Ukraine: Mindestens jeder zehnte Geflüchtete benötigt psychologische Betreuung
12 Psychologen sind für die Malteser Ukraine derzeit im Einsatz. „Eine Frau berichtete unserem Team, dass der Familienvater vor den Augen der Kinder und der Ehefrau erschossen wurde. Das sind die schlimmsten Bilder, die uns geschildert werden. Wir blicken hier in leere Gesichter. Viele haben keinen Appetit, schlafen nicht, sind ruhelos. Um psychologische Hilfe bitten nur wenige, denn diese ist bei vielen Menschen noch mit einem Stigma der Schwäche behaftet. Deshalb ist es wichtig, dass wir vor allem auf die Mütter direkt zugehen. Denn um die Kinder zu schützen, müssen wir als erstes die Mütter stabilisieren, damit die Kinder ein Gefühl der Sicherheit bekommen. Wenn es den Müttern besser geht, dann geht es auch den Kindern besser“, sagt Stepan Pasichnyk, Psychologe für die Malteser in Lviv.
In vier Einrichtungen versorgen die ukrainischen Malteser die Menschen mit psychosozialer Unterstützung. In zwei Einrichtungen gibt es ein spezielles Angebot für autistische Kinder, die unter einem besonderen Stress stehen, weil sie aus ihrer gewohnten Routine herausgerissen wurden. In Zeichenklassen und kreativen Workshop können die Kinder ihre Erlebnisse verarbeiten. Mobile Teams versorgen die Menschen zusätzlich am Bahnhof.
„Für die Kinder ist es nun wichtig, eine neue Form des Alltags zu erlernen. Vor einigen Tagen hatte eines der von uns betreuten Kinder Geburtstag und unsere Psychologin hat Luftballons mitgebracht und mit dem Kind gefeiert. Wir dürfen die Bedürfnisse dieser Kinder nicht vergessen und müssen sie besonders im Blick behalten“, sagt Titko.
Deutschland: Zwischenbilanz der Hilfe
Die deutschen Malteser haben seit Beginn des Krieges vor einem Monat rund 2.500 Tonnen Hilfsgüter in die Ukraine oder deren Nachbarländer geliefert. Mehr als 70 Transporte z.T. mit mehreren Fahrzeugen brachten die Malteser auf die Straßen Richtung Ukraine. Medizinische Hilfsgüter, massive Zelte, Feldbetten, Decken, Lebensmittel und Feldküchen gehörten dazu. Auch Fahrzeuge (1 Rettungstransportwagen, 1 Krankentransportwagen, 1 Mannschaftstransportwagen, 1 Kastenwagen) wurde in die Zentren der Malteser nach Ivano-Frankivsk und Lviv geschickt. Von dort gingen sie zum Teil ins Landesinnere.
In Lviv (Ukraine), Kattowitz (Polen) und Fürstenfeldbruck (Deutschland) stehen den Maltesern große Logistik- und Materialzentren zur Verfügung. Dorthin werden auch private oder kommunale Initiativen sowie Unternehmensspenden, die zuvor mit der Hilfsorganisation Absprachen über die benötigten Waren getroffen haben, geleitet. Rund 1.000 ehrenamtliche Malteser Kräfte sind derzeit täglich im Einsatz. Sie richten kurzfristig Unterkünfte ein, betreuen Geflüchtete in Ankunftszentren und den Unterkünften, sorgen für Corona-Tests und medizinische Erstversorgung, helfen beim Kommissionieren von Sachspenden und anderem mehr. Insgesamt betreuen haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende Geflüchtete in mehr als 60 Regelunterkünften von Ländern und Kommunen.
Malteser International ist das weltweite Hilfswerk des Souveränen Malteserordens für humanitäre Hilfe. Die Organisation leistet in rund 100 Projekten in 30 Ländern Hilfe für Menschen in Not, unabhängig von deren Religion, Herkunft oder politischer Überzeugung. Die christlichen Werte und die humanitären Prinzipien der Unparteilichkeit und Unabhängigkeit bilden die Grundlage der Arbeit. Weitere Informationen: www.malteser-international.org
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