Gratis-Apps: Umsonst, aber auch wirklich kostenlos?
Vor rund einem Jahr warnten Kinder- und Jugendschützer davor, dass immer jüngere Kinder immer höhere Schulden anhäufen. Zwar seien es selten Beträge jenseits von 1.000 Euro, doch selbst deutlich geringere Summen dürften für Jugendliche nicht aus dem Taschengeld zu bestreiten sein. Hintergrund der Warnung ist der häufig naive Umgang mit sogenannten In-App-Käufen. Denn obwohl die App an sich kostenlos ist, werden User dazu verführt, sich Zusatz-Features im App-eigenen Shop zu kaufen, etwa um schneller (oder überhaupt) voranzukommen oder weil bestimmte begehrte Funktionen nur gegen Geld zur Verfügung stehen. Meist handelt es sich dabei nur um kleinere einstellige Beträge, doch auch die können sich mit der Zeit aufsummieren. Umso wichtiger ist es daher, bei den Nutzern ein Bewusstsein zu schaffen, dass die Anbieter von Apps ihr Produkt nicht aus reiner Mildtätigkeit kostenlos zur Verfügung stellen. Auch sie wollen Geld verdienen – und wenn das nicht mit der App selbst funktioniert, dann eben über In-App-Käufe.
„Eine gute App zu programmieren dauert Zeit und kostet viel Geld. Das muss der Anbieter natürlich mit dem Produkt wieder einspielen. Auch die Wartung, Anpassungen und Updates kosten. Daher müssen die Programmierer sich Optionen überlegen, wie sie diese Ausgaben wieder reinholen“, erklärt Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e. V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe. Welche Optionen das sind und worauf man bei den einzelnen Varianten achten sollte, hat er für SpardaSurfSafe zusammengefasst.
Kostenlos, aber nur als Test- oder abgespeckte Version
Viele Apps lassen sich eine Zeit lang kostenlos nutzen. So können User sie testen und sich dann entscheiden, ob sie dafür Geld ausgeben wollen. Nach dem Testzeitraum steht die App nur noch mit eingeschränktem Funktionsumfang oder gar nicht mehr zur Verfügung. Einige Anbieter stellen auch grundsätzlich nur Basisversionen kostenfrei zur Verfügung. Wer die App in vollem Umfang nutzen will, muss zahlen.
Werbung
Viele dauerhaft kostenfreie Apps, gerade Spiele, finanzieren sich über Werbung. Nach jeder Runde läuft ein Clip und während des Spiels sind Werbebanner am Bildschirmrand. Manchmal lassen sich zusätzliche Leben oder Items durch das Ansehen von kurzen Clips freischalten. Oft kann der Nutzer dann wählen, ob er diese Items per In-App-Kauf bezahlen will oder lieber Werbung ansieht. Diese Art der Finanzierung ist durchaus legitim und birgt wenige Risiken für den Nutzer, da er lediglich mit seiner Zeit (und seinem Datenvolumen) bezahlt. Manche Apps werden allerdings durch die Werbung fast unbrauchbar.
In-App-Käufe
Meist sind die Apps dauerhaft kostenfrei, wer allerdings den vollen Funktionsumfang nutzen möchte, muss Geld ausgeben. Oft sind es keine hohen Beträge, die man für zusätzliche Features oder die jeweilige In-App-Währung ausgeben muss, trotzdem kann man schnell in die Kostenfalle tappen. Bezahlt wird z. B. per PayPal, Handyrechnung oder über Credits der jeweiligen App-Stores. Besonders Kinder und Jugendliche verlieren dabei oft den Überblick, wie viel Geld sie eigentlich gezahlt haben. Daher empfiehlt es sich, In-App-Käufe zu deaktivieren. Bei Android funktioniert das über die Einstellungen im Play Store. Hier wählt man unter dem Punkt „Authentifizierung“ den Punkt „Authentifizierung für Käufe erforderlich“ und hier wiederum die Option „Für alle Käufe bei Google Play auf diesem Gerät“ aus. Bei Apple-Geräten wählt man in den Einstellungen die App „Bildschirmzeit“ aus und geht dann zum Punkt „Beschränkungen“. Diese wird aktiviert und der erste Punkt „Käufe im iTunes & App Store“ angeklickt. Dann kann man unter „In-App-Käufe“ die Option „Nicht erlauben“ aktivieren. Alternativ lässt sich über den Mobilfunkanbieter eine Drittanbietersperre einrichten. So kann zumindest kein Geld über die Handyrechnung abgebucht werden. Das gilt dann aber z. B. auch für das Abo von Spotify, für das man auf eine andere Bezahlmöglichkeit ausweichen muss. Hinzu kommt, dass sich unbeabsichtigte oder vorschnelle Käufe etwa per PayPal so nicht verhindern lassen.
