Weltkrebstag: Hat jeder dieselben Chancen gegen Krebs?
Krebs betrifft uns alle. Jeder kann unabhängig von Alter, Geschlecht und Nationalität irgendwann an Krebs erkranken. Entsprechend sollte jeder auch die Möglichkeit erhalten, die zur Verfügung stehenden Vorsorgemöglichkeiten wahrzunehmen. Wie aber sieht es im Falle von Menschen mit eingeschränkter Gesundheitskompetenz aus? Können sie die gegenwärtig zur Verfügung stehenden Informationen über die Vorsorge und Früherkennung von Krebserkrankungen wirklich verstehen und anwenden?
Hier öffnet sich eine gewaltige Schere, deren Dimensionen allein schon beim Thema Literalität – der Lese- und Schreibkompetenz – deutlich wird: Nach den Erhebungen der Leo Level One-Studie der Universität Hamburg sind rund 6,2 Mio. Menschen in Deutschland funktionale Analphabeten. Und weitere 10,6 Mio. Menschen können nur langsam lesen und schreiben und empfinden dies als Belastung.
Aufgrund dieser Daten bleibt die erschreckende Erkenntnis, dass rund 33 Prozent der 18 – 64 Jährigen in Deutschland teils massive Probleme beim Lesen bereits von einzelnen Buchstaben und Wörtern, aber vor allem längeren Wörtern und längeren Sätzen haben.
Vom Erfolg der Krebsvorsorge profitieren nicht alle gleichermaßen.
Die gesetzliche Vorsorge-Darmspiegelung in Deutschland ist ein Erfolgsmodell: Über 8,5 Millionen Versicherte im Alter ab 55 Jahren haben die 2002 eingeführte gesetzliche Leistung zur Darmkrebsfrüherkennung bereits für sich genutzt. Dadurch konnten rund 320.000 Neuerkrankungen und 153.000 Todesfälle verhindert werden.
Anhand von Daten der AOK Rheinland/Hamburg hat der Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng) festgestellt, dass es mehrheitlich sozial und finanziell gut gestellte Bürger sind, die die gesetzliche Darmkrebsvorsorge in Anspruch nehmen. Die Folge ist, dass sie im Schnitt seltener an Darmkrebs erkranken als Menschen aus prekären Verhältnissen und dass vorhandene Tumoren bei ihnen oft in einem so frühen Stadium erkannt werden, dass sie gut behandelbar sind und die Betroffenen dann noch länger leben. Dagegen wird Darmkrebs bei Menschen aus prekären Verhältnissen, die meist nur über eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz verfügen, oft erst in einem späteren Stadium diagnostiziert.
Daher fordern die Magen-Darm-Ärzte, dass die sozialen Realitäten bei der Gestaltung von Vorsorgekampagnen wesentlich stärker berücksichtigt werden sollten.
Dr. Christa Maar, Vorstand der Felix Burda Stiftung, geht sogar noch weiter: "Die Diskriminierung von größeren Teilen der Bevölkerung muss aufhören! Aktuell gibt es nur eine selbst für sozioökonomisch gut gestellte Personen schwer verständliche Informationsbroschüre, die zusammen mit der Einladung zur Teilnahme an der gesetzlichen Darmkrebsvorsorge an die Anspruchsberechtigten verschickt wird. Auf 24 Seiten (!) werden in einer abstrakten, mit zahlreichen Statistiken angereicherten Sprache Sachverhalte beschrieben, die das Verständnis von jemanden, der sich noch nie mit dem Thema Darmkrebsvorsorge befasst hat, überfordern und ihn eher zum Fernbleiben als zur Teilnahme an der Untersuchung motivieren.
Fazit: Diese Broschüre ist eine verschenkte Gelegenheit, Sinn und Nutzen der Darmkrebsvorsorge endlich einmal einer breiteren Bevölkerung nahe zu bringen. Entsprechend gering sind die Teilnahmezahlen.
Aber auch Menschen, die keine Statistiken lesen können und die auch die deutsche Sprache nicht wirklich gut beherrschen, möchten nicht an Darmkrebs erkranken! Wir haben jahrelang gedacht, dass die Untersuchung selbst die größte Hürde für die Teilnahme darstellt. Aber was, wenn es einfach nur die für diese Menschen unverständliche Sprache ist, die es versäumt, ihnen die Chancen der Darmkrebsvorsorge nahe zu bringen? Hier sehe ich große Potentiale für die Krebsprävention."
