Omikron beschäftigt die Märkte: Keine Euphorie im Dezember
Nur die Ruhe
„Aus unserer Sicht ist es weiterhin nicht möglich, kurzfristige Volatilität am Aktienmarkt oder Reaktionen der jeweiligen Regierung auf die Ausbreitung von Omikron vorherzusagen", beruhigt Grüner. Er sei jedoch davon überzeugt, dass erneute Beschränkungen nicht automatisch zu einem Rückgang der Aktienkurse führen.
Neue Variante, altes Prinzip
Zwar mögen die Varianten unterschiedlich sein, aber die COVID-Politik in ganz Europa sehe aktuell sehr ähnlich aus wie im Herbst vergangenen Jahres. „In der Hoffnung, die zweite Welle einzudämmen, wurden von Oktober bis Dezember 2020 partielle Lockdowns durchgeführt", erläutert Grüner. „Einige europäische Länder verlängerten die Maßnahmen bis zum April 2021.“ Sie hätten für wirtschaftlichen Gegenwind gesorgt, seien aber keine Wiederholung der knallharten Maßnahmen des Frühjahrs 2020 gewesen, als die initiale COVID-Ausbreitung eine flächendeckende Stilllegung der globalen Wirtschaft erzwungen hätte.
Das BIP der Eurozone sei im vierten Quartal 2020 um 0,4 Prozent geschrumpft und im ersten Quartal 2021 um 0,2 Prozent. „Dadurch ist die gefürchtete „Double-Dip-Rezession“ eigentlich erfüllt worden", so Grüner. Die Aktienmärkte hätten sich allerdings dynamisch nach oben bewegt. „Bevor der Rückgang in den Daten sichtbar wurde, mussten die Märkte im Oktober 2020 dann einen kleinen Rückschlag hinnehmen und beendeten das Aktienjahr 2020 mit einem sehr guten Jahresergebnis – ganz nach dem typischen Prinzip ‘Aktienmärkte blicken in die Zukunft‘“. Im Vergleich zur ersten Welle zeige sich bereits deutlich ein gewisser ‚Gewöhnungseffekt‘, der auch in zukünftigen Wellen zu beobachten sein werde.
Omikron bringt trotzdem neue Unsicherheit
Das bedeute aber nicht, dass die Aktienmärkte einem ganz bestimmten COVID-Muster folgen werden. Omikron und mögliche wirtschaftliche Beschränkungen seien nur einige von vielen Variablen, die Einfluss auf die Marktstimmung ausüben können. „Kurzfristige Schwankungen bleiben unvorhersehbar, es bleibt lediglich festzuhalten, dass neue Beschränkungen – selbst solche, die zu einer wirtschaftlichen Kontraktion führen – nicht automatisch den laufenden Bullenmarkt aus der Bahn werfen", analysiert Grüner. Die diesjährigen Beschränkungen seien weitgehend lockerer als die Beschränkungen vor genau einem Jahr, welche wiederum viel lockerer als im Frühjahr 2020 gewesen sein. Letztendlich gehe es um die Frage, ob sich die Schockphase aus dem Frühjahr 2020 wiederholen kann. „Diese Wahrscheinlichkeit ist aktuell sehr gering", resümiert Grüner.
Fazit
Grüner halte es weiterhin für falsch, auf ängstliche Schlagzeilen und kurzfristige Volatilität zu reagieren. Wer langfristig aktienmarktähnliche Renditen erreichen will, müsse vor allem im reifen Bullenmarktzyklus standfest agieren. „COVID wird die Märkte noch eine ganze Weile beschäftigen,“ sagt Grüner. „Wobei es als positiver Effekt zu sehen ist, dass die flächendeckende Euphorie durch Omikron wieder etwas weiter in die Ferne gerückt ist – was nach einem Aktienjahr mit diesem hohen Wertzuwachs alles andere als selbstverständlich ist.“
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