Gewissheit am Aktienmarkt hat ihren Preis
Nach Ansicht von Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments, herrschte im ersten Quartal des Jahres 2022 scheinbar allgegenwärtige Unsicherheit, die Aktien bekanntlich nicht mögen. Auch viele Anleger seien beunruhigt und würden Investitionen erstmal nach hinten schieben, bis wieder klare Sicht herrsche und sich der Nebel der Unsicherheit gelegt habe.
Hohe Unsicherheit
„Das alte Sprichwort, dass Aktien Ungewissheit hassen ist zwar korrekt ‒ aber nur teilweise. Aktien hassen hohe und steigende Unsicherheit, so wie es im ersten Quartal 2022 der Fall war“, meint Grüner. Die Invasion Russlands in ukrainisches Territorium und die darauffolgenden Reaktionen des Westens hätten die anfängliche Unruhe zusätzlich verstärkt und zu steigender Unsicherheit geführt. „Mittlerweile herrscht bei einigen Fragestellungen jedoch zunehmende Klarheit, die gestiegene Unsicherheit des ersten Quartals hat ihren Hochpunkt erreicht und bereits die Umkehrbewegung aufgenommen ‒ ein Umfeld schwindender Ungewissheit, das die Aktienmärkte meist antreibt“, so Grüner.
Der weitere Verlauf des Krieges bleibe zwar unbekannt, dennoch zeichne sich Klarheit über eine der Hauptsorgen der „kaltherzigen“ Märkte ab: die Energiepreise. „Sowohl der Ölpreis als auch der Preis für europäisches Erdgas liegen deutlich unter ihren Höchstständen vom März. Die Märkte haben Kaufverbote auf russisches Öl, wie von den USA und Großbritannien bereits eingepreist. China, Indien und andere Länder kaufen billiges russisches Öl auf und halten so die Nachfrage aufrecht. Auch wird Putin die Energielieferungen kaum einschränken, denn diese Einnahmen machen mehr als ein Drittel des russischen Haushalts aus“, erläutert Grüner. Alle diese Faktoren würden eines schaffen – Klarheit.
„Eine gewisse Energieunsicherheit bleibt zwar bestehen, dennoch verringert jeder zeitliche Schritt nach vorne die Ungewissheit und nimmt Spekulationen ihre Kraft. Die Energiepreise werden bald entweder niedriger sein als bisher oder die Märkte werden sich an die hohen Preise gewöhnt haben. Eine hohe, aber sinkende Unsicherheit steht den Aktienmärkten nicht im Weg. Im Gegenteil, sie wirkt meist beflügelnd“, analysiert Grüner.
China als weiterer Faktor
Eine weitere Quelle potenziell sinkender Unsicherheit seien die Lockdowns in China. China verfolge als einzige große Nation eine Null-Covid-Strategie, die mit Komplettabriegelungen ganzer Städte einhergehe. „Solche Maßnahmen legen zwar die Produktion teilweise lahm und können einen gewissen wirtschaftlichen Schaden anrichten, allerdings sind die Auswirkungen jetzt auch relativ vorhersehbar“, sagt Grüner. Die Märkte hätten aus 2020 gelernt und wüssten nun, dass sich die starke Verlangsamung bei vorübergehendem Abschalten der Produktion schnell umkehre, wenn die Beschränkungen wieder aufgehoben würden.
„Das ist insofern von Bedeutung, da Aktien etwa drei bis 30 Monate in die Zukunft blicken und die erwarteten Ereignisse in dieser Zeitspanne einpreisen. Die kommenden Wiedereröffnungen sollten China und auch der Weltwirtschaft durch zunehmende Klarheit Rückenwind verleihen. Selbst ein möglicher Rückgang der chinesischen Wirtschaft kann dazu beitragen, die Unsicherheit zu verringern“, meint Grüner. Die Frage nach dem Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens wäre beantwortet und Investoren könnten den Blick wieder auf neue Themen richten.
Fazit
„Viele der eingangs genannten Fragestellungen werden im Laufe der Zeit deutlich klarer und der Nebel der Unsicherheit wird sich weiter legen. Die Erholung an den globalen Aktienmärkten seit März spiegelt möglicherweise bereits die abnehmende Unsicherheit wider“, so Grüner. Kurzfristige Rücksetzer und erhöhte Volatilität könnten jedoch bleiben. „Lassen Sie sich davon aber nicht beirren. Sobald Gewissheit oder auch schon nur mehr Klarheit herrscht, liegen die Aktienmärkte regelmäßig höher als zu Zeiten, in denen viele Fragezeichen für Ungewissheit sorgen. Halten Sie sich nicht damit auf, was gerade passiert ist oder morgen passieren könnte. Schauen Sie sich an, was die Märkte in den nächsten drei bis 30 Monaten tun, und stellen Sie sich auf eine schwindende Unsicherheit ein“, bilanziert Grüner.
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Grüner Fisher Investments (GFI) ist eine Vermögensverwaltungsgesellschaft mit eigenem Ermessensspielraum, die vorwiegend vermögende Privatpersonen und Familien in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreut. Grüner Fisher Investments ist Mitglied im Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) und ist ein durch die BaFin lizensiertes und beaufsichtigtes Institut. GFI wurde als Top-Vermögensverwalter von Capital (2019), als Top-Arbeitgeber im Mittelstand (2019) von Focus und als "Great Place to Work" (2020, 2021) von Great Places to Work ausgezeichnet. Das Unternehmen ist eine deutsche Tochtergesellschaft von Fisher Investments in den USA, einem der größten unabhängigen Vermögensverwalter der Welt. Zum 31.03.2021 verwaltete Fisher Investments und seine Tochtergesellschaften ein Vermögen von über 143 Mrd. EUR – über 93 Mrd. EUR für nordamerikanische Privatanleger, 34 Mrd. EUR für institutionelle Anleger, 14 Mrd. EUR für europäische Privatanleger und 1 Mrd. EUR für die Altersvorsorge kleiner und mittlerer Unternehmen in den USA. Fisher Investments unterhält vier Hauptgeschäftsgruppen: US Private Client, Institutional, Private Client International und 401(k) Solutions, die einen globalen Kundenstamm bedienen. Der Gründer und Executive Chairman von Fisher Investments, Ken Fisher, schrieb von 1984 bis 2016 die Forbes-Kolumne "Portfolio Strategy" und ist damit der am längsten ununterbrochene Kolumnist in der Geschichte der Zeitschrift. In den letzten Jahren erschienen Ken Fishers Kolumnen durchgängig in den wichtigsten Medien in fast allen westeuropäischen Ländern, einschließlich Focus Money in Deutschland, sowie in wichtigen asiatischen Ländern, und damit in mehr Ländern und mit mehr Umfang als jeder andere Kolumnist in der Geschichte. Fisher ist außerdem Autor von 11 Büchern, darunter vier New York Times-Bestseller zum Thema Finanzen und Investieren.
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