Kein ideologisches Gegeneinander
Steigende Preise für Kraftstoffe, für Dünge- und Futtermittel, aber auch ihre Verfügbarkeit treiben Junglandwirte und Junglandwirte in Deutschland schon seit einiger Zeit um. „Die Folgen von Krieg, Sanktionen, Exportstopps und Importverbote führen uns in der Landwirtschaft sehr deutlich vor Augen, wo der Schuh drückt“, stellen die beiden Vorsitzenden des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) fest.
Da ist zum einen der klimaneutrale Umbau der Energieversorgung, der von der Regierung klar priorisiert wird, auch um die Importabhängigkeit von fossilen Rohstoffen zu mindern. Gleichzeitig wird es immer teurer und schwieriger, an Flächen für die landwirtschaftliche Produktion zu kommen, sie zu kaufen oder zu pachten. Die Ursachen sind vielfältig. Einer der Haupttreiber ist für die größte deutsche Junglandwirt:innen-Organisation der Flächenfraß durch Siedlungen, Verkehr und Investoren – und zunehmend eben auch für Energieinfrastruktur und -anlagen.
Natürlich braucht es einen schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien. Nur müsse der die Belange der Landwirtschaft und der Versorgung mit Nahrungs- und Futtermitteln genauso berücksichtigen wie die von Biomasse als regelbare Energieform. „Klotzen statt kleckern. Aber was ist wichtiger? Wer hat Vorrang, wenn es knapp wird? Was ist, wenn zum Beispiel die Ernte nicht eingebracht werden kann, weil es am Kraftstoff fehlt“, spitzen Muus und Hägerling das Dilemma zu.
Für den BDL steht fest, dass es nicht erst in Krisenzeiten eine Diskussion darüber geben darf, welchen Stellenwert die Landwirtschaft in Deutschland hat, wie die Flächen in Deutschland genutzt und welche stillgelegt werden, über Verbraucher- und Erzeugerpreise für Lebensmittel… Im Sinne einer größeren Eigenversorgung mit Energie, Halbleitern oder auch Lebensmitteln müssen die verschiedenen Ziele sorgfältig abgewogen werden. Leider fällt die Entscheidung selten zugunsten der Landwirtschaft aus, wie das Beispiel der neuen geplanten Giga-Fabrik auf fruchtbaren Bördeböden bei Magdeburg zeigt, wo künftig elektronische Chips statt Kartoffeln und Getreide wachsen sollen.
„Das ist schade, denn in Deutschland – und vielen anderen europäischen Ländern – haben wir die natürlichen und ökonomischen Voraussetzungen, die Kapazitäten und das Know-how, um qualitativ hochwertige Lebensmittel mit hohen Umwelt- und Sozialstandards für den Eigenbedarf und darüber hinaus zu produzieren. Diese Möglichkeiten sollten wir verantwortungsvoll nutzen und zur Stabilisierung der globalen Ernährungssituation beitragen“, ist sich der BDL-Bundesvorstand einig. Dafür müsse der Flächenverbrauch endlich gestoppt, das 30-Hektar-Ziel der Bundesregierung endlich erreicht werden.
„Wir müssen Krieg gegen Hunger führen und nicht gegen Menschen. Der Hunger in der Welt muss auch und gerade auf den Feldern in Deutschland und Europa besiegt werden“, zitiert Kathrin Muus eine der 18 BDL-Thesen zur Zukunft der Landwirtschaft. Im vorigen Jahr in die Arbeit der Zukunftskommission Landwirtschaft eingeflossen, macht dieser sehr deutlich, dass es zum Selbstverständnis der Junglandwirt:innen gehört, Nahrungsmittel zu produzieren, um die Menschen zu ernähren.
„Und zwar im Neben- und Miteinander von Bio und konventionell wirtschaftenden, von kleinen oder großen Betrieben. Was wir jetzt gar nicht brauchen, sind ideologische Machtkämpfe, ein Gegeneinander der Betriebsrichtungen. Wichtig ist eine stabile Zahl von Betrieben, die alle ihren Beitrag zur Versorgungssicherheit mit Lebens- und Futtermitteln sowie Energie leisten. Denn Landwirt:innen produzieren Frieden“, so Muus und Hägerling. Die beiden Landjugendvorsitzenden verweisen dabei erneut auf die BDL-Zukunftsthesen zur Landwirtschaft, die heute aktueller denn je sind. Nachzulesen und anzuschauen unter: www.landjugend.de/unsere-themen/agrarpolitik/18-thesen-zur-zukunft-der-landwirtschaft.
Der BDL-Bundesvorstand ruft zur Solidarität mit der Ukraine auf:
https://www.landjugend.de/presse/news/2022/solidaritaet-mit-der-ukraine
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