Geringe Milchmengen als Chance für Bäuerinnen und Bauern
Mit 41,64 Cent je Kilogramm erreichte der Milchauszahlungspreis im Januar 2022 einen lange nicht gekannten Wert und lag damit um 4,15 Cent höher als im Oktober 2021 bzw. um 4,63 Cent pro Kilogramm über dem Vorjahresdurchschnitt. Trotzdem sind noch neun Prozent der Kosten nicht gedeckt; im Oktober 2021 waren es 19 Prozent.
In der Region Nord wurde die Kostendeckung erreicht. Hier waren zwar die Milcherzeugungskosten im Vergleich zum Oktober 2021 um 1,84 Cent pro Kilogramm gestiegen, sie wurden aber durch die um 17,28 Prozent auf 42,23 Cent pro Kilogramm überdurchschnittlich gestiegenen Milchpreise überkompensiert. Aber auch in den Regionen Ost und Süd sorgten die Milchpreiszuwächse (in Ost um +12,52% auf 41,35 Cent pro Kilogramm und in Süd um +9,16% auf 41,13 Cent pro Kilogramm) für eine deutliche Verbesserung der Preis-Kosten-Verhältnisse. In der Region Süd stieg der Milchauszahlungspreis nicht so stark wie in den anderen Regionen. Anders als in den Regionen Nord und Ost sanken in dieser Region aber auch die Milcherzeugungskosten um 1,84 Cent pro Kilogramm, da die Betriebe ihre Ausgaben für das Kraftfutter reduzierten und zugleich die Rindererlöse sehr deutlich anzogen.
Milcherzeugerpreise dürften laut Börsenwert 20 Cent höher ausfallen
Obwohl seit Monaten die Energie- und Futterkosten in die Höhe schnellen, konnte im Norden im Januar Kostendeckung realisiert werden. In der Geschichte des MMI ist dies bisher nur einmal vorgekommen. Grund in Jubelstürme auszubrechen, besteht für den Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board Frank Lenz dennoch nicht. Für ihn ist nur der Normalzustand endlich eingetreten. Lenz: „Die Milcherzeuger/innen werden dadurch für ihre Arbeit und ihre Aufwendungen einfach nur gerecht entlohnt. Nach Jahren der massiven Unterdeckung können wir Bäuerinnen und Bauern dafür sorgen, dass wir das Angebot auf dem Milchmarkt selber bestimmen. Orientierung gibt der MMI, die RoadMap Milch & Markt ist aktueller denn je und beschreibt den Weg zur Selbstbestimmung.“
Für Lenz sind die Fakten eindeutig. Bereits im Januar hatte er darauf hingewiesen, dass Milch am Markt knapp ist. Die lange anhaltende Durststrecke der vergangenen drei Jahre, mit niedrigen Milchpreisen auf der einen und schwierigen Witterungsverhältnissen auf der anderen Seite, manövrierte den Milchmarkt langsam aber sicher in einen latenten aber immer offensichtlicher werdenden strukturellen Angebotsmangel. Mit Kriegsbeginn zwischen Russland und der Ukraine konnten die alten Seilschaften die Fakten zu den Angebotsmengen nicht mehr verdecken. Ebenso setzte eine nie dagewesene Preisexplosion an den internationalen Agrarmärkten ein. Der EU-Milchmarkt ist seitdem getrieben von einer fast schon panischen Nachfrage auf den Weltmärkten nach Butter sowie Vollmilch- und Magermilchpulver. Der Europäischen Marktbeobachtungstelle zufolge verzeichnen alle drei Segmente Allzeithochs.
