Späte Dynamik – Holpriger Start ins Jahr 2022
US-Kongresswahlen als wichtiger Faktor
Die US-Politik, insbesondere die Kongresswahlen am 8. November, würden wesentlich zur Erklärung des wahrscheinlichen Kursverlaufs der Aktienmärkte im Jahr 2022 beitragen. Zwischenwahljahre würden ihre Dynamik typischerweise erst im späteren Jahresverlauf entwickeln. Dagegen sei die erste Jahreshälfte von moderaten Renditen mit größeren Schwankungsbreiten geprägt. „Im Vorfeld der Wahl wird die Marktstimmung immer wieder durch steigende Unsicherheit im Rahmen aggressiver Wahlkampfrhetorik gedämpft. Erst wenn die Aktienmärkte die hohe Wahrscheinlichkeit einer verstärkten politischen Blockade einpreisen, kann sich die positive Dynamik entfalten. Dieses Prinzip ist kein Timing-Instrument, aber aus unserer Sicht ein lehrreiches Muster, dessen Berücksichtigung eine gesunde Erwartungshaltung ermöglicht“, erläutert Grüner. Erleichternd für die Märkte komme weiterhin hinzu, dass die Tendenz zur politischen Blockade ein typisches Phänomen bleibe – nicht nur in den USA, sondern in sämtlichen westlichen Industrieländern.
Politik ist nicht alles
Die Marktstimmung könnte im Jahr 2022 aus den verschiedensten Gründen getrübt werden. Gleich zu Beginn des Jahres habe die Reaktion der Märkte auf die erwartete Zinserhöhung der Fed einen Vorgeschmack darauf geliefert. „Wenn Inflation, Omikron (und vielleicht noch weitere Varianten), geopolitische Spannungen und vieles mehr die Schlagzeilen belegen, ist der berühmte „kühle Kopf“ gefragt. Diese Befürchtungen könnten sich zumindest kurzfristig auch bewahrheiten, wenn es aufgrund panischer Reaktionen zu einem Rückschlag an der Börse oder einer ausgeprägten Korrektur kommt“, so Grüner. Aber diese unruhigen Phasen würden vorübergehen: „Die Marktteilnehmer werden erkennen, dass die Fed keinen großen Einfluss auf die Wirtschaft hat. Die Inflationsraten werden nicht mehr durch den Basis-Effekt nach oben getrieben wie im Jahr 2021 und die Probleme in den Lieferketten werden sich relativieren, da die Welt immer besser mit COVID zurechtkommen wird. Je mehr Menschen anerkennen, dass das Leben auch trotz neuer COVID-Varianten weitergeht ‒ und je besser die wirtschaftlichen Indikatoren sind ‒ desto mehr werden diese Ängste an Kraft verlieren“, analysiert Grüner. In Summe seien Anleger im Jahr 2022 mit einer Reihe von Unsicherheiten konfrontiert, die sich im Laufe des Jahres abbauen könnten.
Fazit
Anleger, die langfristiges Wachstum mit aktienmarktähnlichen Renditen anstreben, müssten auch im Börsenjahr 2022 ihre Geduld unter Beweis stellen. Tendenziell sei das zweite Halbjahr dafür prädestiniert, eine stark positive Dynamik zu entfalten. „Am Ende geht es allerdings nicht um Timing-Versuche, viel eher geht es darum, investiert zu sein – der Markt wird niemals exakt ankündigen, wann er zu einer Zwischenrallye ansetzt. Das typische Prinzip ist im Jahr 2022 voll gültig, dass die langfristig überlegenen Renditen der Aktienmärkte das Resultat eines geduldigen und rationalen Anlegerverhaltens sind“, bilanziert Grüner. Denn dass der Weg dorthin zeitweise beschwerlich ist, sei im spätzyklischen Bullenmarkt sehr typisch.
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