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Fast wie in echt

Unter normalen Umständen hätte Bundesjugendministerin Anne Spiegel den Landjugend-Messestand besucht. Denn „Landjugend steht für 100.000 junge Menschen, die dafür sorgen, dass auf dem Land richtig was los ist“, sagte sie beim offiziellen Startschuss des Landjugend-Grüne-Woche-Programms im digitalen Landjugenddorf, wo sie dem rund 600-köpfigen Publikum versprach, ihren Besuch im Jahr 2023 nachzuholen.

In enger Kooperation von Landes- und Bundesebene ist es dem Bund der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) gelungen, ein beeindruckendes Ersatz-Angebot für die Internationale Grüne Woche (IGW) auf die Beine zu stellen. „Dass ich morgens im Weinberg arbeiten und abends im coolsten Landjugenddorf aller Zeiten feiern kann, hätte ich mir so nicht ausmalen können“, bringt Mara Walz die Faszination der Verbindung zweier Welten auf den Punkt.

Trubeliges Landjugendgefühl, politische Auseinandersetzung, herzliche Wiedersehensfreude, gemeinsames Lachen und neue Leute treffen – all das gelang bei der digitalen BDL-Jugendveranstaltung spielerisch leicht. „Natürlich hätten wir uns alle lieber in echt gesehen“, räumt die stellv. BDL-Bundesvorsitzende wehmütig ein, aber „das war ein richtiger Landjugend-Treffpunkt und vieles davon haben wir noch gar nicht entdeckt“.

Die Westfälisch-Lippische Landjugend hatte die Ärmel hochgekrempelt und aus dem geplanten Landjugendstand auf der Messe in Berlin ein digitales Landjugenddorf gemacht. Ein würdiger Ort, um die Premiere von „Einer von der alten Schule“ zu erleben und die Landjugend Württemberg-Baden zu feiern, auf deren Konto der erste IGW-Landjugendfilm geht.

Hunderte Avatare, hinter denen mal eine:r, mal zwei, drei, vier oder mehr junge Menschen standen, erlebten in zwei Treckerkinos die Uraufführung, die mit viel Herzblut und Kreativität über mehrere Monate hinweg entstanden war. Rund 25 ehrenamtlich Aktive hatten die kuriose Zeitreise entwickelt, geschrieben und schließlich gedreht. Ihnen gebührten völlig zurecht die Standing Ovations – im digitalen Format durch die vor Begeisterung tanzenden Figuren bestens zu sehen und bei der anschließenden Premierenfeier ein paar virtuelle Ecken weiter auch deutlich zu hören.

„Ob sie den direkten Weg in die Westfalenschänke nahmen oder sich die Zeit nahmen, das gut ausgeleuchtete Landjugenddorf mit Tenne und Landjugendhaus zu erkunden, war völlig egal. Wir haben geredet, am Springbrunnen gemeinsam getanzt, am Feuer gequatscht, Verstecken gespielt … –  worauf wir gerade Lust hatten. Die WLL hat da eine Plattform gebaut, die stabil lief, Spaß macht, gemeinsames Arbeiten erlaubt und auch die so wichtigen Rand-, Kaffee- und Klogespräche“, freut sich Mara.

Obendrein haben viele bei der kleinen Schatzsuche das Motto des Dorfes „Landjugend heute – versorgt euch morgen“ entdeckt. „Eine klare Botschaft, auch wenn sie eigentlich für den Stand auf der realen Messe entwickelt worden war“, sagt die stellv. BDL-Bundesvorsitzende. Gleiches gelte auch für die Umfrage nach den wichtigsten Landjugendforderungen. Von der WLL in den digitalen Raum transformiert, hält das Dorfpublikum „den grundgesetzlichen Anspruch auf digitale Beteiligung und digitale Grundversorgung“ für am wichtigsten, gefolgt von der Landjugendforderung, „die öffentliche Daseinsvorsorge als Ganzes anzugehen. Das Gemeinwohl muss vor wirtschaftlichen Interessen stehen“. Ebenso wichtig ist für die Landjugend, dass „immer, wenn gesellschaftliche Verständigungs- und Entwicklungsprozesse ausgehandelt werden, faire Formate der Beteiligung für junge Menschen implementiert werden“. Wie wohl das Ergebnis ausgefallen wäre, wenn nicht nur die Landjugend, sondern auch die Messegäste auf der IGW abgestimmt hätten?  

Fakt ist: Die IGW-Bilanz der Landjugend wäre ohne das Dorf nicht halb so gut ausgefallen, schätzt Mara Walz ein. „Weil alles ging, aber keiner musste, weil sich alle frei bewegen konnten und doch in der Gruppe unterwegs waren. Das ist nicht irgendeine Videokonferenz, das ist gemeinsames digitales Landjugend-Erleben“, sagt sie und zieht den Hut vor der Westfälisch-Lippischen Landjugend, die den digitalen Treffpunkt mit Ideen und Leidenschaft, Zuversicht und digitalem Sachverstand ermöglicht hat.

Und das Landjugenddorf hat Potenzial. Die ersten Anfragen für Landesversammlungen und Veranstaltungen laufen bereit, Arbeitstreffen sind geplant… „Bei allem freuen wir uns auf die Internationale Grüne Woche vom 20. bis 29.1 2023, bei der wir uns hoffentlich endlich wieder unterm Funkturm in Berlin treffen. Mit Landjugendstand auf dem ErlebnisBauernhof und der BDL-Jugendveranstaltung mit Theater-Weltpremiere der Hessischen Landjugend und der neuen Bundesjugendministerin auf dem Berliner Messegelände“, kündigt BDL-Vize Mara Walz an.  

Mehr zu den Grüne-Woche-Veranstaltungen unter www.landjugend.de bzw. unter dorf.wll.de.

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