Diversity im Unternehmen braucht Authentizität – keine Leitfäden
Mit der Vielfalt in einem Unternehmen ist es oft so, wie mit kleinen Kindern; die man zwar gerne sieht – aber nicht immer so gerne hören mag.
Es dürfte wohl heute niemanden geben, der sich negativ bezüglich Diversity äußert. Alle sind dafür – keine Frage. Nur, wissen wir immer genau, was Vielfalt in einem Unternehmen und für unsere eigene Persönlichkeit bedeutet?
Aktuell wird das Thema primär unter dem Gesichtspunkt der Integration von Menschen mit einer Transsexualität diskutiert. Dies ist zunächst einmal richtig und wichtig so. Allerdings, der Begriff „Vielfalt“ beinhaltet ja noch viel mehr. Per Definition heißt es; es geht um die Integration aller Menschen in das berufliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben. Also auch Menschen mit einem Handikap (einer Behinderung). Menschen, die aus anderen Kulturen zu uns gekommen sind und möglicherweise andere religiöse Hintergründe haben und natürlich auch um Menschen, mit einer anderen sexuellen Identität.
Man darf sicher davon ausgehen, dass es heute in Unternehmen größer 120 / 150 Mitarbeiter einen Unternehmensleitfaden gibt. Hier ist dann alles geregt. Von der Unternehmenskultur, über die Vision und der Unternehmensphilosophie, dem Selbstverständnis bis hin zur Nachhaltigkeit, der Digitalisierung – selbstverständlich darf dann auch das Thema „Vielfalt“ nicht fehlen.
Demnach dürfte eigentlich alles klar und geregelt sein. EIGENTLICH – denn, wenn es so einfach wäre, dann stellt sich die Frage, warum es Arbeitsgerichte gibt, die sich mit den Themen „Kündigung“ und „Mobbing“ betroffener Menschen beschäftigen müssen und, warum es betroffene Menschen gibt, die sich mit Suizidgedanken tragen.
Ganz so einfach scheint es dann eben doch nicht zu sein, wenn sich beispielsweise der nette und kompetente Kollege „Peter“ für sechs … acht Wochen aus dem Unternehmen verabschiedet und kommt als Kollegin „Petra“ wieder – oder umgekehrt. In diesem Moment fällt es dann dem einen oder anderen Kollegen oder der Kollegin doch schwer, die eigene Emotionen – welcher Art auch immer -, zu kontrollieren und den bisher geachteten Kollegen als neue Kollegin zu respektieren und zu akzeptieren.
Demnach ist die oben gestellte Frage, ob Unternehmen tatsächlich wissen, was Vielfalt tatsächlich bedeutet, durchaus berechtigt.
Warum fällt es uns manchmal so schwer Menschen, die unserer Meinung nach anders sind, zu achten und zu respektieren? Außer, dass sie unsere Kollegen bzw. unsere Kunden sind, haben wir doch mit ihnen gar nichts zu tun? Wir müssen weder mit ihnen leben, wir verbringen unsere Freizeit nicht mit ihnen und wir müssen auch nicht ihre Identitäten teilen. Der Grund ist relativ einfach. Sie passen einfach nicht in die jeweilige Gruppe (Unternehmen, Verein) – in das jeweilige Selbstbild. Wir selber gehen davon aus und setzen voraus, dass unsere Art zu leben, so wie wir aussehen, handeln und sind, der einzig richtige und gültige Maßstab ist.
Menschen mit einer motorischen, sensorischen oder kognitiven Einschränkung sind dann oft genauso ein Störfaktor, wie Menschen aus einer anderen Kultur und mit anderen sexuellen Identitäten.
Auch die Medien leisten hier einen negativen Beitrag. In vielen Spielfilmen sind Menschen mit einem Handikap dumm und arm, Menschen aus anderen Kulturen unhygienisch und kriminell und Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung sind Tunten und leben meist in abgewrackten persönlichen Verhältnissen, bekommen ihr Leben nicht in den Griff und ihr Verhalten ist oft A-typisch bis lächerlich.
