Gewalt im Namen der „Ehre“: TERRE DES FEMMES fordert mehr Präventionsarbeit an Schulen und niedrigschwellige Angebote für Betroffene
Der Prozess beginnt morgen um 10.00 Uhr im Berliner Landgericht. Es sind bis 12. August weitere Prozesstage geplant.
TDF-Referentin Myria Böhmecke wird den Prozesstag im Landgericht verfolgen und steht für Interviews zur Verfügung.
Dieser Fall ist kein Einzelfall
TERRE DES FEMMES macht darauf aufmerksam, dass dieser Fall kein Einzelfall ist. Nach Recherchen von TDF wurden in den letzten zwei Jahren 25 Personen Opfer von versuchten oder vollzogenen „Ehren“-Morden. Diese Zahl stellt jedoch nur die Spitze des Eisberges dar. Viele Mädchen und Frauen haben bereits vor einer solchen Tat massiv unter patriarchalischer Gewalt, Zwangsverheiratung und Frühehe zu leiden. Allein in Berlin waren 2017 nach einer Umfrage des Berliner Arbeitskreises gegen Zwangsverheiratung 570 Personen von einer Zwangsverheiratung in Berlin bedroht oder betroffen – darunter vor allem weibliche Minderjährige und junge Erwachsene unter 21 Jahre, die teils massiver Gewalt und Morddrohungen ausgesetzt waren. Die Dunkelziffer wird viel höher eingeschätzt, weil die Betroffenen sich oft aus Angst oder Unkenntnis der Hilfsangebote niemandem anvertrauen.
Forderungen von TERRE DES FEMMES
–Bundesweite Präventionsarbeit an Schulen
– Verstärkung der niedrigschwelligen Hilfs- und Unterstützungsangebote für geflüchtete Frauen (z. B. sofortige und umfassende Beratung in der Herkunftssprache, psychologische Unterstützung und ggf. konkrete Hilfe bei der Flucht vor gewalttätigen Familienmitgliedern/Anonymisierung)
– Dauerhafte Finanzierung von spezialisierten Beratungsstellen/Schutzeinrichtungen und Schaffung weiterer Einrichtungen
– Personelle Aufstockung der MitarbeiterInnen in Schule und Jugendamt
– Schulungen aller Berufsgruppen, die mit potentiell Betroffenen arbeiten
– Verbesserung der Schutzmaßnahmen für Betroffene von Zwangsverheiratung und Gewalt im Namen der "Ehre" (z. B. Hilfen bei der Anonymisierung und Namensänderung).
TERRE DES FEMMES geht aktuell mit dem Schultheaterprojekt „Mein Herz gehört mir!- Gegen Zwangsverheiratung und Frühehen“ an Berliner Schulen, leistet Präventionsarbeit, Aufklärung und konkrete Hilfe.
Weiterführende Informationen:
TDF-Artikel zum Mord an Maryam H. im August 2021
Zur Diskussion um die Begrifflichkeiten – "Ehren"mord und Femizid
TDF- Forderungen zum Thema Gewalt im Namen der "Ehre"
Begriffsdefiition: Was verstehen wir unter Gewalt im Namen der Ehre?
TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. ist eine gemeinnützige Menschenrechtsorganisation, die sich für ein selbstbestbestimmtes, gleichberechtigtes und freies Leben für Mädchen und Frauen weltweit einsetzt. Durch öffentlichkeitswirksame Aktionen, Publikationen, Veranstaltungen, Kampagnen und Lobbyarbeit sensibilisiert TERRE DES FEMMES die Öffentlichkeit und Politik für geschlechtsbedingte Gewalt und Diskriminierung.
TERRE DES FEMMES unterstützt Mädchen und Frauen durch spezifische Aufklärungsprogramme in Schulen und ihren Communities. Mit anderen Frauenrechtsorganisationen ist TERRE DES FEMMES international vernetzt, fördert Projekte, Organisationen und Initiativen von Frauen für Frauen im Ausland. Die Arbeit des Vereins konzentriert sich auf die Themenschwerpunkte weibliche Genitalverstümmelung, Häusliche und Sexualisierte Gewalt, Gewalt im Namen der Ehre, Frauenhandel und Prostitution, Gleichberechtigung und Integration, sowie Internationale Zusammenarbeit.
TERRE DES FEMMES wurde 1981 gegründet und finanziert sich durch Spenden, Mitgliedsbeiträge und Zuschüsse.
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TERRE DES FEMMES e. V. – Menschenrechte für die Frau e. V.
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