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Wohin uns die Idee eines Metaversums in Zukunft führen könnte

Seit Science-Fiction-Filmen und -Büchern sind viele Menschen mit dem Gedanken virtueller Welten, in denen man sich „in digitaler Form“ bewegt, vertraut. Und tatsächlich wollen mittlerweile immer mehr Unternehmen aus der Fiktion Realität werden lassen. Neuerdings ist zum Beispiel Facebook daran interessiert, sich von einer reinen Social-Media-Plattform zu einem Tech-Unternehmen zu entwickeln, und macht sich dafür besonders im Bereich eines virtuellen Universums (englisch Metaverse) stark, was sich auch in der kürzlich vollzogenen Namensänderung spiegelt.

Doch was ist das Metaversum eigentlich genau? Welche Chancen ergeben sich dadurch für den (Berufs-)Alltag? Und welche Herausforderungen gilt es bei seiner Umsetzung zu meistern?

Sascha Giese, Head Geek™ bei SolarWinds, hat sich darüber Gedanken gemacht und stellt in Aussicht, wohin uns die Idee eines Metaversums in Zukunft vielleicht noch führt.

Zur Ausgangsfrage: In der Philosophie gibt es den Begriff der Metaphysik. Dieser Denkansatz befasst sich mit der Frage, was hinter der realen Welt liegt (gr. meta = jenseits, physis = Natur) und über den Rand des Bewusstseins hinausgeht. Die Idee an sich ist eigentlich nichts Neues, die Frage nach dem Ursprung und Prinzip des Lebens, dem Dahinterliegenden, begleitet das (philosophische) Denken schon seit der Antike. Dennoch spiegelt sie sich im modernen Begriff des Metaversums auch heute wider, und das nicht nur wegen der Ähnlichkeit der Worte. Auch das Metaversum soll einen Schritt über die bestehenden Grenzen hinaus wagen. Wie und in welcher Form ist das möglich?

Bisher lässt sich das Metaversum am ehesten als eine Ergänzung unserer Realität verstehen. Schon jetzt können wir immer und überall Informationen abrufen und haben Zugriff auf das Wissen der Welt, zum Beispiel mit Hilfe unserer Smartphones. Mit ihnen (und ähnlichen Geräten) können wir auch einen guten Teil unserer Zeit in einer digitalen und medialen Welt verbringen. Social Media und Gaming bieten uns beispielsweise einen virtuellen Platz, an den wir uns flüchten oder begeben können, wann immer uns danach ist, und der unseren Tag um digitale Komponenten erweitert.

Von einer digitalen Welt als tatsächlichem Ersatz für unsere Realität sind wir noch weit entfernt. Allerdings haben uns 5G, Google Glasses und ähnliche Technologien gezeigt, dass in der Theorie schon Vieles vorhanden ist, um auf kurz oder lang den Schritt zum Metaversum zu gehen. Man muss die Errungenschaften nur dementsprechend nutzen oder umfunktionieren. Technologie und Know-How sind in vielerlei Hinsicht also bereits verfügbar, aber für die Umsetzung müssen noch einige weitere Faktoren berücksichtigt werden.

Die folgenden Aspekte verdienen dabei besondere Beachtung:

1. In einem Metaversum spielt Sicherheit eine wesentliche Rolle. Technologie ist angreifbar und schon jetzt muss man sich den Risiken von Hackerangriffen erwehren können. Das wird auch in Zukunft so bleiben und es werden sich auch bei neuen Ansätzen immer wieder Lücken auftun, die Hacker für ihre Angriffe nutzen können und werden. Aktuell ist die größte Gefahr, dass man Smartphones und Computer hackt und sich Zugriff auf die darauf gespeicherten Daten verschafft. Im schlimmsten Fall schaltet jemand die Geräte ab oder zerstört sie von innen heraus. Im Fall von Overlay-Brillen à la Google Glasses wäre eine Abschaltung unangenehm für den Träger, mehr würde aber wohl nicht passieren. Bei Implantaten, wie sie etwa das Videospiel Cyberpunk 2077 prognostiziert, kommt ein weitaus größeres Risiko hinzu. Hier hackt man sich nicht nur in ein Gerät, sondern direkt in den menschlichen Körper. Das ist genauso gefährlich, wie es klingt. Daher sollte auf das Thema Sicherheit schon ab der ersten Stunde der Entwicklung ein besonderes Augenmerk gelegt werden.

