Corona-Pandemie wirkt als Hemmnis und als Impulsgeber für Innovationen
Dazu erklärt Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger: „Deutschland ist immer noch Innovationsland. Die Erhebung des ZEW Mannheim zeigt, dass unsere Wirtschaft in der Corona-Krise innovativ geblieben ist. Zwar sind die Innovationsausgaben der Unternehmen im ersten Jahr der Pandemie erstmals seit mehr als zehn Jahren zurückgegangen, aber es deutet sich eine Trendwende an. Sorgen bereiten mir die kleinen und mittleren Unternehmen, die mit weniger Ausgaben planen. Sie brauchen Entlastung, damit ihnen nicht die Puste ausgeht. Wir wollen in ein Innovationsjahrzehnt aufbrechen. Maßgeblich dafür sind große Sprünge und Durchbrüche. Zudem muss das Wissen aus der Forschung auch in den Unternehmen ankommen. Deshalb werden wir der Agentur für Sprunginnovationen mehr Freiheit geben, die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI) gründen und Ausgründungen vorantreiben. Wir können uns nicht länger leisten, diese Potenziale ungenutzt zu lassen.“
„Der Innovationsstandort Deutschland wurde durch Corona in vielen Bereichen ausgebremst. Viele Unternehmen konnten ihre Innovationsvorhaben nicht in geplantem Umfang umsetzen, sie wurden verschoben oder zeitlich gestreckt“, erklärt Prof. Achim Wambach, PhD, Präsident des ZEW Mannheim. „Besonders stark gingen die investiven Ausgaben für neue oder verbesserte Maschinen und Anlagen zurück, sie wurden um zehn Prozent gekürzt.“ Der Rückgang der Innovationsausgaben betraf in erster Linie die Großunternehmen. Die Planzahlen für 2021 und 2022 zeigen jedoch, dass der Rückgang bald wettgemacht werden dürfte. Für das Jahr 2021 ist mit einem Anstieg der Innovationsausgaben um 2,1 Prozent auf 174,1 Mrd. Euro zu rechnen. Im laufenden Jahr 2022 könnten die Ausgaben um weitere 1,2 Prozent auf 176,1 Mrd. Euro ansteigen.
Kleine und mittlere Unternehmen haben im ersten Pandemiejahr ihre Innovationsausgaben in Summe stabil gehalten. Allerdings planen sie – im Gegensatz zu Großunternehmen – mit sinkenden Innovationsbudgets für 2021 und 2022. Für das zweite Pandemiejahr 2021 wird ein Rückgang von sechs Prozent prognostiziert, für das Jahr 2022 ein Minus von acht Prozent. „Im Mittelstand und kleinen Unternehmen wird im dritten Pandemiejahr das Geld für weitere Innovationsanstrengungen knapp. Es steht zu befürchten, dass die wirtschaftlichen Konsequenzen der Pandemie das innovative Rückgrat der deutschen Wirtschaft länger einschränken“, sagt Wambach.
Der Anteil der Innovationsausgaben am Umsatz, die sogenannte Innovationsintensität, blieb 2020 mit 3,3 Prozent auf dem Vorjahresniveau. Dies bedeutet, dass die Innovationsausgaben im selben Ausmaß verringert wurden, wie die Umsätze zurückgingen.
Innovatorenquote stieg im ersten Pandemiejahr
Neben dem Rückgang der Ausgaben hat die Pandemie-Situation in vielen Unternehmen zusätzliche Innovationsaktivitäten angestoßen. Wesentlicher Treiber dieser Innovationen war der Digitalisierungsschub, der mit der Pandemie-Situation einherging. Fast ein Drittel der Unternehmen hat digitale Produkt- und Dienstleistungsangebote ausgeweitet, jedes zweite Unternehmen hat interne Abläufe stärker digitalisiert.
Diese positiven Innovationsimpulse bewirkten, dass die Innovatorenquote – der Anteil der Unternehmen mit Produkt- oder Prozessinnovationen – im ersten Pandemiejahr leicht von 55 auf 56 Prozent anstieg. Auch die direkten wirtschaftlichen Erträge aus Innovationen wie etwa Umsatz mit neuen Produkten oder Kostensenkung durch Prozessinnovationen konnten im Jahr 2020 auf dem Vorjahresniveau gehalten werden.
Gleichzeitig wuchs auch die Zahl der Unternehmen, die sich kontinuierlich mit Forschung und der Entwicklung neuer Produkte und Prozesse befassen, im Jahr 2020– um sieben Prozent auf fast 39.000 Unternehmen des Berichtskreises der Innovationserhebung. Der Anteil der Unternehmen mit kontinuierlichen Innovationsaktivitäten entspricht damit rund 12 Prozent.
Zur Studie
Das ZEW Mannheim untersucht im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) jedes Jahr das Innovationsgeschehen in der deutschen Wirtschaft – gemeinsam mit dem Institut für angewandte Sozialwissenschaften (infas) und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI). Die Studie erfasst Unternehmen mit fünf oder mehr Beschäftigten. Im Jahr 2020 waren dies rund 331.000 Unternehmen mit 18,0 Millionen Beschäftigten und einem Umsatz von mehr als 5,2 Billionen Euro.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
Forschungsfelder des ZEW
Arbeitsmärkte und Personalmanagement; Digitale Ökonomie; Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik; Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement; Marktdesign; Soziale Sicherung und Verteilung; Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement; Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft, Gesundheitsmärkte und Gesundheitspolitik.
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