Natur & Garten

Landesforsten säen Erlen- und Birkensamen im Bärenbruch

Die Niedersächsischen Landesforsten erreichen bei der Sanierung ihrer Waldmoore im Harz einen weiteren Meilenstein zu mehr Naturnähe. Vergangenen Freitag verteilten Forstleute von Hand im Bärenbruchmoor bei Buntenbock Samen von Birken und Erlen. In dem Waldstück nahe Clausthal-Zellerfeld laufen seit zwei Jahren die Arbeiten zur Wiederbelebung eines Moores im Oberharz. Försterin Marlies Büttner ist verantwortlich für neue Baumsaaten im Harz. Gemeinsam mit Forstpraktikant Luca Thomsen streute sie rund 3 Millionen winzig kleiner Samenkörner an ausgesuchten Stellen im Moor aus. Ziel der Aussaat von Moorbirken, Sandbirken und Roterlen ist es, dass sich möglichst viele Laubbäume in dem von Fichten befreiten Areal ausbreiten. Marlies Büttner konnte auf insgesamt drei Kilo Saatgut für das 20 Hektar große Moorgebiet zurückgreifen. Die Försterin aus dem Forstamt Riefensbeek sagte, worauf es bei der Handsaat ankam: “Die rund acht Millionen Samenkörner von Moorbirken und Sandbirken haben wir auf die Stellen gelegt, wo der Boden von den Erdarbeiten verwundet war. Die Fahrspuren des Moorbaggers sind ein gutes Keimbett für die Birken. Die 500 Tausend Körner der Roterlen haben wir um die Wasserstellen und kleinen Tümpel verstreut. Erlen mögen feuchte Füße und meiden so die Konkurrenz der Sandbirken“, so die Forstfrau.

Moorfläche von Fichten befreit – Wassergräben mit Bagger verschlossen

Vergangenes Jahr hatte ein spezieller “Baumlift“ sämtliche Fichtenbäume aus der Moorfläche gezogen. Anschließend ließen die Landesforsten mit einem Moorbagger die alten Entwässerungsgräben verschließen, um das Wasser auf der Fläche zu halten. „Man sieht hier schon viele Weiden und Ebereschen wachsen“, freute sich Dirk Franke beim Besuch während der Saat. Der Leiter der Försterei Buntenbock war mit dem Fortschritt der Arbeiten zur Wiederbelebung seines Moores zufrieden und schaute voller Hoffnung in die Zukunft: “Wenn jetzt noch die jüngsten Saaten gut aufgehen, entwickeln sich Erlenwälder und Sumpfwälder, wo zuvor dunkler Fichtenforst stand“. Die Landesforsten wollen mit der Wasserrückhaltung erreichen, dass sich das sumpfige Gelände in einen Bruchwald entwickelt und künftig wieder Torfmoose wachsen können. Die Ausbreitung solcher Laubwälder unterdrücke die natürliche Ansamung der Fichten, die von benachbarten Nadelbäumen ins Bärenbruch-Moor fliegen würden, begründete Dirk Franke, warum der Natur von Menschenhand nachgeholfen werden müsse.

Moorrenaturierung ist Klimschutz

Naturschutzförster und Leiter des Renaturierungsprojektes, Johannes Thiery, betonte, dass nur ein lebendiges Moor zum Klimaschutz beitragen könne. Die Wiedervernässung sei Voraussetzung für das Wachstum spezieller Torfmoose, aus denen sich der Moorkörper aufbaue. Gräben und aufwachsende Fichten entzögen dem Gebiet Wasser und ließen Moore schwinden. Dabei würden viele Tonnen Kohlendioxid frei, die zur Klimaerwärmung beitrügen. „Ein funktionsfähiges Moor dagegen speichert CO2 beim Wachsen der Torfmoose. Wenn sich unsere Waldmoore im Harz nach der Renaturierung erholt haben, funktionieren sie wieder als Kohlenstoff-Senke“, erläuterte Forstmann Thiery vom Niedersächsischen Forstamt Reinhausen die Bedeutung für den Klimaschutz. Berechnungen zufolge können intakte Moore der Landesforsten bedeutende Mengen an CO2-Emmissionen pro Jahr einsparen. Moore leisten langfristig mehr für den Klimaschutz als ein Wald, so eine Analyse von Klimaexperten.

Wasserhaushalt, Trinkwasserversorgung und Hochwasserschutz in den Mittelgebirgen verbessern

Weiterhin wollen die Landesforsten mit ihrem Moorschutzprogramm auch den Wasserhaushalt der Mittelgebirge in Südniedersachsen verbessern. Moore speichern wie ein Schwamm beachtliche Niederschlagsmengen und wirken ausgleichend bei Starkregenfällen. Außerdem steigern sie die Bildung von sauberem Grundwasser. Nach dem Hochwasser am Harzrand im Sommer 2017 und drei Trockenjahren in Folge werde der Gewässerschutz und die Versorge für Trinkwasser selbst im regenreichen Harz immer wichtiger, erklärte Naturschutzförster Johannes Thiery.

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