HEINZ-GLAS trotzt der Energiekrise und modernisiert den Standort Piesau
Ursprünglich sollte im April dieses Jahres eine große Reparatur der vorhandenen gasbefeuerten Wanne mit verschiedenen Erweiterungsmaßnahmen in Millionenhöhe stattfinden. Die Reparatur der Wanne war dabei mit 7 Mio. Euro veranschlagt. Aufgrund der Energiepreisexplosion wurde dieses Vorhaben Ende Januar kurzfristig gestoppt und vorerst verschoben. Es war fraglich, wann und wie es mit dem Wannenbau in Piesau weitergehen könnte. „Eine solch hohe und langfristige Investition kann nicht getätigt werden, wenn der Betrieb der Anlagen aufgrund der viel zu hohen Energiekosten aktuell so unsicher ist“, entschied Carletta Heinz. Nun soll die vorhandene Wanne vorerst im nahezu laufenden Betrieb – also in heißem Zustand – repariert werden, sodass sie bis ins zweite Halbjahr 2023 weiterbetrieben werden kann. Danach wird die Glasschmelztechnologie vollständig von fossilem Gas auf CO2-freien Strom umgerüstet. Dazu muss die gesamte Schmelztechnologie neu konstruiert werden, was zusätzliche Maßnahmen zur Anpassung von Anlagen und Gebäuden notwendig macht, die das bisher geplante Investitionsbudget weit übersteigen. Ein starkes Bekenntnis zum Standort Piesau, der im Mai dieses Jahres sein 400-jähriges Bestehen feiern wird.
Das Unternehmen hatte in den vergangenen Wochen in den Medien massiv auf die hochproblematischen Energiepreise hingewiesen und auf allen politischen Ebenen auf die kritische Lage der Glasindustrie sowie der vor- und nachgelagerten Betriebe aufmerksam gemacht. Innovative, moderne und wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen blicken aufgrund der extremen Preisanstiege in eine unsichere Zukunft. Konkrete Forderungen an die Politik waren und sind noch immer der massive und vor allem schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien, wettbewerbsfähige Strom- und Gaspreise und die Aufnahme der Glasindustrie in die Liste der beihilfeberechtigten Industrien für die Strompreiskompensation. Letzteres scheint nun in greifbarer Nähe, nachdem der EU-Kommission bereits ein Entwurf zur Abstimmung hierzu vorliegt. Zudem wurde die Abschaffung der EEG-Umlage zum Juli von der Bundesregierung entschieden. Beide Punkte sind wichtig für die energieintensive Glasindustrie, reichen aber nicht aus. Für den notwendigen Wechsel weg von fossilen Energieträgern hin zu grünem Strom braucht es einen wettbewerbsfähigen „Dekarbonisierungs-Strompreis“. Wir hoffen, dass die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen schnell dafür setzen wird.
Als Familienunternehmen will sich HEINZ-GLAS aber nicht nur auf staatliche Unterstützung verlassen, sondern einen eigenen Beitrag leisten. Schon seit Jahren setzt man hier auf nachhaltige Technologien in den Produktionsstandorten. Auf dieser Basis wurden nun auch die Entscheidungen für das Werk im thüringischen Piesau beleuchtet und neu getroffen.
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine und die damit verbundene Unsicherheit bei der Versorgung mit Erdgas hat die Lage in den vergangenen Tagen weiter verschärft. Neben drohenden weiteren Preiserhöhungen steht nun auch die grundsätzliche Gasversorgung in Frage. Deshalb haben Inhaber und Geschäftsführung nun die mutige und zukunftsweisende Entscheidung getroffen, die Glasproduktion am Standort Piesau mittelfristig ohne fossile Brennstoffe und stattdessen mit Strom weiterzuführen. Carletta Heinz kommentiert hierzu: „Ich werde am Gründungsstandort unseres Familienunternehmens festhalten, solange eine Produktion in Deutschland zu wettbewerbsfähigen Bedingungen möglich ist. 400 Jahre Geschichte geben wir nicht so einfach auf und ebenso die Arbeitsplätze an diesem Standort nicht. Mit dem Umrüsten der Anlagen weg vom Gas und hin zu grünem Strom und gegebenenfalls auch Wasserstoff erreichen wir eine CO2-freie Produktion. So können wir wieder einmal eine Vorreiterrolle einnehmen und auf unser Ziel, einen Beitrag zum Schutz unseres Planeten zu leisten, weiter einzahlen.“
Das Unternehmen bezieht bereits seit dem Jahr 2016 CO2-freien Strom über Zertifikate. HEINZ-GLAS wünscht sich, dass der eingesetzte Strom künftig vermehrt aus erneuerbaren Quellen in der Region stammt. So könnte der Betrieb der Wanne und des gesamten Standortes noch nachhaltiger gemacht werden.
HEINZ-GLAS rechnet mit Kosten in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags, um den CO2-neutralen Standort aufzubauen, sich damit von der unsicheren Versorgungslage mit Gas unabhängig zu machen und gleichzeitig die Pläne unseres Landes zu einer gelungenen Energiewende und der Dekarbonisierung zu unterstützen. Dies trägt auch dem Wunsch der Kunden und Endverbraucher nach CO2-neutralen Produkten und Verpackungen Rechnung und wäre ein Wettbewerbsvorteil.
„Für ein Projekt dieser Größenordnung ist nach wie vor die Unterstützung der Politik dringend nötig. Auch wenn wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gut gewirtschaftet haben und sorgsam mit unseren Finanzen umgegangen sind, können wir diese in kurzer Zeit notwendigen großen Investition nicht komplett aus eigener Kraft stemmen. Förderungen für die Errichtung sowie stabile Strompreise auf einem akzeptablen Niveau sind für den erfolgreichen Weiterbetrieb des Standorts wichtig“, sagt Carletta Heinz. Politische Maßnahmen zur Schaffung international wettbewerbsfähiger Energiepreise und zur Sicherung einer nachhaltigen Stromversorgung müssen schnellstmöglich ergriffen werden.
Wir sind bereit, mutig voranzugehen und bekennen uns klar zu unseren deutschen Standorten!
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