Unternehmen halten nach der Pandemie an hybriden Arbeitsmodellen fest
Vor der Pandemie boten 37 Prozent der Unternehmen in der Informationswirtschaft einem Teil ihrer Beschäftigten die Möglichkeit, an einem Tag pro Woche im Homeoffice zu arbeiten. Hybride Modelle mit 2 oder 3 Tagen Homeoffice pro Woche waren mit einem Unternehmensanteil von 21 und 11 Prozent noch deutlich weniger verbreitet. „In den vergangenen zwei Jahren ist der Anteil an Unternehmen, die langfristig hybride Arbeitsmodelle einsetzen möchten, stark gestiegen. So plant in der Informationswirtschaft aktuell fast jedes zweite Unternehmen nach Ende der Pandemie hybride Arbeitsmodelle einzusetzen, bei denen ein Teil der Beschäftigten 1-2 Tage im Homeoffice arbeiten kann. Modelle, die 3 Tage Homeoffice pro Woche vorsehen, sind derweil von 37 Prozent der Unternehmen geplant – mehr als dreimal so viele wie noch vor der Pandemie“, sagt Dr. Daniel Erdsiek, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Digitale Ökonomie“. Auch der Anteil an Unternehmen, die den Beschäftigten teilweise vier Tage Homeoffice zusprechen wollen, hat sich verdreifacht und liegt aktuell bei 18 Prozent. Zudem geht fast jedes vierte Unternehmen in der Informationswirtschaft davon aus, dass ein Teil der Beschäftigten in der Regel fünf Tage pro Woche von zuhause arbeiten wird. „Im Vergleich zur Informationswirtschaft sind im Verarbeitenden Gewerbe deutlich weniger Tätigkeiten für das ortsflexible Arbeiten geeignet. Dennoch hat die Pandemie auch hier einen klaren Homeoffice-Schub verursacht“, so Erdsiek. Für die Zeit nach der Pandemie plant jedes dritte Unternehmen einem Teil der Belegschaft 1 Tag Homeoffice pro Woche zu ermöglichen. Zudem erwägen auch einige Unternehmen hybride Modelle mit 2 Tagen Homeoffice (27 Prozent), 3 Tagen Homeoffice (16 Prozent) oder 4-5 Tagen Homeoffice (8 Prozent). Vor der Pandemie lagen diese Unternehmensanteile nur bei 3 bis 17 Prozent.
Vor allem größere Unternehmen wollen häufig Homeoffice-Modelle nutzen
Sowohl für kleine, mittlere als auch große Unternehmen ist ein langfristig anhaltender Homeoffice-Schub zu verzeichnen. „Jedes der abgefragten Hybrid-Modelle wird laut Einschätzung der Unternehmen nach der Pandemie weiter verbreitet sein als vor der Krise. Besonders häufig werden voraussichtlich größere Unternehmen Homeoffice nutzen“, sagt Erdsiek. In der Informationswirtschaft planen über drei Viertel der Unternehmen mit mindestens 100 Beschäftigten hybride Modelle mit 1-3 Tagen Homeoffice einzusetzen. In etwa der Hälfte der großen Unternehmen werden voraussichtlich auch manche Beschäftigte an 4-5 Tagen von zuhause aus arbeiten. Im Verarbeitenden Gewerbe planen große Unternehmen ebenfalls häufig hybride Modelle einzusetzen mit einer wöchentlichen Homeoffice-Frequenz von 1-2 Tagen (68 Prozent), 3 Tagen (52 Prozent) oder 4-5 Tagen (30 Prozent).
Anteil der Beschäftigten mit hybriden Arbeitsmodellen steigt langfristig
Wie die bisherigen Ergebnisse verdeutlichen, rechnen viele Unternehmen mit dem langfristigen Einsatz hybrider Arbeitsmodelle. Die Ergebnisse geben allerdings noch keinen Aufschluss darüber, wie intensiv Modelle mit variierenden Homeoffice-Anteilen genutzt werden sollen. Eine wichtige Frage ist deshalb, wie groß der Anteil der Beschäftigten sein wird, die voraussichtlich von den unterschiedlichen Hybrid-Modellen Gebrauch machen werden. Wie verbreitet die flexiblen Modelle in den Unternehmen zum Einsatz kommen, hängt wiederum stark von deren Größe ab. Im Durchschnitt erwarten die großen Unternehmen in der Informationswirtschaft, dass lediglich 30 Prozent ihrer Belegschaft vollständig in Präsenz arbeiten werden und nur ausnahmsweise ins Homeoffice ausweichen. Bei den kleinen Unternehmen fällt dieser Anteil derweil doppelt so hoch aus. Im Durchschnitt geben große Unternehmen an, dass sich die eigene Belegschaft wie folgt auf die Hybrid-Modelle verteilen wird, nachdem die Pandemie vorüber ist: 15 Prozent der Belegschaft werden voraussichtlich 1 Tag pro Woche im Homeoffice arbeiten, 20 Prozent an 2 Tagen, 16 Prozent an 3 Tagen und jeweils etwa 9 Prozent an 4 oder 5 Tagen. Zusammengerechnet wird in der Informationswirtschaft demnach durchschnittlich die Hälfte der Belegschaft großer Unternehmen an 1-3 Tagen pro Woche von zuhause arbeiten. Bei den kleinen Unternehmen mit 5 bis 19 Beschäftigten gilt dies für etwa 30 Prozent der Belegschaft.
Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Anteil der Beschäftigten, deren Tätigkeiten sich für das Homeoffice eignen, deutlich geringer als in der Informationswirtschaft. Dennoch planen auch Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig die Möglichkeiten für Homeoffice in Zukunft verstärkt zu nutzen. Dies gilt insbesondere für große Unternehmen, in denen nach der Pandemie im Durchschnitt voraussichtlich rund ein Viertel der Belegschaft an 1-3 Tagen von zuhause arbeiten wird. In den kleinen Unternehmen werden es schätzungsweise nur 7 Prozent der Belegschaft sein.
Durch einen Vorher-Nachher-Vergleich erkennt man deutlich, in welchem Ausmaß sich die Corona-Pandemie auf die langfristige Homeoffice-Nutzung in den Unternehmen auswirken wird. Vor der Pandemie haben im Durchschnitt 8 Prozent der Belegschaft großer Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe hybride Arbeitsmodelle genutzt. Nach der Pandemie wird dieser Anteil auf durchschnittlich 32 Prozent anwachsen. In großen Unternehmen der Informationswirtschaft werden im Durchschnitt voraussichtlich 70 Prozent der Belegschaft Hybrid-Modelle nutzen, während der Anteil vormals noch bei lediglich 24 Prozent lag.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
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