Finanzen / Bilanzen

EZB: Lagarde überraschend „hawkish“

Nachdem in der Vorwoche die US-Notenbank Fed die Märkte in Atem gehalten hatte, war es nun die EZB. Zwar nahm die EZB auf ihrer Sitzung keine Änderungen an der Geldpolitik vor, aber auf der anschließenden Pressekonferenz äußerte sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde überraschend „hawkish“. Offenbar sorgten die anhaltend hohen Inflationszahlen für Panik in Frankfurt und die EZB schloss Zinserhöhungen im laufenden Jahr nicht mehr explizit aus. Die Märkte preisten nun bereits für Juni einen ersten Zinsschritt in Höhe von 10 BP ein. Zehnjährige Bundesanleihen notierten nun wieder im positiven Bereich und die Spreads zu italienischen Staatsanleihen weiteten sich deutlich aus. Die Inflation in der Eurozone stieg im Januar von 5,0 auf 5,1 Prozent, während der Konsensus mit einem Rückgang auf 4,4 Prozent gerechnet hatte und weithin davon ausgegangen worden war, dass der Dezemberwert das zyklische Hoch der Inflation im aktuellen Zyklus darstellen würde. Die Abweichung der Konsensusprognose vom tatsächlichen Wert war die größte seit Verfügbarkeit diese Zeitreihe im Rahmen der Euro-Einführung. Für Furore sorgte auch der US-Arbeitsmarktbericht für Januar. Mit einem Plus von 467.000 Stellen zeigte sich der Arbeitsmarkt deutlich stärker als erwartet. Zudem kam es zu massiven Aufwärtsrevisionen der Vormonatswerte. Weniger dynamisch hingegen die Entwicklung in China. Der von Markit berechnete Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe gab von 50,9 auf 49,1 Punkte nach, womit dieser nun unter der Rezessionsschwelle von 50 Punkten notiert.

In diesem Umfeld gab der globale Aktienmarkt in einem volatilen Marktumfeld leicht nach. Angeführt wurde der Rückgang vom US-Aktienmarkt, der aus Sicht des Euro-Investors unter dem schwachen US-Dollar litt. Auch der europäische Markt wies in Summe Verluste auf, einzig Japan konnte ein kleines Plus verzeichnen. Die Schwellenländer verzeichneten eine minimal positive Wertentwicklung. Hinsichtlich der Marktkapitalisierung wiesen Small Caps in Europa eine kleine Outperformance auf, während sich in den USA Small und Large Caps vergleichbar entwickelten. Auf Stil-Ebene konnte in Europa „Value“ outperformen, wohingegen in den USA „Growth“ die Nase vorn hatte. Auf Sektorebene sah es in den USA wie folgt aus: Relative Stärke bewiesen Titel aus den Sektoren Energie, zyklischer Konsum und Financials. Relative Schwäche zeigten die Sektoren nichtzyklischer Konsum, Industrie und Versorger. In Europa ergab sich folgendes Bild: Am besten schnitten Aktien aus den Bereichen Energie, Financials und Telekom ab. Eine Underperformance zeigten die Sektoren REITs, Versorger und Healthcare.

Im Rentenbereich stiegen die Zinsen von Staatsanleihen in der Eurozone und in den USA deutlich. Dieser Entwicklung konnten sich auch Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating und Hochzinsanleihen nicht entziehen. Entsprechend wiesen beide Segmente eine negative Entwicklung auf.

Auf der Währungsseite gab der US-Dollar gegenüber dem Euro deutlich nach (-2,43 Prozent). Auch der japanische Yen korrigierte (-2,50 Prozent). Der Preis für ein Barrel Öl der Sorte Brent legte im angespannten geopolitischen Umfeld weiter um knapp drei US-Dollar zu und schloss bei 93,27 US-Dollar.

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