Ausbildung / Jobs

Tour de Fribourg

Fachkräfte werden gesucht – so auch im Handwerk. Ohne passend ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können Betriebe große Zukunftsprojekte wie Energie- und Mobilitätswende nicht im notwendigen Umfang umsetzen. „Wir stehen vor großen Herausforderungen und erschließen uns daher alle möglichen Potenziale“, berichtet Wolfram Seitz-Schüle, Geschäftsführer der Handwerkskammer Freiburg. „Nur mit vielen verschiedenen Bausteinen können wir die Nachwuchssicherung im Handwerk auf solide Beine stellen.“ Einer dieser Bausteine ist die Gewinnung ausländischer Fachkräfte. In diesem Zusammenhang realisierte das Projekt „Berufsbildung ohne Grenzen“ vom 8. bis 18. Februar einen erfolgreichen Auszubildendenaustausch zwischen Südbaden und Südfrankreich.

Insgesamt sechs französische Auszubildende im Alter zwischen 17 und 21 Jahren haben das Angebot von „Berufsbildung ohne Grenzen“ genutzt und neun Tage lang die Arbeit in südbadischen Betrieben kennengelernt – darunter drei Elektrikerinnen und Elektriker, ein Maurer, ein Schreiner und eine Kfz-Mechatronikerin. Die teilnehmenden Betriebe im Elektrobereich waren Elektro Ullmann, Seewald Elektro und Ritter Elektrotechnik in Freiburg sowie Elektro Schönberger in Bötzingen. Im Baubereich und im Holzbereich waren es die Sänger GmbH und die Holzkantine in Freiburg. Das Freiburger Autohaus „ernst + könig“ bot der angehenden Kfz-Mechatronikerin Emmy Maïwen Crouzet Einblick in die tägliche Arbeit der Ford-Vertragswerkstatt.

„Das Team ist klasse, mir gefällt es sehr gut – sowohl die Arbeit als auch das Zwischenmenschliche. Ich fühle mich hier sehr wohl und lerne jeden Tag etwas Neues“, betont die 17-jährige Französin. Die Sprachbarriere sei zwar vorhanden, doch vieles ließe sich auf Englisch oder auch mit Gesten klären. Zu ihrem Auslandspraktikum in Südbaden hat sich Emmy Maïwen Crouzet gleich aus mehreren Gründen entschieden: „Ich möchte zeigen, dass das Kfz-Handwerk durchaus auch etwas für Frauen ist. Und da herrscht in Deutschland einfach mehr Gleichheit zwischen Kolleginnen und Kollegen als in Frankreich. Durch das Praktikum erhoffe ich mir mehr Selbstvertrauen und wertvolle Erfahrungen. Außerdem ist Deutschland ein tolles Land und Freiburg eine schöne Stadt. Ich bin froh und dankbar, dass ich durch das Austauschprogramm die Möglichkeit habe, dieses Praktikum zu machen.“

Für Werkstattmeister Manolito Schweier profitieren nicht nur die Auszubildenden von dem Austauschprogramm, sondern auch die Betriebe: „Ich finde das Programm gut und es ist sehr bereichernd, Azubis aus einem anderen Land im Betrieb zu haben. Sprachlich ist es natürlich etwas schwierig. Vieles dauert etwas länger und ist mit Mehraufwand verbunden, aber es ist alles machbar.“ Auch die Zusammenarbeit mit Emmy Maïwen Crouzet bewertet das Autohaus überaus positiv. „Wir würden Frau Crouzet sofort in Ausbildung nehmen. Ihr technisches Potenzial ist sehr ausgeprägt und sie arbeitet stets zuverlässig. Wir sind sehr zufrieden mit ihr. Generell fänden wir es sehr gut, wenn mehr Frauen in den Kfz-Bereich bzw. allgemein ins Handwerk kämen“, so Schweier.

Sämtliche Auszubildenden zeigten sich sehr zufrieden mit dem Austausch und ihrer Zeit in Südbaden. Sie fühlten sich von ihren Betrieben sehr gut aufgenommen und wertgeschätzt. Untergebracht waren sie in einem Freiburger Hostel und hatten somit täglich die Gelegenheit, sich über die Erfahrungen des Tages untereinander auszutauschen. Zudem standen gemeinsame Unternehmungen wie ein Besuch des EU-Parlaments in Straßburg auf dem Programm.

Grenzüberschreitende Ausbildung bislang eher selten

Trotz der geographischen Nähe entscheiden sich nur wenige junge Franzosen für eine Ausbildung in Deutschland. Häufig wird dabei die Sprachbarriere als größtes Hindernis wahrgenommen. Das Austauschprogramm „Berufsbildung ohne Grenzen“ möchte dieser Zurückhaltung entgegenwirken und Interessierten den Zugang zu beruflichen Auslandserfahrungen erleichtern. Hierzu wird es durch das EU-Förderprogramm „Erasmus+“ finanziell unterstützt. In enger Zusammenarbeit mit der Berufsschule CFM de l’Ariège im südfranzösischen Foix plante und koordinierte die Mobilitätsberaterin der Handwerkskammer Freiburg Heike Schierbaum den Aufenthalt der sechs angehenden Handwerkerinnen und Handwerker in Südbaden. „Es freut mich sehr, dass wir zum wiederholten Mal einen erfolgreichen Austausch in Kooperation mit der CFM de l’Ariège durchführen konnten“, resümiert Schierbaum, „der berufliche, kulturelle und persönliche Austausch mit unseren direkten Nachbarn ist besonders für uns im Dreiländereck etwas, das sowohl für Azubis als auch für Fachkräfte auf beiden Seiten viel Potenzial birgt.“

Der nächste Austausch zwischen Deutschland und Frankreich ist bereits in Planung. Im Juni 2022 kommen zehn angehende Kfz-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker für ein Praktikum nach Südbaden. Interessierte Betriebe, die den französischen Azubis eine Praktikumsstelle anbieten möchten, können sich ab sofort gerne bei Heike Schierbaum (0761 21800-595, heike.schierbaum@hwk-freiburg.de) melden.

Weitere Informationen zum Programm „Berufsbildung ohne Grenzen“ erhalten Sie auf www.hwk-freiburg.de/…

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