Adipositas: Leitlinien decken alle wichtigen Versorgungsaspekte für ein DMP ab
Für den jetzt veröffentlichten Vorbericht „Leitliniensynopse Adipositas Erwachsene“ hat das Institut die Empfehlungen aus 22 aktuellen evidenzbasierten Leitlinien ausgewertet und vorab festgelegten Versorgungsaspekten zugeordnet. Dabei konnte das Projektteam zu allen Versorgungsaspekten potenziell DMP-relevante Inhalte identifizieren.
Zu diesem Vorbericht bittet das IQWiG nun bis zum 16.05.2022 um Stellungnahmen.
Etwa 24 Prozent der Menschen in Deutschland sind stark übergewichtig
Von krankhaftem Übergewicht (Adipositas) spricht man, wenn der Fettanteil übermäßig hoch ist. Er gilt als zu hoch, wenn der Body-Mass-Index (BMI, kg/m2) über 30 liegt. Eine Adipositas erhöht das Risiko für verschiedene chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2, Arthrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zu den Faktoren, die zu Übergewicht führen können, gehören unter anderem die Ernährung und der Lebensstil, die genetische Veranlagung, bestimmte Krankheiten sowie psychologische und soziale Faktoren. Auch bestimmte Medikamente können eine Gewichtszunahme bewirken. Nach Daten des Robert Koch-Instituts sind in Deutschland etwa 24 Prozent aller Männer und Frauen stark übergewichtig.
Die strukturierte Behandlung adipöser Erwachsener
DMPs sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronisch Kranke, die auf den Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin ( EbM) beruhen. Patientinnen und Patienten mit bestimmten chronischen Krankheiten können sich in ein DMP einschreiben und erhalten dann eine Versorgung, die das Risiko von Folgeschäden und akuten Verschlechterungen der Krankheit so weit wie möglich verhindern und die Lebensqualität verbessern soll. Ziel eines DMP ist unter anderem, die Behandlung zu optimieren, die Zusammenarbeit der Leistungserbringer zu fördern und Abläufe besser miteinander zu verzahnen.
Als Grundlage für die Entwicklung eines neuen DMP Adipositas Erwachsene hat das IQWiG 98 infrage kommende medizinische Leitlinien gesichtet, wovon sich schließlich 22 als für die Fragestellung relevant erwiesen. Die einzige umfassende deutsche S3-Leitlinie zum Thema („Adipositas – Prävention und Therapie“) stammt aus dem Jahr 2014, bildet deshalb nicht mehr den aktuellen Versorgungsstandard ab und konnte nicht berücksichtigt werden. Wann die federführende Fachgesellschaft (Deutsche Adipositas-Gesellschaft, DAG) die begonnene Überarbeitung der Leitlinie abgeschlossen haben wird, ist offen.
In den 22 eingeschlossenen Leitlinien fanden sich insgesamt 961 Empfehlungen, die das Projektteam analysierte und folgenden Versorgungsaspekten zuordnete: Diagnostik, Therapieziele, allgemeine Grundsätze der Therapie, therapeutische Maßnahmen, Kooperation der Versorgungssektoren, Langzeitbetreuung, Schulungen, digitale medizinische Anwendungen, Komorbiditäten und schwangere Frauen.
Anschließend bewertete das Institut die identifizierten und zugeordneten Empfehlungen in Hinblick auf DMP-Relevanz. Vorläufiges Ergebnis: Zu allen definierten Versorgungsaspekten konnten in den 22 eingeschlossenen Leitlinien DMP-relevante Inhalte identifiziert werden.
Bis zum 16.05.2022 können Interessierte Stellungnahmen zum Vorbericht abgeben.
Zum Ablauf der Berichterstellung
Den Berichtsplan für dieses Projekt hatte das IQWiG im Oktober 2021 vorgelegt. Stellungnahmen zum Vorbericht werden nach Ablauf der Frist gesichtet. Sofern sie Fragen offenlassen, werden die Stellungnehmenden zu einer wissenschaftlichen Erörterung eingeladen. Im Anschluss erstellt das IQWiG den Abschlussbericht. Dieser wird bis Ende August 2022 an den G-BA versendet und vier Wochen später veröffentlicht.
Das IQWiG ist ein unabhängiges wissenschaftliches Institut, das Nutzen und Schaden medizinischer Maßnahmen für Patienten untersucht. Wir informieren laufend darüber, welche Vor- und Nachteile verschiedene Therapien und Diagnoseverfahren haben können.
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