Kunst & Kultur

Back to Back Theatre erhält Internationalen Ibsen-Preis 2022

Für das australische Back to Back Theatre (BtBT) ist die künstlerische Arbeit auf der Bühne Ausdruck von Vielfalt, Toleranz, geprägt vom Bewusstsein für gesamtgesellschaftliche Fragen. Seit seiner Gründung 1987 versteht sich dieses Theaterkollektiv, das in Geelong, Victoria beheimatet ist, als moralische Instanz, die unbequeme Fragen über das Miteinander und das Gegeneinander stellt. Es arbeitet lokal und zeigt sich weltweit, bei inzwischen knapp 100 internationalen Gastspielen. In den Produktionen steht die Bedeutung von Gleichheit und Diversität im Mittelpunkt, die Stücke thematisieren Einendes und Trennendes. Das Ensemble von BtBT ist neurodivers. Nach früheren internationalen Preisträgerinnen und Preisträgern – darunter Christoph Marthaler, Forced Entertainment, Peter Handke, Peter Brook, Arian Mnouchkine oder Jon Fosse – geht der International Ibsen Award, der als Nobelpreis des Theaters gilt – damit erstmals nach Australien.

Annette Trettebergsuten, Norwegens Ministerin für Kultur und Gleichstellung:

„Back to Back ist eine innovative, furchtlose und einzigartige Theatergruppe, die wichtige ethische und humanistische Themen auf die Agenda setzt. Der diesjährige Gewinner des International Ibsen Award beweist tiefen Respekt für das Individuum, es schafft ein Theater, in dessen Mittelpunkt das Menschliche steht, während es sein Publikum gleichzeitig mit schwierigen Fragen konfrontiert, und ebenso die gesamte Gesellschaft und sich selbst.“

Ingrid Lorentzen, Jury-Präsidentin des International Ibsen Award und Künstlerische Direktorin des Norwegischen Nationalballetts:

„Wir sind stolz darauf, eine herausragende und einzigartige Theaterkompagnie zu ehren, die mit ihren innovativen Arbeiten Fragen stellt. BtBTs Arbeit ist aufregend, verstörend und regt zum Nachdenken an. Sie inspiriert uns, bessere Künstler und besser Menschen zu sein. BtBT gibt sozialen und politischen Anliegen eine Stimme, ihre Arbeit entsteht als kollektive Anstrengung, bei der mehrere Schöpfer, Ideen und Perspektiven immer präsent sind und einen Raum für Inklusion und Möglichkeiten herstellen. Das ist Teil dessen, was ihre Arbeit so unvergesslich und so wichtig macht. Diese Arbeit hat jedes Jury-Mitglied inspiriert, wir freuen uns darauf, diese wohlverdiente Auszeichnung an BtBT zu verleihen.“

Bruce Gladwin, Künstlerischer Direktor und Co-CEO von BtBT:

„Viele großartige Künstlerinnen und Künstler haben in den letzten 30 Jahren mit dem BtBTEnsemble zusammengearbeitet. Die Auszeichnung mit dem International Ibsen Award ehrt nicht nur die Talente des Ensembles und deren einzigartiges Verständnis als Gesellschaftskommentatoren, sondern auch den Reichtum und die Tiefe von zeitgenössischem Theater in Australien.“

Scott Price, Ensemble-Mitglied von BtBT:
„Es ist eine Ehre und ein Privileg, diesen bedeutenden Preis für unsere Leistungen im Theater zu erhalten, weil er die Anerkennung unserer Kunst bedeutet. Und vielleicht der stolzeste Tag in meiner Karriere.“

Über den Preis
Der norwegische Staat stiftete den Internationalen Ibsen-Preis im Jahr 2007. Der Preisträger des sogenannten „Nobelpreis des Theaters“ erhält 2,5 Millionen Kronen und wird aus einem vom norwegischen Kulturministerium eingesetzten Gremium, bestehend aus sechs Mitgliedern aus dem Theaterfach, ausgewählt. Der Preis wird alle zwei Jahre am Geburtstag Henrik Ibsens, dem 20. März, bekannt gegeben. Die Preisverleihung findet im September im Nationaltheater Oslo statt.

Den Preis haben bereits erhalten:

2008 Peter Brook, britischer Regisseur
2009 Ariane Mnouchkine, französischer Regisseurin
2010 Jan Fosse, norwegischer Autor
2012 Heiner Goebbels, deutscher Komponist und Regisseur
2014 Peter Handke, österreichischer Autor
2016 Forced Entertainment, britische Künstlergruppe
2018 Christoph Marthaler, schweizerischer Regisseur
2020 Taylor Mac, US-amerikanischer Dramatiker und Performance-Künstler

Die Jury steht unter der Leitung von Ingrid Lorentzen, die seit 2012 Künstlerische Direktorin des Norwegischen Nationalballetts ist. Weitere Jury-Mitglieder sind Hilkka-Liisa Iivanainen, Regisseurin, Kuratorin und Mitglied der Leitung des finnischen Tampere Theatre Festival; Maria Delgado, Professor and Director of Research an der Royal Central School of Speech and Drama der University of London; Romand Dolzhanskiy, Dramaturg und Theaterchef am Theatre of Nations und Leiter des „New European Theatre Festival; Kristian Seltun, Künstlerischer Direktor des Norwegischen Nationaltheaters und Künstlerischer Direktor des International Ibsen Festival sowie Erika Lichte, in Hamburg geborene Theaterwissenschaftlerin, Professorin am Institut für Theaterwissenschaft an der FU Berlin und Leiterin des internationalen Forschungskollegs „Verflechtungen von Theaterkulturen“.

Weitere Informationen: http://www.internationalibsenaward.com

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