2. An der Programmierung entsprechender Technologien und Overlays wird es nicht scheitern. Spiele wie Pokémon Go und diverse Apps zeigen, dass unsere Smartphones aktuell das übernehmen, was im nächsten Schritt etwa eine Brille leisten können wird, eine Art von erweiterter Realität, Augmented beziehungsweise Mixed Reality. Wir können virtuelle Monster jagen oder aber uns zeigen lassen, wie die Regale eines schwedischen Möbelherstellers in unserer Wohnung aussehen würden, einfach dank der Kamera in unserem Telefon. Der nötige Feinschliff, um unseren gesamten Alltag auf solcherlei Technologien basieren zu lassen, wird aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Vor allem, was die Verbreitung und den reibungslosen Gebrauch derartiger Programme angeht.

3. Das Metaversum wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein cloudbasiertes System sein. Serverleistungen werden sich zwar auch weiterhin kontinuierlich steigern. Allerdings sind lokale Server nicht die Zukunft der Technologie. Vielmehr ist es vorstellbar, dass Overlay-Brillen und ähnliche Technologien recht schnell selbst dazu in der Lage sein werden, eine 5G-Verbindung herzustellen. Oder vielleicht sogar schon 6G oder 7G. Die Rechen- und Serverleistung werden dann sicher auch auf Cloudsysteme ausgelagert werden. Eine Ad-hoc-Umsetzung würde aktuell aber an der Hardware scheitern. Nicht, weil diese nicht prinzipiell dazu in der Lage wäre, sondern vielmehr, weil sie nicht leicht verfügbar ist. Die weltweiten Lieferketten sind aus verschiedenen Gründen unterbrochen und die Preise für gute Hardware sehr hoch.

4. Nichtsdestotrotz bringen sich große Unternehmen bereits in Stellung, um die Entwicklung und Umsetzung voranzutreiben. Gerade im Gaming-Bereich kann man erleben, worauf die Entwickler zunehmend abzielen. Das Zauberwort heißt Kundenbindung. Man kann beobachten, dass sich beispielsweise immer noch Spieler jeden Tag in das (bereits im Jahr 2004 erschienene) Rollenspiel World of Warcraft einloggen, und zwar einfach nur, um mit anderen Spielern zu interagieren. Diese konstante und langwährende Interaktion erhofft man sich auch von einem Metaversum. Mit seiner Hilfe möchte man der Kundschaft eine attraktive Möglichkeit zum digitalen Eskapismus bieten – und diesen gleichzeitig auch monetarisieren.

Wie bei jeder disruptiven Technologie hat man Early Adopters, die sie mit Begeisterung aufnehmen und in ihr Leben integrieren. Hier könnte die Gaming-Branche, mit der bereits existierenden Nutzung von Virtual Reality in Form von VR-Brillen, aber auch durch Augmented und Mixed Reality in Form bestimmter Apps, als Einfallstor in die Gesellschaft dienen. Die Möglichkeiten gehen allerdings weit über den Gaming-Bereich hinaus. Virtuelle Meetings, virtuelles Bummeln durch digitale Einkaufszentren oder die Teilnahme an virtuellen Veranstaltungen – das Metaversum wird zu einem festen Bestandteil aller Lebensbereiche werden. Es wird sicher noch ein paar Jahre dauern, aber der nächste Schritt der digitalen Evolution lässt sich nicht aufhalten. Und wenn man alles richtig macht, gibt es auch keinen Grund zur Sorge. Eine überlegte und umsichtige Entwicklung reduziert die Risiken des Metaversums aufs Minimum, während die möglichen Vorteile riesig sein können.

Um abschließend noch einmal auf das Thema Science-Fiction zurückzukommen, sei aber gesagt, dass es keineswegs das Ziel sein sollte, das reale durch ein virtuelles Leben zu ersetzen. Vielmehr sollte es (auch weiterhin) darum gehen, das Uni- durch das Metaversum zu ergänzen, das analoge Leben mit digitalen Komponenten zu bereichern. Komponenten, die das Leben erleichtern und verbessern können, es aber auch einfach spannender und, wenn man so möchte, futuristischer machen.

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