Banken dürfen nicht länger Brandbeschleuniger für Klimawandel und militärische Konflikte bleiben – Fair Finance Guide attestiert nach wie vor Nachhaltigkeitsdefizite im deutschen Bankensektor
- GLS Bank (96%) und EthikBank (92%) erhalten die beste Nachhaltigkeitsbewertung
- Sparda-Bank West (8%), Stadtsparkasse Düsseldorf (23%) und DekaBank (27%) schneiden am schlechtesten ab
- Sparkasse KölnBonn (+8%), DZ Bank (+7%) und Stadtsparkasse Düsseldorf (+6%) leicht verbessert
- Maßnahmen zur Korruptionsvermeidung schneiden zufriedenstellend ab
- Gender-Richtlinien für den internen Bankbetrieb sowie für Finanzierungen und Investitionen bei den meisten Banken ungenügend
- Konventionelle Banken investieren häufig noch in kontroverse Geschäftsmodelle (Rüstung, Kohle, Menschenrechtsverletzungen usw.)
Zum sechsten Mal überprüft der von der Berliner NGO Facing Finance koordinierte Fair Finance Guide Deutschland (FFG) ob bzw. wie deutsche Banken und Sparkassen Menschen- und Umweltrechte beachten. In Kooperation mit dem SÜDWIND Institut und der Verbraucherzentrale Bremen überprüft FFG dabei die veröffentlichten Selbstverpflichtungen von 18 Geldinstituten anhand von 275 Kriterien aus 14 Themen und Sektoren in Bezug auf deren Übereinstimmung mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards. Untersucht wurden die Bereiche Klima, Korruption, Geschlechtergleichheit, Menschen- und Arbeitsrechte, Natur & Umwelt, Steuern, Rüstung und Transparenz. Die Gender-Richtlinien weisen bei den meisten Banken die größten Defizite auf.
Ziel des Fair Finance Guide ist es, für Bankkund*innen mehr Transparenz und Vergleichbarkeit in Bezug auf die soziale und ökologische Bilanz deutscher Banken herzustellen und im Dialog mit Banken deren Richtlinien zu verbessern.
„Immer mehr Kunden wünschen sich einen Finanzdienstleister, der Nachhaltigkeit priorisiert. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass es unabhängige und verbrauchernahe Rankings gibt, die solche Entwicklungen transparent machen“, sagt Christiane Overkamp, Geschäftsführerin der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, die den FFG Deutschland mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen fördert.
Die besten Bewertungen erhalten zum wiederholten Mal die Nachhaltigkeitsbanken GLS Bank (96%), EthikBank (92%) und Triodos* (87%), aber auch die Kirchenbanken KD-Bank (82%) und die Pax-Bank (85%) aus Köln erreichen wieder den grünen Bereich (80% +). Die Neueinsteigerinnen Sparda-Bank West (8%) und DekaBank (27%) sowie die Stadtsparkasse Düsseldorf (23%) bilden die Schlusslichter im Fair Finance Guide.
„Ein intensiver und konstruktiver Dialog mit Banken ist unverzichtbar, denn nur so können wir als Zivilgesellschaft regulatorischen Defiziten entgegenwirken und Banken dauerhaft für mehr Nachhaltigkeit in ihren Anlage- und Finanzierungsentscheidungen gewinnen“, sagt Kleopatra Partalidou, Projektkoordinatorin des Fair Finance Guide.
„Banken dürfen nicht länger die Brandbeschleuniger für Klimawandel und militärische Konflikte bleiben“, fordert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand der NGO Facing Finance, die den Fair Finance Guide koordiniert. „Wenn die EU-Taxonomie Atomkraft und Gas als nachhaltig klassifiziert und solange Rüstungsexporte – besonders an kriegführende Staaten – nicht von der Taxonomie als nicht nachhaltig erfasst sind, werden umfassende Selbstverpflichtungen besonders der konventionellen Banken erforderlich sein“, ergänzt Küchenmeister. In Stichproben konnten für die Deutsche Bank (56), die Commerzbank (24) und die DekaBank (33) die größte Anzahl kritischer Finanzbeziehungen festgestellt werden, u.a. zu kontroversen Rüstungs- und Kohleunternehmen sowie Lithiumproduzenten oder zum Unternehmen Adani Ports and Special Economic Zone Limited, das indirekt bei der Finanzierung des myanmarischen Militärs half.
„Deutsche Unternehmen sind seit 2022 mit dem Lieferkettengesetz dazu verpflichtet, in ihren Lieferketten, also auch bei Investitionen, Menschen- und Arbeitsrechten einzuhalten und durchzusetzen. Das schwache Abschneiden vieler Banken in diesen Bereichen zeigt aber, dass diese Banken ihre Verantwortung noch nicht wahrnehmen“, bedauert auch Ulrike Lohr vom SÜDWIND Institut.
„Da der Wandel hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft und Wirtschaft für alle Verbraucher*innen immer dringlicher wird, wünschen wir uns gerade von den konventionellen Kreditinstituten auf den mittleren und hinteren Plätzen eine stärkere Verbesserung“, kommentiert Dr. Annabel Oelmann, Vorständin der Verbraucherzentrale Bremen.
Hier finden Sie die Bewertung und die Reaktionen der Banken auf die Bewertung durch den Fair Finance Guide (www.fairfinanceguide.de).
Die Überprüfung von Banken des FFG Deutschland mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen wurde unterstützt durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und die schwedische Entwicklungsagentur Sida.
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