Darmkrebsvorsorge wird zum Darm-Check.
Die Felix Burda Stiftung rückt insbesondere mit Werbekampagnen zum 2002 erstmals etablierten Darmkrebsmonat März das Thema Darmkrebsvorsorge regelmäßig ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. "Auch wenn wir oft die Komplexität aus dem Thema genommen haben und klar und verständlich werben wollten, haben wir doch nie explizit sozioökonomisch schwächere Menschen berücksichtigt. Geschweige denn, dass wir auf unseren Websites in einfacher Sprache oder gar mehrsprachig informieren würden", gibt Marketingleiter Carsten Frederik Buchert offen zu. "Natürlich ist das bei einer kleinen, gemeinnützigen Stiftung auch immer eine Ressourcenfrage. Aber zum Jubiläum des Darmkrebsmonat März, der dieses Jahr zum 20. Mal stattfindet, wollen wir versuchen neue Wege zu gehen."
So werden die Anzeigen der neuen Kampagne in einfacher Sprache verfasst und den Medien erstmals auch in mehreren Sprachen zur Verfügung stehen. Und auch beim Wording hat sich die Stiftung etwas einfallen lassen: Aus dem bisher leicht-irreführenden Begriff der Darmkrebsvorsorge, wird der Darm-Check. "So wird noch deutlicher, dass es mehr um eine Kontrolle geht, ob im Darm alles Okay ist, um Vorsorge eben, als vielmehr um die Entdeckung von bereits vorhandenem Darmkrebs", so Buchert zur neuen Bezeichnung.
Die neue Werbekampagne wird Mitte Februar 2022 vorgestellt.
QUELLEN
Literalität: https://leo.blogs.uni-hamburg.de/leo-2018-62-millionen-gering-literalisierte-erwachsene/Gesundheitskompetenz: https://www.nap-gesundheitskompetenz.de/
Migration & Gesundheitskompetenz: https://aktuell.uni-bielefeld.de/2022/01/17/studie-zeigt-menschen-mit-migrationshintergrund-ebenso-gesundheitskompetent-wie-allgemeinbevoelkerung/Sozioökonomischer Status & Krebs: https://www.mynewsdesk.com/de/die-magen-darm-aerzte/pressreleases/schlechtere-chancen-wird-darmkrebs-zu-einer-krankheit-der-armen-leute-3152039
Sozioökonomischer Status & Gesundheitschancen:https://www.healthcaremarketing.eu/unternehmen/detail.php?rubric=M%E4rkte&nr=81349#81349
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Die Felix Burda Stiftung mit Sitz in München wurde 2001 von Dr. Christa Maar und Verleger Prof. Dr. Hubert Burda gegründet und trägt den Namen ihres 2001 an Darmkrebs verstorbenen Sohnes. Zu den bekannten Projekten der Stiftung zählen u.a. der bundesweite Darmkrebsmonat März sowie der Felix Burda Award, mit dem herausragendes Engagement im Bereich der Darmkrebsvorsorge geehrt wird. Mit smarten Event-Tools und Gadgets bringt die Stiftung die Darmkrebs-Prävention zu den Menschen: Das größte begehbare Darmmodell Europas fasziniert seine Besucher auf 20 Metern Länge live und als Virtual Reality-Darm. Die APPzumARZT managed als Gesundheitsapp alle gesetzlichen Präventionsleistungen für die ganze Familie und allein über 150.000 User pro Jahr testen online ihr persönliches Risiko mit dem Schnellcheck-Darmkrebs. Die Felix Burda Stiftung betreibt Websites und Social Media-Präsenzen und generiert mit jährlichen, konzertierten Werbe- und PR-Kampagnen eine starke deutschlandweite Awareness für die Prävention von Darmkrebs. Die Felix Burda Stiftung ist Mitglied im Nationalen Krebsplan der Bundesregierung und in der Nationalen Dekade gegen Krebs des Bundesministeriums für Forschung und Bildung und engagiert sich im wissenschaftlichen Beirat des Krebsinformationsdienstes des DKFZ.
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