Private Feiern und Treffen mehrerer Haushalte waren wesentliche Treiber der zweiten Corona-Welle in Rheinland-Pfalz
Private Haushalte gehören im Rahmen der COVID-19-Pandemie laut Robert Koch-Institut (RKI) zu den häufigsten Infektionsorten. Bislang unklar war jedoch, welche Übertragungssituationen im privaten Umfeld die größte Rolle spielen. „Wir haben jetzt erstmals systematisch untersucht, welche sozialen Aktivitäten den höchsten Anteil am Infektionsgeschehen im privaten Bereich verursachen“, erläutert Univ.-Prof. Dr. Konstantin Strauch, Direktor des Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz.
Im Mittelpunkt der Untersuchungen stand die Auswertung von sogenannten Clusterdaten. Bei einem Cluster handelt es sich um eine Anhäufung von zwei oder mehr Infektionsfällen, die in einem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang stehen. Cluster sind für die Entwicklung des Pandemiegeschehens von großer Bedeutung, weil sie eine Vielzahl von Infektionsketten auslösen können.
Die Mainzer Wissenschaftler:innen untersuchten Informationen, die von den rheinland-pfälzischen Gesundheitsämtern im Rahmen der Nachverfolgung erhoben wurden. Sie werteten Daten zu rund 18.700 Infektionsfällen aus, die im Zeitraum zwischen dem 17. August und dem 10. November 2020 per PCR-Test ermittelt wurden. Auf Grundlage der Daten der Gesundheitsämter konnten sie 3.642 von diesen Fällen insgesamt 911 Clustern zuordnen. Die Mehrheit der Cluster (67,3 Prozent) trat im Umfeld privater Haushalte auf.
Die Wissenschaftler:innen stellten fest, dass bei mehr als zwei Drittel der Cluster im privaten Umfeld (68,1 Prozent) mehrere Haushalte involviert waren. Jedes sechste dieser Cluster entstand wiederum im Zusammenhang mit einer privaten Feier, wie beispielsweise anlässlich eines Geburtstags oder einer Hochzeit. Eine weitere für die Entwicklung des Infektionsgeschehens entscheidende Erkenntnis der Wissenschaftler:innen: Bei den meisten dieser privaten Feiern wurden eine oder mehrere der drei wichtigsten präventiven Hygieneregeln – Maske tragen, Lüften, Abstand halten – nicht eingehalten. Zudem fanden die privaten Zusammenkünfte in den meisten Fällen in geschlossenen Räumen statt.
„Unsere Analyse zeigt, dass Kontakte im privaten Umfeld, bei denen die Bewohner mehrerer Haushalte zusammenkommen, ein wichtiger Treiber der COVID-19-Pandemie sind. Die Beachtung von Hygienevorkehrungen bei privaten Treffen und Feierlichkeiten könnte daher dazu beitragen, das Infektionsgeschehen einzudämmen“, betont Dr. Markus Schepers, Erstautor der Studie und Wissenschaftler in der Abteilung Biometrie am IMBEI.
Die jetzt im „Journal of Infection“ veröffentlichte Forschungsarbeit entstand im Rahmen einer Kooperation der Universitätsmedizin Mainz mit den rheinland-pfälzischen Gesundheitsämtern und dem Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz. Die Zusammenarbeit soll für weitere Untersuchungen auf dem Gebiet der angewandten Public Health-Forschung auch über die SARS-CoV-2-Pandemie hinaus fortgesetzt werden.
Originalpublikation:
Schepers M, Zanger P, Jahn K, König J, Strauch K, Gianicolo E. Multi-household social gatherings contribute to the second SARS-CoV-2 wave in Rhineland-Palatinate, Germany, August to November 2020. Journal of Infection, 2022 Jan 23;S0163-4453(22)00028-7. Online ahead of print.
Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist die einzige medizinische Einrichtung der Supramaximalversorgung in Rheinland-Pfalz und ein international anerkannter Wissenschaftsstandort. Sie umfasst mehr als 60 Kliniken, Institute und Abteilungen, die fächerübergreifend zusammenarbeiten und jährlich mehr als 300.000 Menschen stationär und ambulant versorgen. Hochspezialisierte Patientenversorgung, Forschung und Lehre bilden in der Universitätsmedizin Mainz eine untrennbare Einheit. Rund 3.300 Studierende der Medizin und Zahnmedizin sowie mehr als 600 Fachkräfte in den verschiedensten Gesundheitsfachberufen, kaufmännischen und technischen Berufen werden hier ausgebildet. Mit rund 8.600 Mitarbeitenden ist die Universitätsmedizin Mainz zudem einer der größten Arbeitgeber der Region und ein wichtiger Wachstums- und Innovationsmotor. Weitere Informationen im Internet unter www.unimedizin-mainz.de.
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
Telefon: +49 (6131) 17-0
Telefax: +49 (6131) 17-4043
http://www.unimedizin-mainz.de
Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI), Universitätsmedizin Mainz
E-Mail: markus.schepers@uni-mainz.de
Pressekontakt
Telefon: +49 (6131) 17-8391
E-Mail: pr@unimedizin-mainz.de