Torfminderung: Substratindustrie erreicht bereits Ziele der Selbstverpflichtung – Politik ist jetzt gefragt
„Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und unter dem Gesichtspunkt der gesellschaftlichen Diskussion um den Rohstoff Torf hat die Substratindustrie in den letzten Jahren viel bewegt und erreicht“, sagt Philip Testroet, Referent Gartenbau und Umwelt beim IVG. Nun traf sich die Branche, um die Produktionszahlen für das Jahr 2021 auszuwerten und unter diesem Gesichtspunkt die Selbstverpflichtung zur Torfminderung aus dem Sommer 2020 zu evaluieren. „In der Auswertung für das Produktionsjahr 2021 zeigt sich, dass von der Branche in Deutschland gut 12 Millionen m³ Substrate produziert wurden, eine Steigerung im Vergleich zu 2020“, bilanziert Testroet das Ergebnis.
Substratindustrie erfüllt bereits die Selbstverpflichtung für 2025
Der Torfanteil in Blumenerden für den deutschen Markt ist auf 48 Prozent gesunken (55 Prozent im Vorjahr). Das Ziel der Selbstverpflichtung der Substratindustrie, bis 2025 den Anteil von Torfersatzprodukten in Blumenerden auf 50 Prozent zu erhöhen, ist damit bereits erfüllt. „Dies ist eine hervorragende Bilanz der Erdenproduzenten, die das Thema Nachhaltigkeit bewusst umsetzen und damit auch auf Zustimmung von Verbraucherinnen und Verbrauchern treffen“, so Testroet. „Erreicht werden konnte dieses Ziel nur durch gemeinsame Anstrengungen im Bereich der Rohstoffverfügbarkeit und durch die von den Unternehmen mitbetriebene Erforschung und Herstellung alternativer Substratausgangsstoffe.“
Im Bereich der Profisubstrate liegt der Anteil an organischen und mineralischen Torfersatzprodukten nun konstant bei ca. 22 Prozent. Ziel der Branche war eine Torfersatzquote von 20 Prozent bis zum Jahr 2025 und von 30 Prozent bis 2030. „Das erste Etappenziel ist erreicht, für jedes weitere Prozent muss hart gearbeitet werden und dafür bedarf es nun umgehend der entsprechenden politischen Rahmenbedingungen und Unterstützung“, bewertet Testroet die Lage. „In der aktuell angespannten Situation in Bezug auf Energie- und Logistikkosten scheint eine weitere Torfreduktion im Erwerbsgartenbau schwer umsetzbar“, so Testroet. Am wichtigsten für die Betriebe ist die Kultursicherheit: Die Substrate müssen ihren Zweck erfüllen und zu einem einwandfreien Ergebnis in der Pflanzenaufzucht führen. Dies verlangsame eine weitere Entwicklung der Substrathersteller auf diesem Gebiet, die unter erschwerten Bedingungen weiter qualitativ hochwertige Substrate liefern wollen und dafür dringend mehr Rohstoffe benötigen.
Neues Positionspapier bewertet die aktuelle Situation und stellt klaren Auftrag an die Politik
Als Ergebnis der Evaluation soll ein neues Positionspapier des IVG den aktuellen Stand auswerten und in einen zeitlichen Kontext setzen. Die Situation ist angespannt: Der Krieg in der Ukraine verschärft die Lage unter anderem in Bezug auf Energiekosten und Rohstoffverfügbarkeit für alternative Ausgangsstoffe wie Holz und Rinde, die nun vermehrt in die energetische Nutzung gehen, sowie den Transport von Waren. Rohstoffe waren vor Beginn der Krise schon knapp und teuer. Die Lieferketten sind massiv gestört. Einige Unternehmen sind außerdem von ihren Bezugsquellen für Rohstoffe aus Osteuropa nahezu abgeschnitten. „Es ist davon auszugehen, dass die Geschwindigkeit der Torfminimierung nun abnehmen wird, da die Substrate unbedingt allen qualitativen und rechtlichen Anforderungen entsprechen müssen. Die Verfügbarkeit der Torfersatzprodukte ist mit zunehmender Nachfrage ein stark verzögernder Faktor“, erklärt Testroet.
Politisch hat die Branche in den vergangenen zwei Jahren wenig aktive Unterstützung erfahren. Die Selbstverpflichtung führte einige dringend notwendige politische Maßnahmen zum Erreichen der Ziele auf. „Umso erfreulicher und beeindruckender ist das jetzige Ergebnis, welches ohne weitreichende politische Unterstützung erreicht wurde“, stellt Testroet heraus. „In Anbetracht all dieser Gesichtspunkte sieht sich die Branche in diesem Jahr außerstande eine Prognose abzugeben und eine Aussage zum weiteren Verlauf der Torfreduzierung zu machen“, nimmt Testroet das Fazit des geplanten Positionspapieres vorweg.
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