Kunst & Kultur

Paradeappartements erstrahlen in alter Pracht: Nach vier Jahrzehnten der Restaurierung kehren die Originalmöbel zurück ins Residenzschloss

Mit der Wiedereröffnung des Residenzschlosses am 11. Februar 2022 nach der pandemiebedingten Schließung gibt es Neuigkeiten aus den Paraderäumen: Nach Abschluss umfangreicher Restaurierungen installierte das Kunstgewerbemuseum die letzten noch fehlenden Prunkmöbel aus dem 18. Jahrhundert in den Räumen. Damit endet für das Kunstgewerbemuseum ein umfassendes Restaurierungsprojekt, dessen Konzeption bereits in den 1980er-Jahren begonnen wurde. Die Königlichen Paraderäume Augusts des Starken wurden zuletzt im September 2019 zusammen mit dem Porzellankabinett im Turmzimmer nach mehrjähriger Instandsetzung wiedereröffnet.

Mehr als 80 Jahre nach der kriegsbedingten Auslagerung sind nun insgesamt 39 erhaltene Originale wieder an ihre ursprünglichen Standorte zurückgekehrt – darunter vergoldete Silbermöbel, geschnitzte und vergoldete Tische und kleine Beistelltische, sogenannte Gueridons, sowie französische Boulle-Marketerie-Objekte. Ihre Zugehörigkeit ist durch Inventare oder Fotografien belegt. Durch die Präsentation dieses Bestandes wird nun eine wichtige Facette der Kunst und Repräsentation am Dresdner Hof wieder so sichtbar, wie sie zuletzt vor dem Zweiten Weltkrieg zu erleben war.

Die Boulle-Marketerie-Objekte zählen dabei zu den Highlights der Dresdner Paraderäume. In ihrer Qualität und ihrem Umfang sind sie national und international von großer Bedeutung. Der Pariser Kunsttischler André-Charles Boulle (1642-1732) wurde im späten 18. Jahrhundert Namensgeber für Prunkmöbel dieses bestimmten Typus. Fein ausgesägte und zu Ornamenten zusammengesetzte Einlegearbeiten, auch Marketerien genannt, sind für diesen charakteristisch. Für die filigranen Verzierungen verwendete man Schildpatt und Messing. August der Starke erwarb diese Marketerie-Objekte zum Zwecke der herrschaftlichen Repräsentation. Deshalb stellten sie bei der Einrichtung der Paradeappartements 1719 einen großen Teil des Mobiliars dar. Die erhaltenen Exponate stammen aus den renommiertesten Pariser Ébénisten-Werkstätten der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Neben Nicolas Sageot und Jean-Pierre Latz stammen auch Objekte aus der Werkstatt des Namensgebers André-Charles Boulle. So sind beispielsweise zwei Toilette-Koffer die einzigen Möbel ihrer Art, die sich im deutschsprachigen Raum erhalten haben.

„Besonders intensiv waren für uns nun die letzten vier Jahre, in denen die Möbelstücke durch insgesamt sechs Fachplaner- und zehn Restauratorenteams bearbeitet wurden. Insgesamt waren circa 30 Restaurator*innen in das Projekt involviert“, erläutert Thomas A. Geisler, Direktor des Kunstgewerbemuseums.

Der überwiegende Teil der ausgestellten Möbel wurde durch freischaffende Spezialisten in den Werkstätten des Kunstgewerbemuseums in Dresden restauriert. Einige Konvolute wurden in Werkstätten in Regensburg und Wien bearbeitet. Das Restauratorenteam entwickelte für ihre Arbeiten spezielle Verfahren, wodurch das Projekt auch einen internationalen Beitrag leistet: Das aufgrund von Artenschutz nicht mehr zu verwendende Schildpatt wurde beispielsweise durch ein auf PET gedrucktes Substitut ersetzt. Die Umsetzung des Druckes erfolgte durch die Staatliche Studienakademie Sachsen.

Ermöglicht wurden die restauratorischen Maßnahmen durch die Unterstützung des Freistaates Sachsen und des Bundes durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Die Koordination und das Management dieses Projektes erfolgte durch das auf die Leitung denkmalpflegerische Aufgaben spezialisierte Unternehmen ProDenkmal.

Zeitgleich zu den Paraderäumen öffnen am 11. Februar zudem im Residenzschloss das Neue Grüne Gewölbe, das Münzkabinett und die Rüstkammer. Im Zwinger sind außerdem die Gemäldegalerie Alte Meister und Skulpturensammlung bis 1800, der Mathematisch-Physikalische Salon sowie die Ostasiengalerie der Porzellansammlung wieder für das Publikum zugänglich. Ebenfalls wieder geöffnet sind das Museum für Sächsische Volkskunst, die Kinderbiennale im Japanischen Palais sowie das Josef-Hegenbarth-Archiv.

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