17 Prozent der Leiterinnen und Leiter Texten ohne Gender-Formen bescheinigen. Für knapp 20 Prozent ist es schlicht eine Frage des Wollens: Aus ihrer Sicht solle Gendern niemandem aufgezwungen werden.
Befürworterinnen und Befürworter merkten punktuell an, dass Gendern durchaus unpraktisch sein könne – es das jedoch auch dürfe: Aus ihrer Sicht diene es als Erinnerung daran, dass eine Sprache wachsen muss und kann, um gesellschaftliche Veränderungen auf den Weg zu bringen.
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