Fast alle kostenlosen Apps nutzen mindestens eine dieser drei Möglichkeiten, um Geld zu verdienen. Hinzu kommt das Geld, das die App-Anbieter mit unseren Daten verdienen können. Oft fordern Apps bei Installation mehr Berechtigungen als für ihre eigentliche Funktion notwendig wären – inklusive der Weitergabe der eigenen Daten an Dritte. Geregelt wird das in den AGB oder den Nutzungsbedingungen, denen man zustimmen muss, um die App überhaupt nutzen zu können. Was mit den so freigegebenen Daten dann passiert, ist nicht immer einfach herauszufinden. Manchmal werden sie verkauft, um personalisierte Werbung ausspielen zu können. Viele Apps erstellen außerdem umfangreiche Nutzungsprofile, die dann an Dritte verkauft werden.
Worauf sollte man also bei kostenfreien Apps achten? Dazu meint Götz Schartner: „Man sollte zu aller erst natürlich nur Apps aus offiziellen Quellen nutzen. Wer denkt, er könne eine begehrte, eigentlich kostenpflichtige App bei einem dubiosen Drittanbieter umsonst bekommen, sollte diesen Plan nochmal überdenken, denn oft handelt es sich dann um Malware, mit der Kriminelle naive Opfer anlocken wollen.“
Außerdem empfiehlt er die folgenden Punkte zu beachten:
- Die App-Berechtigungen sollten vor der Installation einer neuen App genau geprüft und überlegt werden, ob sie Sinn machen. Im Zweifelsfall sollte man sich einen „App-Zwilling“ suchen, also eine App, die das gleiche kann, nur weniger neugierig ist.
- Auch die App-Berechtigungen der Apps, die bereits in Einsatz sind, sollten regelmäßig auf den Prüfstand. Gegebenenfalls sollte man auch hier weitere Einschränkungen vornehmen.
- Auch wenn es keine spannende Lektüre ist: Ein Blick in die Datenschutz- und Nutzungsbedingungen lohnt sich. Hier sollte stehen, was genau mit den gesammelten Daten passiert.
- Auch die Bewertungen anderer User geben Hinweise, ob eine App gut oder etwa durch ständige Werbung nicht sinnvoll nutzbar ist.
Weitere Informationen zu diesem und vielen weiteren Themen stehen auf der Webseite von SpardaSurfSafe unter www.spardasurfsafe-bw.de zur Verfügung.
Über SpardaSurfSafe – eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg
Veranstalter und Träger von SpardaSurfSafe ist die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die gemeinsam mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg, dem Verein Sicherheit im Internet e. V. und dem Landesmedienzentrum Baden-Württemberg das Großprojekt im achten Jahr durchführt. In Kooperation mit den IT-Sicherheitsexperten der 8com GmbH & Co. KG wurde ein Konzept entwickelt, das die Schüler im Rahmen des Unterrichts im Umgang mit den Neuen Medien aufklärt. „Wir haben das Konzept in den vergangenen Jahren erfolgreich in 32 verschiedenen Städten in Baden-Württemberg mit rund 420.000 Teilnehmern durchgeführt. Dafür bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmern, ob Schüler, Eltern oder Lehrer“, erklärt Patrick Löffler vom Verein Sicherheit im Internet e. V.
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