Maschinenbau

Radlader mit Co-Pilot

Eine Person, die von einer Aura umgeben ist, hat etwas Besonderes. Eine besondere Ausstrahlung. Dies gilt nun auch für Baumaschinen.  

Firma tbm hightech control GmbH aus München und Zeppelin Baumaschinen haben erstmals eine solche Aura für Cat Radlader bei einem Pilotprojekt für einen Kunden aus der Entsorgungs- und Recyclingindustrie erfolgreich installiert. Damit sollen in Zukunft auch Anfragen von Kunden bedient werden, die erhöhte Sicherheitsanforderungen aufgrund eines verstärkten Liefer- sowie Personenaufkommens auf ihrem Betriebsgelände haben“. Mit dem Assistenzsystem wird der Fahrer wie durch einen Co-Piloten unterstützt bei der Beobachtung rund um die Maschine. Maschinisten werden damit vor Personen und damit vor erhöhter Gefahr gewarnt, sofern diese einen entsprechenden Transponder tragen und sich der Baumaschine nähern. Wird der Abstand zu gering, wird deren Motorleistung beziehungsweise Drehzahl gedrosselt.

Mangelnde Wahrnehmung von Gefahren sind häufige Unfallursachen bei Baumaschineneinsätzen mit erhöhtem Lieferaufkommen oder einer hohen Personenfrequenz auf dem Betriebsgelände. Dies gilt insbesondere für Entsorgungs- und Industrieunternehmen mit hohem Lkw-, Stapler- und Radladerverkehr. Ursachen sind in der Regel schlechte Sichtverhältnisse, überhöhte Geschwindigkeit oder eine falsche Einschätzung von Gefahren. Abläufe , die die Konzentration der Fahrer erfordern und Stress führen zu Ermüdung der Fahrer, sodass Gefahren nicht rechtzeitig oder überhaupt nicht erkannt werden. Auch Warnsignale können überhört werden, weil der Fahrer zu vielen Reizen ausgesetzt ist.

Um die Bedienung von Radladern sicherer zu machen, kann das Fahrerassistenzsystem von tbm hightech control eingesetzt werden. Die RFID-Aura-207 besteht im Wesentlichen aus einer Elektronik und einer abgestimmten Antenne. Mit diesen beiden Komponenten wird eine fast kugelförmige „Aura“ (Funkbereich) rund um das Fahrzeug aufgebaut. Die einstellbare Reichweite beträgt bis zu 15 Meter – abhängig von der Antenne, die von Zeppelin am Kabinendach installiert wird. Wenn nun der spezielle Aura-Transponder in diesen LF-Bereich (low frequency) der RFID-Aura kommt, sendet dieser seine Transponder-ID an die Elektronik, die daraufhin Alarm auslöst. Mit dem ausgelösten Alarm wird die Motorleistung beziehungsweise Drehzahl des Radladers reduziert.

„Auch Personen, die hinter einer Palette oder im sogenannten toten Winkel stehen, werden damit erkannt und geschützt“, betont Patrick Bischoff, Kundendienst- und Projektleiter von tbm hightech control GmbH, denn „der Aura-Funkbereich geht selbst durch Mauern hindurch.“

Die RFID-Aura macht den Cat Radlader zum Detektor für Fußgänger beziehungsweise Personen, die den Transponder bei sich tragen. Er drosselt die Drehzahl und damit die Fahrgeschwindigkeit. „Es handelt sich hier nicht um eine Notfallbremsung, sondern um eine Reduzierung von Leistung beziehungsweise Drehzahl. Der Fahrer nimmt die Reduzierung der Fahrgeschwindigkeit als einen Ruck wahr. Wird keine Person mehr detektiert, muss der Fahrer aktiv seinen Fuß vom Gas nehmen, um das Fahrzeug wieder beschleunigen zu können“, erklärt Florian Schwenk die Anwendung. Im Fall des Recycling-Pilotkunden war die Radlader-Geschwindigkeit beim Vor- und Rückwärtsfahren auf zehn km/h begrenzt und sollte dann auf fünf km/h herunter geregelt werden. „Das System nimmt nicht das Mitdenken ab, sondern die letzte Instanz ist immer der Fahrer. Ihm obliegt es, die richtigen Entscheidungen zu treffen“, weist der STS-Mitarbeiter von Zeppelin hin.

Die RFID-Aura-207 ist nicht nur auf einen Transponder beschränkt, sondern lässt sich auf mehrere Transponder erweitern, da sie jeden Aura-Transponder erkennt, ohne dass diese (wie bei ähnlichen Systemen) eingelernt werden müssen. Die Anzahl der Transponder, die die Aura erkennt ist somit unbegrenzt. Die aktiven Transponder sind batteriebetrieben und müssen nicht täglich aufgeladen werden. Die Lebensdauer der Batterie beträgt rund zwölf Monate bei einer rein rechnerischen Beanspruchung von 50 Begegnungen pro Tag mit je fünf Minuten Dauer und bei einer Sechs-Tage-Woche, gibt tbm hightech control als Werte an. Die Personen-Transponder (für Fußgänger) sind permanent im Sendemodus und übermitteln ihre ID an die Aura, wenn sie in die Aura des Radladers kommen. Die Fahrer-Transponder haben eine kleine Taste, mit der der Fahrer seinen Transponder bequem in einen sogenannten Schlafmodus versetzen kann, damit dieser nicht während der Fahrt permanent einen Alarm auslöst. Verlässt der Fahrer sein Fahrzeug und seine Fahrzeug-Aura, wird der Fahrer-Transponder sofort aktiv.

„Die Transponder gibt es in Tropfenform, sodass sie einfach am Schlüsselbund getragen werden können. Sie sind so groß wie ein heutiger Autoschlüssel. Eine weitere Option ist ein Transponder, der in einen Arbeitsschuh integriert werden kann“, so Edgar Nassal, Geschäftsführer von tbm hightech control.

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