Ärmere leiden besonders unter hohen Energiepreisen
Der Russland-Krieg hat enorme Auswirkungen auf deutsche Verbraucher. Benzin und Diesel waren noch nie so teuer wie in diesem Frühjahr. Bei Strom, Gas und Fernwärme müssen sich die Deutschen künftig auf höhere Abschläge einstellen. Wer einen neuen Energievertrag abschließt, muss derzeit mit deutlich höheren Preisen rechnen: Je nach Energieträger stiegen die Kosten allein zwischen Januar und März um 25 Prozent, Heizöl ist sogar um mehr als 80 Prozent teurer geworden. Das trifft vor allem ärmere Haushalte, zeigt nun eine neue IW-Studie: Singles mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.200 und 1.600 Euro müssen monatlich im Schnitt 51 Euro mehr für Energie- und Kraftstoffe ausgeben als noch Anfang Januar. Die Mehrkosten summieren sich auf 3,6 Prozent. Je höher der Verdienst, desto geringer die zusätzliche Belastung im Verhältnis zum Einkommen: Singles, die zwischen 4.000 und 4.500 Euro monatlich verdienen, zahlen 92 Euro mehr für Energie, das entspricht 2,2 Prozent.
Je höher das Einkommen, desto geringer die Mehrbelastung
Bei Familien mit zwei Kindern ist die Lage ähnlich: Mit einem Nettoeinkommen zwischen 3.000 und 3.500 Euro steigen die monatlichen Mehrkosten um 131 Euro und damit um vier Prozent. Familien mit einem hohen Einkommen zwischen 7.000 und 7.500 Euro zahlen 150 Euro oder 2,1 Prozent mehr. Die IW-Studie berücksichtigt neben den Preissteigerungen auch den durchschnittlichen Energieverbrauch der jeweiligen Gruppe. Die Wissenschaftler gehen für ihre Rechnung davon aus, dass sich der Energieverbrauch nicht verändert.
Tankrabatt hilft nicht
Neben Benzin, Diesel, Strom und Gas müssen die Deutschen jedoch für viele weitere alltägliche Produkte tiefer in die Tasche greifen: Viele Lebensmittel kosten deutlich mehr als früher – darunter Öl, Mehl und Hygieneprodukte, aber auch Konsumgüter wie Laptops, Bekleidung, und Möbel. Der Tankrabatt, den Finanzminister Christian Lindner ins Spiel gebracht hat, wirkt nicht zielgenau und wird deshalb nicht entlasten. Besser wäre es, wenn die Bundesregierung bei der Heizkostenpauschale im Rahmen des Wohngelds nachbessern würde, sodass auch Haushalte mit kleinem oder mittlerem Einkommen entlastet würden. Zusätzlich könnte ein „Energiegeld“ als pauschale Zahlung an alle Haushalte für eine teilweise Entlastung sorgen. Das Energiegeld könnte bei der Einkommensteuer angerechnet werden, wenn der Fokus der Entlastung noch stärker auf die niedrigen Einkommensgruppen gelegt werden soll. „Vorschläge wie der Tankrabatt kommen zunächst vielleicht gut an, helfen aber nicht weiter“, sagen die IW-Ökonomen Martin Beznoska und Christoph Schröder. „Was wir jetzt brauchen sind zielgenaue unbürokratische Entlastungen, die dort helfen, wo es eng wird.“
Zur Methodik
Für die Studie haben die IW-Wissenschaftler Preise für Strom, Gas, Heizöl, Benzin und Diesel zwischen Mitte Januar und Mitte März erhoben und ausgewertet. Datengrundlage waren alle deutschlandweit verfügbaren Angebote, die auf den Portalen Verivox und fastenergy und tankerkönig gelistet sind. Je nach Quelle wurden bis zu 330.000 Preise berücksichtigt.
Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.
Konrad-Adenauer-Ufer 21
50668 Köln
Telefon: +49 (221) 4981-1
Telefax: +49 (221) 4981-533
http://www.iwkoeln.de
Senior Economist für Finanz- und Steuerpolitik
Telefon: +49 (30) 27877-101
E-Mail: beznoska@iwkoeln.de
Leiter der Forschungsgruppe Big Data Analytics
Telefon: +49 (221) 4981-770
E-Mail: goecke@iwkoeln.de
Senior Researcher für Einkommenspolitik, Arbeitszeiten und -kosten
Telefon: +49 (221) 4981-773
E-Mail: schroeder.christoph@iwkoeln.de
Data Engineer
Telefon: +49 (221) 4981-240
E-Mail: bjarne.schroeder@iwkoeln.de