Demeter stellt Forderungskatalog zur Agrarwende vor: 30% Bio – die Chance für Landwirtschaft und Umwelt
Immer noch werden große Mengen von chemisch-synthetischen Pestiziden in der Landwirtschaft eingesetzt, im Ökolandbau sind sie allerdings verboten. Rückstände dieser Pestizide finden sich in Lebensmitteln, im Boden, im Grundwasser. Sie tragen dazu bei, dass auf Äckern kaum noch Wildpflanzen wachsen – die wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten sind. Und Pestizide wandern zudem in die Nahrungsketten der Verbraucher.
Demeter fordert: Jetzt handeln!
Um das 30-Prozent-Ziel zu erreichen, müssen Bund, Länder und Verbände jetzt gemeinsam ihre Kraft in den Umbau in Richtung Nachhaltigkeit setzen. Der Demeter Verband stellt aktuell dazu fünf Forderungen auf:
- 30% der Fördermaßnahmen im Agrarbereich – bei Investitionsbeihilfen, Gemeinsamer Agrarpolitik sowie Förderprogrammen müssen für den Aus- und Umbau zu ökologischer Landwirtschaft bereitgestellt werden
- 30% der Speisen in öffentlichen Kantinen und Mensen sollten aus Bio-Produktion stammen. Ernährungsräte fördern, Beratungsdienste sollten zum Einsatz von mehr Bio in Firmenkantinen beratend zur Seite stehen
- 30% der Gelder für die Agrarforschung müssen in Projekte fließen, die für den Ökolandbau wichtige Fragen bearbeiten
- 30% Bio muss sich in Lehrplänen und Ausstattung für die Berufsausbildung an den landwirtschaftlichen Hochschulen sowie in der Beratung widerspiegeln,
- 30% der Personalkapazität in den Ministerien und Behörden sollte sich den ökologischen Fragen und Förderungen widmen.
Dazu Demeter-Vorstand Alexander Gerber: „Bio-Qualität hat viel Marktpotential – denn es genießt zurecht große Sympathien bei den Menschen. Das ehrgeizige 30-Prozent-Ziel ist aber nur mit einem guten Plan und entschlossenen Schritten zu schaffen. Bäuerinnen und Bauern brauchen Gewissheit, damit sie den Umstieg auf Bio wagen können. Bio lohnt sich – und gibt auch konventionellen Betrieben die Chance für wirtschaftliche Stabilität. Unser Fazit lautet deshalb: In der von der Bundesregierung geplanten ‚Zukunftsstrategie Bio‘ muss ressortübergreifend zusammengearbeitet werden. Mit großer Hoffnung und Dringlichkeit fordern wir deshalb die Ministerien auf: Legen Sie los!”
Hintergrund:
Der biodynamische Landbau erhält seit 1924 fruchtbare Böden und arbeitet im Einklang mit der Natur – ganz ohne chemische Pestizide und Herbizide, die Mensch, Tier und Umwelt belasten. Studien belegen, dass im Gegensatz zu konventionell bewirtschafteten Vergleichsflächen biodynamischer und biologischer Landbau:
- Grund‐ und Oberflächenwasser schützen
- den Eintrag von Nitrat‐ und Pflanzenschutzmitteln drastisch vermindern
- die Bodenfruchtbarkeit verbessern
- deutlich mehr Bodenlebewesen und Humus entstehen lassen
- die Artenvielfalt im Landbau erhalten und sogar fördern
Das bedeutet: Im Mittel finden sich fast doppelt so viele Pflanzenarten auf einem Bio-Acker als auf konventionellen Vergleichsflächen. Die Folge: Hier finden sich auch mehr Arten von Feldvögeln und blütenbesuchende Insekten. Das alles beweisen wissenschaftliche Studien.
Mehr Informationen: Heinrich-Boell-Stiftung (Hrsgb.): Pestizidatlas 2022: Gifte in der Landwirtschaft; Thünen Report 65 (2019)
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