Boom bei KI-Startups
Die Studie stellt die erste umfassende Bestandsaufnahme zur Gründungstätigkeit im Bereich KI in Deutschland dar, die die gesamte Vielfalt der Gründungsaktivitäten zum Thema KI abbildet – mit einer deutliche positiven Entwicklung der KI-Startup-Szene in den vergangenen Jahren. „Für die Wirtschaftspolitik stellt die starke KI-Startup-Szene eine hervorragende Ausgangsbasis dar, um die Verbreitung von KI-Anwendungen in der deutschen Wirtschaft zu forcieren. Damit kann die Politik hohe Innovationspotenziale und positiven Auswirkungen auf Produktivität und wirtschaftliches Wachstum umfassend nutzen“, so Studienautor Dr. Christian Rammer.
Es zeigt sich ein starker Anstieg der Gründungszahlen: Seit 1995 wurden in Deutschland hochgerechnet mehr als 6.600 Unternehmen gegründet, deren Geschäftsmodelle eng mit dem Thema KI verbunden sind. Die Anzahl der KI-Startups steigt ab 2014 stark an und erreicht 2017 und 2018 mit jeweils mehr als 450 neu gegründeten Unternehmen einen Höchststand. 2019 ging die Anzahl der neu gegründeten KI-Startups seit 2005 erstmals auf rund 420 Grün-dungen zurück und sank im ersten Pandemiejahr 2020 auf rund 310 Gründungen. Für 2021 zeichnet sich kein weiterer Rückgang ab.
Sehr hohe Überlebensrate und günstige Bonitätseinstufung
Maßgeblich für positive Entwicklung der KI-Startups ist ihre extrem hohe Überlebenswahrscheinlichkeit im Vergleich zu Startups aller Branchen. Im Jahr 2021 waren 92 Prozent aller untersuchten KI-Startups, also gut 6.000 Unternehmen, noch wirtschaftsaktiv – doppelt so viele wie im Durchschnitt aller Gründungen in Deutschland. 2019 und 2020 kam es allerdings zu einem merklichen Anstieg der Unternehmensschließungen von KI-Startups. Auch die Bonitätseinstufung der KI-Unternehmen – als ein zentraler Indikator für wirtschaftlichen Erfolg – ist deutlich günstiger als für andere Gründungen und liegt um 13 Prozent über dem Durchschnitt aller Gründungen in Deutschland.
Mit Blick auf das Tätigkeitsfeld der KI-Startups zeigt sich, dass gut zwei Drittel sich mit der Entwicklung von KI-Technologien oder KI-Anwendungen befassen, die entweder als Produkte oder Dienstleistungen für andere Unternehmen eingesetzt werden oder zentralen Bestandteil des Leistungsangebots des Startups sind. Rund zehn Prozent können als KI-Berater bezeichnet werden, die eine Beratung zum Thema KI für andere Unternehmen oder Einrich-tungen anbieten. Ein gutes Fünftel der erfassten KI-Startups setzt KI als Prozesstechnik für die Herstellung eigener Produkte oder die Erbringung von Dienstleistungen ein.
Auch die Anzahl der in KI-Startups tätigen Personen nahm kontinuierlich zu und erreichte 2021 voraussichtlich den Wert von rund 150.000 Beschäftigten. Fast sieben Prozent der KI-Startups hatten die Schwelle von 100 Beschäftigten überschritten. Mehr als 90 KI-Startups zählten bereits zu Großunternehmen (250 oder mehr Beschäftigte).
KI-Startups und potenzielle Anwender stärker zusammenbringen
Weiterhin zeigt die Studie, dass 93 Prozent aller KI-Startups in den zentral gelegenen Regio-nen Deutschlands angesiedelt sind. Im Bereich der KI-Entwickler liegt dieser Anteil sogar bei 95 Prozent. Hotspots von KI-Startups sind die Großstädte Berlin, München, Hamburg, Köln und Frankfurt. „Eine Herausforderung ist es, die KI-Startup-Szene, die stark auf die großen Agglomerationsräume in Deutschland konzentriert ist, mit der Breite der Anwenderunterneh-men, die oft auch außerhalb dieser Zentralräume angesiedelt sind, zusammenzubringen. Hier könnte den spezialisierten intermediären Organisationen, die die Vernetzung der KI-Startups voranbringen, eine wichtige Rolle zukommen“, schließt Rammer.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
Forschungsfelder des ZEW
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