Der Kieler Börsenmilchpreis notierte Stand 8. April 2022 66,8 Cent. In den letzten 14 Jahren orientierten sich die Milcherzeugerpreise an eben diesem Kieler Börsenmilchpreis. Derzeit klafft eine Lücke von rund 20 Cent pro Kilogramm Milch. Lenz bemerkt dazu nüchtern: „Vom tatsächlichen Preisniveau sind wir Milcherzeuger/innen noch weit entfernt!“ Erwähnenswert ist an dieser Stelle, dass der Börsenwert, welcher sich von den Preisen für an der Börse gehandelte Kontrakte ableitet, ab April wieder leicht, aber kontinuierlich sinkt. Haben wir den Zenit des Preisanstiegs also bereits erreicht? Lenz glaubt das trotz der fragilen Marktlage nicht: „Dem Markt fehlt die Milch, und angesichts der extrem hohen Futter- und Energiekosten ist eine Trendwende kaum möglich. Im Gegensatz zu zurückliegenden Hochphasen fehlt es diesmal schlicht und ergreifend an Kühen und an Bäuerinnen und Bauern, um die Mengenrakete zu zünden!“ Lenz findet das sehr tragisch. Aus seiner Sicht eine logische Folge von verfehlter Politik und der totalen Ausbeutung der Bäuerinnen und Bauern: „Wir Milcherzeuger/innen standen in den vergangenen Jahren mit dem Rücken zur Wand. Immer neue Auflagen und Anforderungen wurden auf niedrigstem Preisniveau einseitig diktiert. Damit dürfte vorerst Schluss sein.“ Lenz ermuntert die Milcherzeuger/innen dazu, die aktuelle Lage zu nutzen und die gestärkte Verhandlungsposition weiter auszubauen. „Um wieder zu einem Zustand der Selbstbestimmung zurückkehren, können wir uns bündeln und Preise in unsere Verträge schreiben. Von der Molkerei sind kaum Zugeständnisse zu erwarten. Sobald der Markt kippt, werden sie die Bäuerinnen und Bauern wieder knebeln. Umso mehr ist es nun an der Zeit, Artikel 148 der GMO in Deutschland für alle, auch für Genossenschaften, verpflichtend umzusetzen. Lieber Cem Özdemir, mit dieser Maßnahme würden Sie die Kuh vom Eis holen und es den Bäuerinnen und Bauern ermöglichen, auf höchstem Niveau regionale Lebensmittel zu erzeugen.“
Die MEG Milch Board w. V. ist die im Jahre 2007 gegründete Erzeugerorganisation der Milchbauern in der Bundesrepublik. Grundlage ist das Agrarorganisationen- und lieferkettengesetz (AgrarOLKV), welches in wesentlichen Teilen Eingang in die Satzung gefunden hat. Staatlich genehmigt wurde die Gemeinschaft von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL).
Aufgabe der Erzeugerorganisation ist unter anderem die Aufstellung von Verkaufs- und Vermarktungsregeln für die Mitglieder. Ziel ist es, die Bündelung der Milchbauern weiter voranzutreiben, um diesen den Zugang zum Wettbewerb innerhalb der Lebensmittelkette zu ermöglichen. Unterstützung erfährt dieses wichtige Vorhaben durch das Bundeskartellamt (Sektorbericht Milch), die Europäische Kommission, den Rechnungshof der Europäischen Union und viele andere Organisationen. Alle befürworten die Bündelung der Milchbauern, damit diese einen die Produktionskosten deckenden Rohmilchpreis und damit ein angemessenes Einkommen erzielen können.
Besondere Satzungsaufgabe ist die Ermittlung der Produktionskosten unter Einbeziehung eines plausiblen Einkommensansatzes und unter Berücksichtigung des eingesetzten Kapitals für Boden und Pacht.
Die MEG Milch Board w. V. stellt somit ein wichtiges Instrument dar, um die Milchbauern aus der Umklammerung von privaten und genossenschaftlich organisierten Molkereien zu lösen. Letztere haben es bis heute nicht vermocht, die Wertschöpfung aus dem gelieferten Rohstoff an die Erzeuger weiterzugeben. Folge sind unzureichende Einkommen der Landwirte. Da insbesondere die Produktionskosten in den letzten Jahren exorbitant angestiegen sind, der Rohmilchpreis aber eher stagnierte, ist es zentrales Anliegen der MEG Milch Board w. V., den Milchbauern die wichtige Teilnahme am Markt zu eröffnen.
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