Wandel und Umbau brauchen wirtschaftliche Perspektive
Der Indexwert des Konjunkturbarometers falle mit 8,8 im Dezember 2021 gegenüber 10,6 aus der vorangegangenen Befragung von September 2021 sogar etwas niedriger aus, so Rukwied. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage fällt gegenüber der Septembererhebung zwar etwas besser aus, die Hoffnungen auf eine künftig bessere wirtschaftliche Lage sind dagegen weiter gesunken.
Trotz der schlechten wirtschaftlichen Stimmung ist noch etwas Investitionsbereitschaft der Landwirte vorhanden, vor allem bei Maschinen und Geräten, Hof- und Stalltechnik und Erneuerbaren Energien. Bei Wirtschaftsgebäuden bleibe das geplante Investitionsvolumen indes unverändert niedrig. Gründe dafür sind wenig Planungssicherheit und hohe gesetzliche Auflagen.
DBV-Präsident Rukwied wörtlich: „Für uns ist entscheidend, dass unsere Betriebe auch eine wirtschaftliche Zukunftsperspektive haben. Dafür muss mehr Geld auf den Höfen ankommen. Positiv ist, dass der neue Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir dies angehen will und hier nicht nur die Preise an der Ladentheke in den Blick nimmt, sondern auch die Erzeugerpreise. Mit einem Erlösanteil von gerade einmal 21 Prozent an den Ausgaben für Lebensmitteln gibt es keine vernünftige langfristige Perspektive für die Landwirtschaft.“
Eine weitere große Herausforderung ist laut Rukwied der Green Deal. „Der Green Deal darf die Versorgung mit nachhaltig erzeugten heimischen Lebensmitteln nicht konterkarieren. Die EU-Kommission hat die darin enthaltene Farm-to-Fork-Strategie ohne Folgenabschätzung und ohne Beachtung vorhandener Zielkonflikte formuliert. Gerade während der Corona-Pandemie haben wir aber gesehen, wie wichtig eine eigenständige und qualitativ hochwertige Lebensmittelerzeugung ist. Produktionsverlagerungen in Drittländer aufgrund einseitig hoher Auflagen müssen vermieden werden“, sagt Rukwied und bekräftigt, dass ein CO2-Grenzausgleichs-mechanismus auch für Agrarerzeugnisse notwendig sei.
„Der Klimawandel belastet auch die Landwirtschaft. Hier müssen wir handeln“, so Rukwied weiter. „Die Landwirte sind grundsätzlich bereit, über Erneuerbare Energien und gezielten Humusaufbau in Böden noch mehr zum Klimaschutz beizutragen. Wenn die Politik es ernst meint mit der CO2-Neutralität, dann muss sie Landwirte hier unterstützen und Klimaschutzleistungen entsprechend vergüten.“
Auch den eingeschlagenen Weg des kooperativen Natur- und Artenschutzes wolle der Berufsstand weitergehen. DBV-Präsident Rukwied im Wortlaut: „Wir setzen auf kooperative und produktionsintegrierte Konzepte. Schwarz-Weiß-Denken können wir uns nicht leisten; wir müssen Lebensmittelerzeugung und Artenschutz gemeinsam denken. Zudem brauchen wir Technologieoffenheit, um Pflanzen schützen zu können und Ernten abzusichern. Effizienz, Digitalisierung und auch moderne Züchtungstechniken sind der Schlüssel.
Eine Mammutaufgabe sei für die Landwirte der Umbau der Tierhaltung, wie Rukwied verdeutlicht: „Die Landwirte wollen noch mehr Tierwohl umsetzen, sie können diese tiefgreifende Transformation mit Kosten von rund vier Milliarden Euro pro Jahr aber nicht alleine stemmen. Entscheidend ist, dass die neue Bundesregierung nicht bei ihren Ankündigungen stehen bleibt. Mit den Vorschlägen der Zukunftskommission Landwirtschaft und der Borchert-Kommission haben wir die notwendigen Strategien, um die Landwirtschaft und vor allem auch die Tierhaltung weiterzuentwickeln. Diesen Weg gehen wir mit. Jetzt muss es schnell in die Umsetzung gehen, der notwendige Finanztopf geschaffen, eine verbindliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung etabliert und auch die Hürden im Baurecht beseitigt werden.“
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