Weltweite Staatsverschuldung wird 2022 auf einen Rekordwert von 71,6 Billionen US-Dollar steigen – Steuerzahler müssen ein Siebtel mehr an Zinszahlungen leisten
- Weltweite Staatsverschuldung stieg 2021 um 7,8 % auf 65,4 Billionen US-Dollar – jedes Land erhöhte die Kreditaufnahme
- Die Schuldendienstkosten fielen auf ein Rekordtief von 1,01 Billionen US-Dollar, was einem Effektivzins von nur 1,6 % entspricht
- Ein starker Wirtschaftsaufschwung führte dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Schulden und BIP von 87,5 % im Jahr 2020 auf 80,7 % im Jahr 2021 verbesserte
- 2022 wird die Staatsverschuldung weiter ansteigen – auf ein Rekordniveau von 71,6 Billionen US-Dollar – und die Zinslast wird sich drastisch erhöhen und eine erhebliche Belastung für die Steuerzahler bedeuten
Laut dem zweiten jährlichen Janus Henderson Sovereign Debt Index wird die weltweite Staatsverschuldung im Jahr 2022 um 9,5 % steigen, also um 6,2 Billionen US-Dollar auf einen Rekordwert von 71,6 Billionen US-Dollar. Der Anstieg wird insbesondere von den USA, Japan und China verursacht werden, obwohl fast alle Länder weitere Kredite aufnehmen dürften.
Neue Rekordwerte bei Staatsverschuldung 2021
Die weltweite Staatsverschuldung stieg 2021 auf einen Rekordwert von 65,4 Billionen US-Dollar. Nachdem die Länder netto zusätzliche 4,7 Billionen US-Dollar aufnahmen, stieg die Staatsverschuldung währungsbereinigt um 7,8 %. Seit Ausbruch der Pandemie ist die Staatsverschuldung weltweit um mehr als ein Viertel gestiegen – von 52,2 Billionen US-Dollar im Januar 2020 auf den heutigen Höchstwert.
In allen von Janus Henderson berücksichtigten Ländern ist die Verschuldung 2021 gestiegen. Chinas Schulden stiegen gemessen an den Barmitteln am schnellsten und deutlichsten, nämlich um 650 Milliarden US-Dollar bzw. ein Fünftel. Von den großen Industrieländern verzeichnete Deutschland den größten prozentualen Anstieg: Die Verschuldung stieg um ein Siebtel (+14,7 %) und damit fast doppelt so kräftig wie der weltweite Durchschnitt. Daniela Brogt, Head of Sales Germany & Austria bei Janus Henderson, dazu: „Glücklicherweise konnte Deutschland von deutlich niedrigeren Zinssätzen profitieren, sodass sein Schuldendienst 2021 nur 21 Milliarden US-Dollar betrug. Allerdings wird sich dieses Jahr die Zinslast erhöhen – denn die negativen Renditen, die es dem deutschen Staat ermöglicht haben, Anleihen zu emittieren und dafür Geld zu erhalten, gehören zunehmend der Vergangenheit an. Für einen passiven Anleger ist es eine riskante Zeit, für den aktiven Investor sehen wir jedoch vielversprechende Chancen.“
Trotz der steigenden Verschuldung blieben die Schuldendienstkosten niedrig. Im vergangenen Jahr lag der Effektivzins für alle Staatsschulden weltweit bei nur 1,6 %, gegenüber 1,8 % im Jahr 2020. Damit sanken die Gesamtkosten für den Schuldendienst auf 1,01 Billionen US-Dollar, verglichen mit 1,07 Billionen US-Dollar im Jahr 2020. Die kräftige Weltwirtschaftserholung führte dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Schulden und BIP von 87,5 % im Jahr 2020 auf 80,7 % im Jahr 2021 verbesserte, da die Konjunkturbelebung den Schuldenzuwachs überstieg.
