Die Dummheit des Jahres 2021
Die eingereichten Beiträge betrafen grundsätzliche Einstellungen, die als dumm zu bezeichnen sind (etwa die Annahme, in der Physik sei alles erforscht), vor allem aber aktuelle Themen wie die Verhaltensweisen im Zusammenhang mit der CoronaPandemie, insbesondere die Realitätsleugnung, die grassierenden Verschwörungstheorien, die Impfgegnerschaft, aber auch die Impfbefürwortung. Ausbünde an Dummheit wurden auch in verschiedenen Diskursen, Debatten und politischen Entscheidungen des letzten Jahres ausgemacht. Insbesondere der Beschluss zum Atomausstieg wurde mehrfach als Dummheit genannt. Doch wurde im Gegenzug auch die Fortsetzung der Energiegewinnung durch Atomkraftwerke als dumm bezeichnet. Einige Vorschläge betreffen den menschlichen Umgang mit unserem Planeten. Nicht nur die Vernachlässigung des Klimaschutzes wurde als Dummheit genannt, sondern (aus finanziellen Gründen) auch dieser selbst. Mehrere Beiträge nannten aktuelle gendergerechte Sprachregelung „dumm“. Und auch einzelne Verhaltensweisen und Äußerungen verschiedener Politiker wie von Armin Laschet, Alice Weidel, Karl Lauterbach oder Friedrich Merz haben es auf die Vorschlagsliste gebracht. Das Gleimhaus wird am 3. März 2022 eine Diskussionsveranstaltung zu den verschiedenen Vorschlägen veranstalten.
Einige Vorschläge waren, teils unter direkter Bezugnahme auf den Namensgeber des Gleimhauses, den Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim, gereimt. Eine Prosaminiatur wurde eingereicht sowie auch zwei Vorschläge für Ausstellungen. Alexander Kluge war besonders fasziniert von der Vorschlagsidee „Lachen und Weinen“, seien doch hier grundsätzliche menschliche Empfindungen angesprochen. Die Vernunft allein reiche nicht aus, wenn es darum gehe, zu verstehen, wie Menschen und Gesellschaften Dummheiten begingen.
Bei der Auseinandersetzung mit den für ihn überaus interessanten Vorschlägen betonte Alexander Kluge, dass Dummheit nicht angeboren, vielmehr erworben sei und dass es wichtig sein, den Gründen von Dummheit und Irrtum nachzugehen: „Jeder Irrtum hat einen Grund. Es lohnt sehr, wenn man diesen Gründen nachspürt. Auch Dummheit ist nichts Absolutes. Es gibt die Pause im Denken, in der Aufmerksamkeit und sie hat oft einen guten Grund. Dann würde man eben nicht von Dummheit sprechen, sondern den Grund erforschen. Ich glaube nicht, dass Menschen irgendwann an sich dumm sind, das habe ich eigentlich in meinem Leben nicht in Erfahrung gebracht. Es ist immer eine erworbene Eigenschaft. Je zivilisierter die Frage ist, je abgehobener sie von der Praxis ist. Je mehr sie in der Verwaltung oder in den Medien entsteht, je dümmer kann sie werden. Wenn sie weit von der Seele weg ist als inmitten der Seele, und Seelen selber sind nicht dumm.“
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