Der andere Blick auf Israel
Der israelische Soziologe Natan Sznaider schreibt in seinem einführenden Artikel über Israel: „…, dass man von »der« israelischen Gesellschaft an sich nicht sprechen kann. Es sollte besser von »Gesellschaften« in Israel gesprochen werden.“ Und mit Blick auf den Staat Israel: „Es geht letztlich auch um die aktuelle Verwirklichung dessen, was sich im Traum der Zionisten verbarg: dass Israel ein normaler Staat werden könnte. Ein Staat, der seinen Bürgerinnen und Bürgern, egal welcher Religion und Herkunft, Sicherheit bietet. Ein Staat in Frieden, ein Staat, der nicht umstritten ist, und ein Staat, der von der Welt akzeptiert wird.“ Sznaider schreibt weiter: „Trotz Besatzung und all den weiteren Problemen ist Israel auch Alltag und alltägliche Praktiken. Holocaustüberlebende, die in einem Strandcafé eine hebräische Zeitung lesen, die aus Nordafrika stammende Bankangestellte, die einem aus Odessa eingewanderten Juden einen Kredit, und zwar auf Hebräisch, ausstellt. Ein arabischer Professor, der in einem hebräisch geschriebenen Zeitungsartikel gleiche Bürgerrechte einfordert, ein orthodoxer Rabbiner, der in einer Polittalkshow auf Hebräisch mehr Heiligkeit für den Sabbat einklagt und den Zionismus, den er eigentlich ablehnt, dadurch bekräftigt. Junge LGBT-Menschen, die ihre Ehen anerkannt haben wollen. Junge Studentinnen und Studenten, die nach den neuesten Nachtklubs suchen und sich auch die Vorlesungspläne der Freien Universität in Berlin anschauen. Viele Menschen wollen ein kleines, nicht-heroisches und ideologiefreies Leben jenseits der Ideologien führen, ihre Kinder in die Schule schicken, Urlaub machen, sich neue Dinge kaufen, einen Kaffee trinken gehen und den nächsten Tag überleben. In dieser Hinsicht sind diese Gesellschaften in Israel eine beispielslose Erfolgsgeschichte.“
Im Schwerpunkt von Politik & Kultur schreibt Irene Aue-Ben-David über die Jeckes, also deutsche Juden in Israel. Johannes Becke und Beyza Arslan-Tenhan befassen sich mit arabischer Kultur in Israel. Die LGBTQ-Kultur wird von Gilad Padva vorgestellt. Die neue alte Sprache Hebräisch steht bei Benjamin Balint im Mittelpunkt und Anat Feinberg stellt den literarischen Kanon Israels vor. Fashion aus Israel stellt im Mittelpunkt des Beitrags von Tal Leder. Linda Menuhin Abdel Aziz macht auf arabische Musik in Israel neugierig. Über den Erfolg israelischer TV-Serien berichtet Hannah Brown, Marlyn Vinig widmet sich in zwei Beiträgen dem israelischen Film, zum einem dem von Frauen produzierten ultraorthodoxen Film und zum anderen dem Animationsfilm. Street-Art ist das Thema von Tal Lanir. Aktuelle Entwicklungen in der israelischen Tanzszene sind das Thema von Ruth Eshel. Essen ist Geschichte, die durch den Magen geht, bekennt der Koch Tom Franz im Interview mit Theresa Brüheim. Die Verpflichtung, die aus der Bauhaus-Architektur erwächst und die Anforderung, Wohnraum zu schaffen, beschäftigt Sharon Golan. Yosef Garfinkel kommt zu dem Schluss, dass Archäologie in Israel ein nationales Hobby ist.
Der Herausgeber der Zeitung Politik & Kultur und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann, sagte: „In aktuellen Berichten, wie gerade von Amnesty International, wird der Staat Israel oft einseitig kritisiert – bis hin zum Antisemitismus. In der aktuellen Ausgabe von Politik & Kultur wollen wir diesen Bildern etwas entgegensetzen und die Vielfalt, die Widersprüchlichkeit, die Lebendigkeit und das spannende kulturelle Leben Israels zeigen. Die Ausgabe ist eine Einladung, sich mit der Vielschichtigkeit Israels zu befassen und sie ist auch ein Statement gegen Antisemitismus.“
- Politik & Kultur ist die Zeitung des Deutschen Kulturrates. Sie wird herausgegeben von Olaf Zimmermann und Theo Geißler.
- Sie erscheint zehnmal jährlich und ist erhältlich in Bahnhofsbuchhandlungen, an großen Kiosken, auf Flughäfen und im Abonnement: Einzelpreis: 4,00 Euro, im Abonnement: 30,00 Euro (inkl. Porto), im Abonnement für Studierende: 25 Euro (inkl. Porto).
- Die Februar-Ausgabe von Politik & Kultur mit dem Schwerpunkt „Israel: Ein Kulturporträt“ steht auch als kostenfreies E-Paper (pdf-Datei) zum Herunterladen bereit.
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