Finanzen / Bilanzen

Typisch spätzyklisch: Sorgen um die Marktbreite

In der Finanzpresse machen neue Befürchtungen die Runde: Immer weniger Aktien entwickeln sich gut ‒ eine sogenannte Verringerung der Marktbreite tritt auf. In der Folge werde der laufende Bullenmarkt als „anfällig“ für ein baldiges Ende bezeichnet. Dabei gebe es verschiedene Möglichkeiten, die Marktbreite zu messen: „Einige beachten das Verhältnis zwischen steigenden und fallenden Aktien, wir bevorzugen dagegen die Betrachtung, wie viele Aktien sich im Vergleich zum jeweiligen Gesamtindex überproportional gut behaupten“, so Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments. Um die aktuellen Sorgen richtig einzuordnen, mache eine Standortbestimmung wie immer Sinn.

Der typische Zyklus
Viele Aktientitel mit geringer Marktkapitalisierung und konjunktursensible Value-Titel – die zahlenmäßig die Mehrheit des Marktes stellen – leiden im Bärenmarkt erheblich, schießen jedoch bei einer Wiederbelebung der Wirtschaft nach oben, da sie überproportionales Gewinnwachstum verzeichneten. „Aktienmärkte antizipieren diese Situation frühzeitig, weshalb in einem normalen Marktzyklus Small Cap- und Value-Aktien zu Beginn führend sind und in der Regel für eine ausgeweitete Marktbreite sorgen“, erläutert Grüner.

Mit zunehmender Reife des Bullenmarkts verlangsame sich die Wachstumsdynamik und die Führungsrolle werde von Wachstumswerten mit hoher Marktkapitalisierung übernommen, welche über Qualitätsmerkmale verfügen, die sie relativ unabhängig von den Wachstumsaussichten der breiten Wirtschaft machen. „Da es zahlenmäßig nicht so viele Aktien mit hochwertigen Wachstumsmerkmalen gibt, nimmt die Marktbreite ab“, meint Grüner.

Der COVID-Bärenmarkt war anders!
Als die dynamische Aufwärtsphase des S&P 500 im März 2020 begann, lag die Marktbreite nur bei 40 Prozent, gemessen am Verhältnis, wie viele Aktien den Gesamtindex übertreffen. „Dieser Wert ist untypisch gering für den vermeintlichen Beginn eines „neuen“ Bullenmarkts! Viel eher verdichten sich die Hinweise, dass der kurze und heftige Rückgang im Frühjahr 2020 den übergeordneten Bullenmarktzyklus seit dem Jahr 2009 nicht komplett zurücksetzen konnte. Der „neue“ Bullenmarkt seit März 2020 hat seine typisch spätzyklischen Eigenschaften von Beginn an in sich getragen“, analysiert Grüner.

Da eine Verringerung der Marktbreite typisch sei für einen reifen Bullenmarkt, greife im Grunde also aktuell die Angst vor einer Eigenschaft um sich, die für eine spätzyklische Standortbestimmung völlig normal erscheine. „Ein weiteres Indiz dafür, dass die Aktienmärkte noch genügend Spielraum nach oben haben – denn ungerechtfertigte Ängste, die sich sukzessive auflösen können, sind eine mächtige Triebfeder“, stellt Grüner fest. Die Geschichte zeige zudem, dass sich die Marktbreite mit zunehmendem Alter des Bullenmarkts zwar verenge, es aber keinen magischen Wert gebe, der ein akutes Problem signalisiert. „Aktuell beträgt die Marktbreite im S&P 500 rund 44 Prozent, bereits in den Jahren 2012, 2014 und 2018 wurde der Wert von 40 Prozent unterschritten. Keiner dieser Zeitpunkte signalisierte ein bevorstehendes Ende des Bullenmarkts“, so Grüner.

Fazit
„Unserer Ansicht nach zeigen die Befürchtungen über die geringe Marktbreite zwei Erkenntnisse über die aktuelle Marktstimmung. Zum Ersten ist die Stimmung noch weit von einer Euphorie entfernt. Diese Euphorie würde die Erwartungen der Anleger auf ein Niveau treiben, mit dem die Realität nicht mehr mithalten kann – der typische Beginn eines Bärenmarkts. Und zum Zweiten ist die spätzyklische Standortbestimmung immer noch ein äußerst wirksames Hilfsmittel, um ungerechtfertigte Ängste als solche zu enttarnen“, bilanziert Grüner.

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Über die Grüner Fisher Investments GmbH

Grüner Fisher Investments (GFI) ist eine Vermögensverwaltungsgesellschaft mit eigenem Ermessensspielraum, die vorwiegend vermögende Privatpersonen und Familien in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut. Grüner Fisher Investments ist Mitglied im Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) und ist ein durch die BaFin lizensiertes und beaufsichtigtes Institut. GFI wurde als Top-Vermögensverwalter von Capital (2019), als Top-Arbeitgeber im Mittelstand (2019) von Focus und als "Great Place to Work" (2020, 2021) von Great Places to Work ausgezeichnet. Das Unternehmen ist eine deutsche Tochtergesellschaft von Fisher Investments in den USA, einem der größten unabhängigen Vermögensverwalter der Welt. Zum 31.03.2021 verwaltete Fisher Investments und seine Tochtergesellschaften ein Vermögen von über 143 Mrd. EUR – über 93 Mrd. EUR für nordamerikanische Privatanleger, 34 Mrd. EUR für institutionelle Anleger, 14 Mrd. EUR für europäische Privatanleger und 1 Mrd. EUR für die Altersvorsorge kleiner und mittlerer Unternehmen in den USA. Fisher Investments unterhält vier Hauptgeschäftsgruppen: US Private Client, Institutional, Private Client International und 401(k) Solutions, die einen globalen Kundenstamm bedienen. Der Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, Ken Fisher, schrieb von 1984 bis 2016 die Forbes-Kolumne "Portfolio Strategy" und ist damit der am längsten ununterbrochene Kolumnist in der Geschichte der Zeitschrift. In den letzten Jahren erschienen Ken Fishers Kolumnen durchgängig in den wichtigsten Medien in fast allen westeuropäischen Ländern, einschließlich Focus Money in Deutschland, sowie in wichtigen asiatischen Ländern, und damit in mehr Ländern und mit mehr Umfang als jeder andere Kolumnist in der Geschichte. Fisher ist außerdem Autor von 11 Büchern, darunter vier New York Times-Bestseller zum Thema Finanzen und Investieren.

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