Unternehmensplanung in der Landwirtschaft: Den eigenen Betrieb kontrollieren
Planungen sind in landwirtschaftlichen Unternehmen an der Tagesordnung: Regelmäßig werden Aussaat- und Düngepläne erstellt, Investitionen in Technik und/ oder Gebäude kalkuliert oder Betriebsentwicklungspläne für Banken aufgestellt.
Eine betriebswirtschaftliche Planung, die die Auswirkungen aller Geschäftsvorfälle und aller Betriebszweige auf die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage berücksichtigt, ist allerdings immer noch selten. „Sie ist eher in großen Betrieben zu finden. Aber auch kleinere Unternehmen können davonprofitieren. Denn eine umfassende Unternehmensplanung gibt einen guten Einblick auch in die Rentabilität des eigenen Betriebs“, erklärt Unternehmensberater Thomas Born bei Ecovis in Rostock.
Was eine umfassende Unternehmensplanung auszeichnet
Eine umfassende Unternehmensplanung unterscheidet sich von Teilplanungen.
- Sie ist vollintegriert. Das bedeutet, dass sie die Planung aller drei betriebswirtschaftlichen Rechenwerke umfasst, also die Planung der Vermögens-, der Finanz-f das gesamte Unternehmen genau erkennen. So können sie den Betrieb besser kontrollieren und, wenn nötig, gegensteuern. und der Ertragslage. Sie zeigt nachvollziehbar und transparent, wie diese einzelnen Rechenwerke zusammenwirken.
- Sie ist in allen Rechenwerken, besonders aber bezüglich Rentabilität und Liquidität, unterjährig aufgebaut. Somit lassen sich auch saisonale Effekte abbilden.
- Sie ist multikausal angelegt. Sie zeigt, wie sich einzelne Geschäftsvorfälle, etwa der Kauf einer neuen Maschine, auf die verschiedenen Teilbetriebe auswirken.
- Sie ist controllingtauglich ausgestaltet. Sie verknüpft spezifisch produktionstechnische Leistungsdaten, wie die Anzahl der Kühe, die Milchmenge in Dezitonnen oder die bewirtschafteten Hektar, mit den Finanzdaten aller betriebswirtschaftlichen Rechenwerke. Damit dient sie als Grundlage für eine betriebswirtschaftliche Steuerung und ermöglicht eine vertiefte Strukturierung des Landwirtschaftsbetriebs.
- Sie basiert auf Softwarelösungen mit Schnittstellen zu Subsystemen, beispielsweise zur Finanzbuchhaltung oder zu Daten aus der Lohnbuchhaltung.
Beispiel für eine vollintegrierte Unternehmensplanung
Plant ein Landwirt beispielsweise den Kauf eines neuen Motors für die Biogasanlage, um die Auslastung zu erhöhen, und die Finanzierung über eine Bank, wirkt sich dieser Geschäftsvorfall auf die einzelnen Rechenwerke aus (verkürzt dargestellt):
- Folgen für die Vermögens- und Ertragslage: Wird ein Wirtschaftsgut aktiviert, ändert sich die Bilanzstruktur auf der Aktiv- und Passivseite. Betrachtet man die Ertragslage, dann erhöhen sich die Umsätze durch die gesteigerte Stromproduktion. Aufwandsseitig erhöhen sich die Abschreibungen durch die neu aktivierte Investition ebenso wie die Darlehenszinsen bei einer Fremdfinanzierung. Möglicherweise fallen Kosten für die Instandhaltung durch die Neuanschaffung weg.
- Folgen für die Liquidität: Die Bezahlung des Wirtschaftsguts führt zunächst zu einem negativen Cashflow. Durch Darlehensgewährung und Einzahlung von Eigenkapital erhöht sich der Cashflow. Zudem erhöht sich der Cashflow aus der operativen Tätigkeit durch die verbesserte Rentabilität des neuen Motors. Dies wiederum führt dazu, dass der Betriebsinhaber den Kontokorrentkredit weniger in Anspruch nimmt. Das reduziert die Zinszahlungen, was sich auf die Ertragslage auswirkt.
Eine vollintegrierte Unternehmensplanung bringt die Vermögenslage (Bilanz), die Ertragslage (Rentabilität) sowie die Finanzlage (Liquidität) in Übereinstimmung. „Auf diese Weise sind die Folgen jeder betrieblichen Aktivität schon im Voraus zu erkennen“, erklärt Born.
Den Betrieb zerlegen
Die umfassende Unternehmensplanung bildet die betriebswirtschaftlichen Strukturen ab. Zunächst ist der landwirtschaftliche Betrieb rechtsformübergreifend und unabhängig von verschiedenen Wirtschaftsjahren in Teilbetriebe mit weitestgehend homogenen Leistungen zu zerlegen. Üblich ist die
Zweigliederung in Landwirtschaftsbetrieb und Energieerzeugung und eine weitere Aufgliederung dieser Teilbetriebe für den Landwirtschaftsbetrieb in Tierproduktion, Bodenerzeugung und in Dienstleistungen (siehe Beispiel unten). Zudem lässt sich beispielsweise der Betriebszweig Energieerzeugung in die Teilbetriebe Photovoltaik oder Biogasanlagen zerlegen.
So entsteht Controllingtauglichkeit
Ist der landwirtschaftliche Betrieb zerlegt, lassen sich die Kosten den verursachenden Einzelsparten zuordnen. Für die Controllingtauglichkeit verknüpft die umfassende Unternehmensplanung die Leistungsdaten einzelner Teilbetriebe mit den entsprechenden Finanzdaten. So lassen sich detailliertere Analysen bei der Umsatz- und Aufwandsentstehung durchführen.
Zudem lassen sich Kennzahlen für Betriebsvergleiche oder zur effizienten Steuerung des Unternehmens ableiten. „Landwirte erhalten mit dieser Vorgehensweise einen Kennzahlenkompass. Dieser ermöglicht ihnen einen effizienten Einblick in die betriebliche Leistungsfähigkeit und ermöglicht es, exakter zu steuern“, erklärt Born.
Von umfassender Unternehmensplanung profitieren
Die umfassende Unternehmensplanung bietet viele Vorteile. Der Planungsvorgang selbst ist schrittweise möglich. Neue Erkenntnisse aus dem Betrieb kann der Landwirt sofort in das System übernehmen. „Mit der von uns eingesetzten Softwarelösung lassen sich Daten aus Subsystemen leicht über Schnittstellen importieren“, sagt Born. Unternehmerische Entscheidungen lassen sich damit solide untermauern. Und: Stressszenarien lassen sich simulieren und beispielsweise diese Fragen beantworten: Wie hoch muss der Milchpreis sein, damit ich profitabel arbeiten kann? Wie hoch darf der Kapitaldienst sein? Lohnt es sich, Fördermittel zu beantragen?
Mit der integrierten Planung schaffen sich Landwirte die Voraussetzungen für ein modernes und effizientes System zur betriebswirtschaftlichen Steuerung. „Das verbessert auch den Stand, beispielsweise bei Kreditinstituten, und hat einen positiven Einfluss auf das Rating“, sagt Ecovis-Unternehmensberater Born.
Thomas Born, Unternehmensberater bei Ecovis in Rostock
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