Finanzen / Bilanzen

Hoher Ölpreis als Risikofaktor?

Als Reaktion auf die tragischen Ereignisse in der Ukraine wurde der Ölpreis erheblich in die Höhe getrieben – und damit auch die Benzinpreise. In Deutschland ist der Tankstellenbesuch bei Literpreisen von deutlich über zwei Euro zur spürbaren Belastung für den Geldbeutel geworden. Laut Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments, deuten die längerfristigen Faktoren von Angebot und Nachfrage allerdings immer noch darauf hin, dass sich die Preise eher früher als später stabilisieren sollten. Selbst wenn die Unsicherheit über die russische Ölversorgung die Märkte in Aufruhr versetze. „Einige Experten spekulieren darauf, dass die hohen Ölpreise die Wirtschaft sogar in eine Rezession stürzen werden", so Grüner. 

Öl diktiert die Richtung nicht
Vielen Anlegern sei noch die Rezession von 2008 bis 2009 in Erinnerung, die mit Rekordpreisen für Öl einherging. „Es existiert jedoch kein kausaler Zusammenhang zwischen hohen Ölpreisen und dem Einsetzen eines globalen Bärenmarkts“, analysiert Grüner. Wenn der Ölpreis ein bestimmtes Niveau erreiche, habe das keine direkte Auswirkung auf die Wirtschaftstätigkeit im Allgemeinen oder lasse logische Schlüsse auf ein schwächeres Wachstum zu. Insbesondere stehe die US-Wirtschaft als globaler Haupttreiber nicht in einem festen Verhältnis zum Ölpreis. „Als der WTI-Ölpreis zwischen 2011 und 2014 die meiste Zeit über 100 US-Dollar lag, kam es zu keiner Rezession“, so Grüner. „Die Weltwirtschaftskrise 2008 spielte sich zwar vor dem Hintergrund hoher Ölpreise ab, allerdings wurde die Abwärtsspirale durch unsinnige Bewertungsregeln, inverse Zinsstrukturkurven und panische Reaktionen der Regierungen in Gang gebracht – nicht durch den hohen Ölpreis."

Eher sei der gegenteilige Effekt zu beobachten, denn die fallenden Ölpreise hätten der US-Wirtschaft im letzten Jahrzehnt ordentlichen Gegenwind beschert. Als die Ölpreise 2014 einbrachen, habe dies die US-Produzenten zu Kürzungen veranlasst. In den folgenden zwei Jahren seien die Investitionen in die Ölindustrie eine der größten Beeinträchtigungen des US-BIP gewesen. Höhere Ölpreise hätten den gegenteiligen Effekt auf das BIP, indem sie Anreize für mehr Investitionen schaffen.

Robuster Konsum;
„Hohe Ölpreise belasten das verfügbare Einkommen der Konsumenten, aber aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zählen beispielsweise Treibstoffkosten immer noch als Ausgaben, sie leisten also ebenso einen positiven Beitrag zum BIP", erläutert Grüner. Hohe Benzinpreise würden Gewinner und Verlierer bei den Verbraucherausgaben schaffen und könnten zu einer Verschiebung der Aktivitäten führen, aber die Ausgaben für andere Güter als Kraftstoffe seien in diesem Umfeld sehr widerstandsfähig. ,,In den letzten beiden Jahren und auch in der Phase von 2011 bis 2014 stiegen beispielsweise die Konsumausgaben ohne Energie parallel zum hohen Ölpreis an", so Grüner. Nicht nur auf der Verbraucherseite werde der Einfluss hoher Ölpreise tendenziell überschätzt, auch was die Kosten für die Erzeuger angeht: Öl habe im Dezember 2021 nur neun Prozent der Erzeugerpreise ausgemacht.

Zudem sei die Wirtschaft weniger energieabhängig als in den vergangenen Jahrzehnten. Steigende Kraftstoffkosten würden zwar auf die Stimmung drücken, aber der Anteil der Energie an den Verbraucherausgaben – die mehr als zwei Drittel des BIP ausmachen – beliefe sichim Januar 2022 nur auf vier Prozent.

Fazit
„Es ist notwendig, die Entwicklungen in Europa – dem entscheidenden Faktor für die Ölversorgung – kritisch zu beobachten", resümiert Grüner. „Der hohe Ölpreis sollte allerdings im Hinblick auf die Gesamtwirtschaft nicht überbewertet werden, denn der globale Bullenmarkt wird sich davon eher nicht nachhaltig beeindrucken lassen."

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Über die Grüner Fisher Investments GmbH

Grüner Fisher Investments (GFI) ist eine Vermögensverwaltungsgesellschaft mit eigenem Ermessensspielraum, die vorwiegend vermögende Privatpersonen und Familien in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut. Grüner Fisher Investments ist Mitglied im Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) und ist ein durch die BaFin lizensiertes und beaufsichtigtes Institut. GFI wurde als Top-Vermögensverwalter von Capital (2019), als Top-Arbeitgeber im Mittelstand (2019) von Focus und als "Great Place to Work" (2020, 2021) von Great Places to Work ausgezeichnet. Das Unternehmen ist eine deutsche Tochtergesellschaft von Fisher Investments in den USA, einem der größten unabhängigen Vermögensverwalter der Welt. Zum 31.03.2021 verwaltete Fisher Investments und seine Tochtergesellschaften ein Vermögen von über 143 Mrd. EUR – über 93 Mrd. EUR für nordamerikanische Privatanleger, 34 Mrd. EUR für institutionelle Anleger, 14 Mrd. EUR für europäische Privatanleger und 1 Mrd. EUR für die Altersvorsorge kleiner und mittlerer Unternehmen in den USA. Fisher Investments unterhält vier Hauptgeschäftsgruppen: US Private Client, Institutional, Private Client International und 401(k) Solutions, die einen globalen Kundenstamm bedienen. Der Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, Ken Fisher, schrieb von 1984 bis 2016 die Forbes-Kolumne "Portfolio Strategy" und ist damit der am längsten ununterbrochene Kolumnist in der Geschichte der Zeitschrift. In den letzten Jahren erschienen Ken Fishers Kolumnen durchgängig in den wichtigsten Medien in fast allen westeuropäischen Ländern, einschließlich Focus Money in Deutschland, sowie in wichtigen asiatischen Ländern, und damit in mehr Ländern und mit mehr Umfang als jeder andere Kolumnist in der Geschichte. Fisher ist außerdem Autor von 11 Büchern, darunter vier New York Times-Bestseller zum Thema Finanzen und Investieren.

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