Schuldendienstkosten werden 2022 deutlich steigen
Die weltweite Zinslast wird währungsbereinigt um etwa ein Siebtel (14,5 %) auf 1.160 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 steigen. Die größten Auswirkungen dürfte Großbritannien spüren: steigende Zinssätze, Folgen der höheren Inflation auf den hohen Anteil britischer indexgebundener Anleihen und die Kosten für die Beendigung des QE-Programms. Steigende Zinsen sind mit erheblichen Fiskalkosten für die Aufhebung von QE verbunden. Die Zentralbanken werden Verluste bei ihren Anleihebeständen verzeichnen, wofür die Steuerzahler aufkommen müssen.
Divergenz der Anleihemärkte bietet Chancen für Anleger
In den ersten Jahren der Pandemie näherten sich die Anleihemärkte weltweit an. Jetzt divergieren die Märkte. Die USA, Großbritannien, Europa, Kanada und Australien setzen auf eine Straffung der Geldpolitik, um die Inflation zu bremsen – sowohl durch höhere Zinssätze als auch durch vorsichtige Schritte zur Reduzierung der quantitativen Lockerungsprogramme. Im Gegensatz dazu fördert die chinesische Zentralbank die Wirtschaft mit einer lockeren Geldpolitik.
Janus Henderson sieht in Anleihen mit kürzerer Laufzeit Anlagechancen, da sie weniger anfällig für Marktveränderungen sind. Nach Einschätzung von Janus Henderson erwarten die Märkte mehr Zinserhöhungen als voraussichtlich erfolgen werden. Dies bedeutet, dass Anleihen mit kürzerer Laufzeit profitieren werden, sollte der Zinserhöhungszyklus früher enden.
Bethany Payne, Portfoliomanager Global Bonds bei Janus Henderson sagt: „Die Pandemie hatte enorme Auswirkungen auf die staatliche Kreditaufnahme – und die Nachwehen werden noch geraume Zeit zu spüren sein. Auch die sich in der Ukraine abspielende Tragödie dürfte die westlichen Regierungen unter Druck setzen, mehr Kredite aufzunehmen, um höhere Verteidigungsausgaben zu finanzieren. Trotz der jüngsten Volatilität gibt es auf den Staatsanleihemärkten Chancen für Anleger. In den ersten Jahren der Pandemie stand die Konvergenz der weltweiten Anleihemärkte im Mittelpunkt. Jetzt ist Divergenz das Thema. In den USA, Großbritannien, Kanada, Europa und Australien findet derzeit ein Kurswechsel statt. Diese Länder versuchen nun, die Geldpolitik zur Bekämpfung der Inflation zu straffen, während andere Regionen immer noch eine lockere Geldpolitik verfolgen. Bei der Asset Allocation gibt es zwei Regionen, die Chancen bieten. Zum einen China, das seine Geldpolitik aktiv lockert, und zum anderen die Schweiz, die besser vor Inflationsdruck geschützt ist, da Energie einen viel geringeren Prozentsatz ihres Inflationskorbs ausmacht und ihre Geldpolitik zwar an die der EZB gebunden ist, aber hinter dieser zurückbleibt.“
„Neben der Auswahl der richtigen Regionen halten wir Anleihen mit kürzerer Laufzeit im Vergleich zu risikoreicheren langfristigen Anleihen derzeit für attraktiv. In Zeiten steigender Inflation und Zinsen ist es leicht, festverzinsliche Wertpapiere als Anlageklasse zu verwerfen, zumal die Bewertungen von Anleihen im historischen Vergleich relativ hoch sind. Die Bewertung vieler anderer Anlageklassen ist jedoch noch höher und die Gewichtung von Staatsanleihen unter Anlegern ist relativ gering. Eine Diversifizierung ist also durchaus vorteilhaft. Außerdem haben sich die Märkte weitgehend auf höhere Inflationserwartungen eingestellt. Wer heute Anleihen kauft, profitiert also von höheren Renditen als noch vor einigen Monaten, wodurch sie günstiger sind.“
Der Janus Henderson Sovereign Debt Index erfasst die Kreditaufnahme von Staaten weltweit und ermittelt die daraus resultierenden Anlagemöglichkeiten.
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