Long-Covid und Neuro-Covid: Transkranielle Pulsstimulation (TPS) auch hier eine Behandlungs-Option?
Long Covid: Nach schwerem Krankheitsverlauf halten psychische Störungen länger als erwartet an.
Depressionen, Schlaf- und Angststörungen gehören neben möglichen dementiellen Syndromen zu den häufigsten Langzeitfolgen einer Corona-Infektion. Dies publizierte jetzt das Team um Unnur Anna Valdimarsdóttir von der Universität in Reykjavik im Rahmen des COVIDMENT-Projekt aus Island, das die Folgen der Corona-Pandemie in den nördlichen Staaten Europas untersucht. Dazu wurden 247.249 Teilnehmer aus sieben prospektiven Kohortenstudien befragt, die in Dänemark, Estland, Großbritannien, Island, Norwegen und Schweden zu COVID-19 oder anderen Fragestellungen durchgeführt werden. Die Befragten COVID-19-Patienten berichteten zu 20,2 % über Depressionen gegenüber über 11,3 % der StudienteilnehmerInnen, die nicht an COVID-19 erkrankt waren. Schlafstörungen waren mit einer Prävalenz (Krankheitsfälle innerhalb eines definierten Zeitraums) von 29,4 % gegenüber 23,8 % ebenfalls häufiger.
Vor Studienbeginn waren die ForscherInnen davon ausgegangen, dass die Betroffenen zwar häufiger unter psychischen Symptomen leiden, sich davon aber im Laufe der Zeit wieder erholen würden. Mit der ersten Annahme hatten sie Recht, jedoch nicht damit, dass „die Zeit alle Wunden“ heilen würde. Denn jene PatientInnen, die länger als sieben Tage bettlägerig gewesen waren, klagten auch nach sechs bis 16 Monaten weiterhin über Depressionen und Angstzustände, haben also auch heute noch unter den Folgen zu leiden.
Noch ist unklar, welche weiteren langfristigen Folgen COVID-19 für die Psyche der Erkrankten hat. Neben direkten Auswirkungen, die sich aus einer Begleiterkrankung des Gehirns ergeben könnten, dürften auch die Verunsicherungen, die der unbekannte weitere Verlauf der Pandemie auslöst und die sich aus den Einschränkungen des täglichen Lebens ergeben, nicht folgenlos bleiben, schrieb das Deutsche Ärzteblatt in seiner Ausgabe am 15.03.2022 dazu.
Kortikale Atrophie: COVID-19 kann auch zu Veränderungen der Gehirnstruktur führen.
Dies wiederum fand eine Arbeitsgruppe der Universität Oxford, England, heraus, deren aktuellen Studienergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift NATURE veröffentlicht wurden. Sie entdeckten eine Reduktion der grauen Substanz (kortikale Atrophie) in bestimmten Hirnregionen, wobei insbesondere das limbische System betroffen zu sein scheint.
Das Studienteam untersuchte anhand der Daten aus Magnetresonanztomografie-Aufnahmen (MRT) Gehirne von 785 Personen, die zwischen 51 und 81 Jahre alt waren und von denen je zwei Gehirnscans vorlagen. Die ersten Aufnahmen waren im Mittel drei Jahre alt und entstanden vor der COVID-19-Pandemie. 401 jener Personen hatten seitdem eine Corona-Infektion durchlebt. Demgegenüber stellte man als Kontrollgruppe 384 weitere Personen, die in Alter, Geschlecht und Ethnie den Betroffenen angepasst waren.
Die zuvor an COVID Erkrankten zeigten eine größere Reduktion der grauen Gehirnsubstanz im orbitofrontalen Kortex (das Großhirnrindengebiet des Menschen, das sich direkt über der Augenhöhle (Orbita) vorne im Schädel befindet; es ist Teil des präfrontalen Cortex) und im Gyrus parahippocampalis – dieser ist eine Windung der Großhirnrinde. Er ist Teil des limbischen Systems, trägt zu Gedächtnisprozessen bei und spielt für das visuelle Erkennen eine wichtige Rolle.
Auch ließen sich Hinweise auf Gewebeschäden in Regionen nachweisen, die in ihrer Funktion mit dem primären olfaktorischen Kortex (der Teil des Gehirns, der für das Riechen zuständig ist) verbunden sind. Die Teilnehmer mit SARS-CoV-2-Infektion wiesen auch eine stärkere Größenreduktion des Gehirns auf. Sie hatten zudem einen größeren kognitiven Abbau zwischen den beiden jeweiligen MRT-Untersuchungen zu verzeichnen. Die Studienautoren schlagen vor, in weiteren Untersuchungen zu evaluieren, ob diese Veränderungen zumindest teilweise rückgängig gemacht werden könnten.
Transkranielle Pulsstimulation (TPS) und Long-Covid: Eine weitere Therapie-Option?
Innerhalb der Ärztlichen Interessensgemeinschaft Alzheimer-Demenz-Therapie-TPS® ist Long-Covid mit neurologischen Folgeerscheinungen bereits ein großes Thema. Die mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS) arbeitenden ÄrztInnen und forschenden WissenschaftlerInnen sehen auch hier gute Chancen, mit den TPS-Stoßwellen das Gehirn bei seiner Regeneration zu unterstützen. So konnte eine Studie aus dem Januar 2022 bereits belegen, dass der Einsatz der TPS Depressionen bei Demenz-Erkrankten lindern kann, was assoziiert, dass Depressionen anderer Ursächlichkeit ebenfalls eine Indikation für die Transkranielle Pulsstimulation sind. Manche AnwenderInnen haben schon mit diesen Behandlungen als „off-label-use“-Therapie begonnen und verzeichnen sehr gute Erfolge, die zu gegebener Zeit gesondert publiziert werden.
Was wiederum die Reduktion der grauen Gehirnmasse angeht, die die neue Studie der Universität Oxford beschreibt, so ist auch dies ein Ansatzpunkt für die Transkranielle Pulsstimulation (TPS): Eine Hirnatrophie, also ein Schwund von Hirngewebe, insbesondere der Hirnrinde, wird auch als kortikale Atrophie bezeichnet. Da die Hirnrinde aus grauer Substanz besteht liegt hier also eine Verringerung der grauen Substanz vor.
Auch hier haben Untersuchungen der Universitätsklinik für Neurologie, Medizinische Universität Wien, im Jahr 2021 bereits bestätigt, dass die TPS die kortikale Atrophie reduzieren kann. Weitere Informationen dazu sind hier nachzulesen: https://www.alzheimer-deutschland.de/…
Quellen:
Lancet Public Health (2022; DOI: 10.1016/ S2468-2667(22)00042-1)
Link: https://www.thelancet.com/…(22)00042-1/fulltext
Nature (2022, DOI: 10.1038/s41586–022–04569–5)
Link: https://www.nature.com/…
Die Ärztliche Interessensgemeinschaft Alzheimer-Demenz TPS® ist ein Zusammenschluss von Ärzt*nnen aus verschiedenen Kliniken und Praxen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die mit der Transkraniellen Pulsstimulation (TPS®) arbeiten und auch Studien durchführen. Ziel und Zweck des Informations-Portals www.alzheimer-deutschland.de ist es, zunächst Betroffene und Angehörige, aber auch Interessierte aus dem Kolleg*innen-Kreis und der Pflege sowie die allgemeine Öffentlichkeit über eine Therapieoption zu informieren, die sich mittelbar positiv und weitreichend auf unser gesamtes soziales System auswirken kann.
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