Wer kann sich an einen Kriminalfilm erinnern, wo der Richter blind ist und der transidente Kriminalkommissar:in in einer hübsch eingerichteten Wohnung lebt und eine ganz normale Partnerschaft hat? Einfach – in ganz normalen Verhältnissen. So etwas scheint es nicht zu geben. Natürlich, wenn man mit den Filmemachern spricht dann wird gesagt, so etwas möchten die Zuschauer nicht sehen, sie brauchen die Provokation. Das mag sein, nur die Auswirkungen sind dramatisch. Fernsehen hat auch noch eine andere Aufgabe, außer ihre eigene Quote.
Dementsprechend verhalten wir uns auch oft, wenn uns ein offensichtlich männlicher Kunde gegenübersteht, der sich mit Damenkleidung neu ausstatten möchte, oder der indische Kollege, der mittags seine Essensdose aus der Tasche holt mit Speisen, die wir nicht definieren können, dann ist uns das komisch und wir neigen dazu, diese Menschen auszugrenzen.
Die meisten Deutschen kommen aus einer christlichen Kultur. Was passiert, wenn wir uns in Marokko oder Dubai aufhalten und die Menschen dort verhalten sich nicht nur besonders gastfreundlich, sie achten und respektieren uns auch als Menschen mit unserer Identität so, wie sie ist? Genauso ist es, wenn wir uns bei einer nächtlichen Kneipentour – natürlich zufällig – in einen Schwulenclub verirren und auch hier werden wir mit Achtung in Respekt behandelt? In all diesen Fällen wachsen wir über uns hinaus. Wir sind dann ebenfalls besonders freundlich, sympathischen und vor allem – großzügig.
Genauso ist es mit unseren Kunden und Mitarbeitern. Wenn wir die Menschen, die anders sind, mit Achtung und Respekt behandeln, dann geben sie dies um ein Vielfaches zurück. Der Grund ist dafür ist ganz einfach; diese Menschen wissen, dass sie anders sind und werden in der Regel auch oft so behandelt. Wenn sie dann einem Verkäufer oder Kollegen gegenüberstehen, die sie ernst nehmen und entsprechend behandeln, dann fühlen sie sich sicher und wohl und geben gleiches zurück.
Genau darauf kommt es an. Wir können es uns als Unternehmen heute gar nicht mehr leisten, bestimmte Gruppen mit Vorurteilen zu begegnen. Menschen mit einem Handikap, aus anderen Kulturen und mit anderen sexuellen Identitäten sind schon lange keine Minderheit mehr, die man – irgendwie – ignorieren kann. Sie sind Teil unserer Gesellschaft und gehören einfach dazu. Wenn wir sie achten und respektieren, werden sie es uns zurückgeben und vor allem bei Mitarbeitern, wir werden als Unternehmen von ihrer Kreativität und Loyalität reich belohnt.
Nicht zuletzt leisten wir mit einem vorurteilsfreien Verhalten nicht nur einen wesentlichen, sondern geradezu entscheidenden Beitrag für ein friedliches Miteinander in der Welt.
Natürlich fällt es uns allen schwer, unsere anerzogenen und programmierten Verhaltensweisen zu ändern. Aber, es lohnt sich zumindest einmal darüber nachzudenken – die Mühe ist es wert.
Axel Dickschat ist seit mehr als 20 Jahren selbständiger Unternehmensberater mit den Schwerpunkten: Marketing, Vertrieb und seit fünf Jahren zum Thema "Vielfalt", steht als Keynote-Speaker "Diversity" auf der Bühne uns ist Buchautor.
Seine Beratungen und Vortäge überzeugen durch seine eigene Geschichte. Er ist selber hochgradig sehbehindert, hat Kinder aus Brasilien adoptiert und hat eine transidente Identität. Von daher vermittelt er nicht nur theoretisches Wissen, sondern engagiert sich leidenschaftlich auf Grund seiner eigenen persönlichen Erfahrungen.
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