Ein Profi im Färben, Föhnen und Frisieren
Eigentlich wollte die Meisterin in der ungewissen Lage noch keine Verantwortung für einen Azubi übernehmen. Eigentlich. Denn nach der härtesten Lockdown-Phase im ersten Corona-Jahr wäre sie von Kundenterminen überrannt worden. Hilfe musste her und die kam in Form von der jungen Blombergerin. „Mit Julia, das hat einfach gepasst.“ So gut sogar, dass sie jetzt von der Handwerkskammer für Ostfriesland zum Lehrling des Monats ausgezeichnet wurde. Dirk Bleeker, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, hat die Frauen im Salon Hairytales besucht. „Es ist immer toll, engagierte Jugendliche zu sehen, die ihren Weg im Handwerk gehen“, sagt er. Und das, obwohl Julia Freese keinen guten Start in den Beruf hatte. Nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr ihrer Lehrzeit, wagte sie, zu Ina Albers zu wechseln, mit positivem Ausgang. Die ehrgeizige Frau zeigt nicht nur im Betrieb Bestleistungen, sondern „weist auch in der Theorie sehr gute Noten auf“, so Bleeker.
In ihrer Familie ist sie die dritte Generation im Friseurhandwerk. „Besonders meine Oma ist sehr stolz darauf“, berichtet die 22-Jährige. Ihre Berufung sieht sie in der Beauty-Branche: „Das interessiert mich einfach alles – die Mode, die Kosmetik und das Frisieren. Ich mag es, Kunden zu verschönern und nette Gespräche zu führen. Das ist für mich dann keine Arbeit.“ Besonders die Trendfärbetechnik „Balayage“, das Färben von sanften Übergängen, liegen ihr. In der Findungsphase direkt nach der Schule entschloss sie sich, zunächst ein „Work and Travel“-Jahr in Australien anzugehen. „Ich liebe es, in andere Länder zu reisen und große Städte zu besuchen“, erzählt die junge Frau, die unbedingt einmal die USA erkunden möchte.
Die zahlreichen Jobs als Au Pair, in der Landwirtschaft, als Zimmerservice-Kraft oder Deutschnachhilfelehrerin haben sie auch auf das Berufsleben vorbereitet. „Sie ist sehr offen und sicher im Umgang mit den Kunden“, lobt Ina Albers. Während ihrer Arbeit sei sie sehr detailverliebt und lege viel Wert auf Perfektion. Dabei sei sie sehr verlässlich, selbstständig und bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Regelmäßig bietet die 32-jährige Chefin ihren zwei Auszubildenden – eine ist im letzten Sommer hinzugekommen – Übungsabende an. „Viele Seminare sind in der Corona-Zeit ausgefallen. Und per Videokonferenz zuschauen, davon lernt man die Praxis nicht“, erklärt die Ausbilderin. So musste die angehende Friseurin auf vieles verzichten. Dennoch klappte ein einwöchiger Betriebsaustausch in einem Bielefelder Salon. Dort konnte Julia Freese etwas Großstadtflair schnuppern.
Die Multitalente bieten die komplette Bandbreite des Friseurhandwerks an sechs Frisierplätzen an: Farbe, Schnitt, Locken oder aufwendige Frisuren für Damen, Herren und Kinder. Auch Bräute werden mit einem besonderen Service bedient. „Ich mache Hausbesuche. Das ist dann einfacher für die Kundinnen“, erzählt Ina Albers, deren Einzugsgebiet sich bis nach Wiesmoor erstreckt. Das stamme noch aus den Zeiten vor dem Salon, als sie als mobile Friseurin unterwegs war.
Konkrete Pläne nach den Abschlussprüfungen im Sommer hat Julia Freese noch nicht. In der Beauty-Branche sieht sie vielfältige Aufstiegschancen und Verdienstmöglichkeiten. Vielleicht zieht es sie dann irgendwann in die Großstadt. Zunächst möchte sie im Salon weiterarbeiten und „abwarten, wie es mit Corona weitergeht“.
Mit der Ehrung zum Lehrling des Monats weist die Handwerkskammer für Ostfriesland auf die Chancen und Perspektiven einer Ausbildung im Handwerk hin. Jeder Betriebsinhaber und jede Betriebsinhaberin kann einen Vorschlag einreichen. Ansprechpartner Dieter Friedrichs ist erreichbar unter Telefon 04941 1797-58 oder per Mail d.friedrichs@hwk-aurich.de. Ausschreibungsunterlagen gibt es unter www.hwk-aurich.de.
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