Pressefreiheit in Afghanistan
Die Bilder der auf Rettung hoffenden Afghaninnen und Afghanen am Kabuler Flughafen sind vielen noch sehr präsent. Doch darüber, wie sich das Land seit der Rückkehr der islamistischen Hardliner verändert hat, erfährt die Öffentlichkeit nur noch wenig. Der Fokus der medialen Aufmerksamkeit hat sich längst wieder anderen Krisen zugewandt.
Für Reporter ohne Grenzen bleibt die Lage von Journalistinnen und Journalisten am Hindukusch ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt. Denn mit dem Machtwechsel in Kabul Mitte August 2021 wurde die Pressefreiheit in Afghanistan dramatisch eingeschränkt. Viele Medienschaffende haben ihre Arbeit verloren, insbesondere die Journalistinnen. Andere flohen ins Ausland, so auch nach Deutschland, weil ihr Leben in Gefahr war.
Die deutsche Fotografin Johanna-Maria Fritz reiste mehrfach nach Afghanistan, um die Veränderungen zu dokumentieren. Abdul Haq Omeri war in Afghanistan ein bekanntes Gesicht des unabhängigen Fernsehsenders Tolo News. Nach der Machtübernahme der Taliban gelang ihm die Flucht nach Deutschland. Er lebt mittlerweile in Hamburg. Die Kölner Journalistin und Ethnologin Shikiba Babori kam in Kabul zur Welt und verfolgt die Entwicklungen in ihrem Geburtsland seit vielen Jahren. Alle drei diskutieren am Abend des 3. Mai über die Perspektiven unabhängiger Berichterstattung in Afghanistan und die Situation von Medienschaffenden.
Gleichzeitig stellt Reporter ohne Grenzen den aktuellen Bildband FOTOS FÜR DIE PRESSEFREIHEIT 2022 vor. Er enthält ausgewählte Arbeiten von Johanna-Maria Fritz und knapp zwanzig anderen Fotografinnen und Fotografen zu besonderen Brennpunkten 2021.
Moderation: Gemma Pörzgen, Journalistin und RSF-Vorstandsmitglied
Wann: am Dienstag, 3. Mai 2021, 20 Uhr
Wo: im Berliner Gorki-Theater und per Livestream: https://youtu.be/HkWOieoB_Ak
Die Veranstaltung findet auf Deutsch mit Übersetzung in Paschtunisch statt.
Johanna-Maria Fritz wurde 1994 in Baden-Baden geboren. Ihre erste Kamera bekam sie zu ihrem siebten Geburtstag. Heute ist sie Mitglied der Agentur Ostkreuz. Berlin ist ihre Heimat, aber die meiste Zeit ist sie unterwegs. Ihre Themen sucht sie sich an Orten und bei Menschen, die oft vergessen werden. Besonders interessieren sie Frauen, Konflikte
und Menschen, deren Leben von Flucht, Ausbeutung und Diskriminierung geprägt ist.
Abdul Haq Omeri arbeitete seit 2009 als Reporter für den unabhängigen afghanischen Fernsehsender Tolo News. Bis 2014 berichtete er für diesen aus Pakistan. Nach seiner Rückkehr nach Afghanistan berichtete er aus den südlichen Provinzen, später auch aus dem Osten des Landes und interviewte Mitglieder der afghanischen Regierung. In Doha, Katar, begleitete er journalistisch die Friedensgespräche zwischen der US-Regierung und den Taliban sowie mit der afghanischen Regierung. Zudem war er an den Dokumentarfilmen „Die Produktion von Haschisch in Afghanistan" und „IS in Afghanistan“ beteiligt. Immer wieder berichtete er über die Aktivitäten der Kämpfer des "Islamischen Staates" und die sich verschlechternde Sicherheitslage in Afghanistan. Nach der Machtübernahme der Taliban gelang es ihm, mit der Hilfe von RSF das Land zu verlassen. Er lebt heute in Hamburg. Omeri ist nun in den sozialen Medien aktiv und informiert weiter über Afghanistan.
Shikiba Babori wurde in Kabul geboren. Heute arbeitet sie als Ethnologin und freie Journalistin in Köln. Für ARTE-TV produzierte Babori eine Dokumentation in Afghanistan. Für die DW-Akademie ist sie als Trainerin in der Ausbildung von Journalistinnen und Journalisten tätig. Seit 2006 leitet sie das Journalistinnen- und Journalisten-Netzwerk KALIMA, das sich mit soziokulturellen Themen beschäftigt und einen konstruktiven Dialog zwischen den Kulturen fördert. Die Journalistin berichtet für die deutschsprachigen Medien und informiert mit Vorträgen und Seminaren an Hochschulen und für Bildungsträger über aktuelle Entwicklungen in Afghanistan.
Eine Veranstaltung von Reporter ohne Grenzen e.V. in Kooperation mit dem Gorki-Theater
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