Finanzen / Bilanzen

Wolken am Berliner-Konjunkturhimmel

 

  • Berliner BIP könnte 2022 um 3% wachsen – die Abwärtsrisiken für die Prognose sind hoch
  • Beschäftigung steigt mit 4,2% mehr als doppelt so stark wie im Bundesschnitt
  • Kräftiges Auftragswachstum bei Industrie und Bauwirtschaft, auch Tourismus erholt sich

Die Volkswirte der Investitionsbank Berlin (IBB) erwarten für Berlin dank einer kräftigen wirtschaftlichen Erholung nach der letzten Corona-Welle ein überdurchschnittliches Wachstum von rund 3% für dieses Jahr. Für Deutschland werden 2,4% prognostiziert. Die Abwärtsrisiken für diese Prognosen sind allerdings hoch. Die Aussichten werden bereits von den Auswirkungen des völkerrechtswidrigen Krieges in der Ukraine gedämpft. Die entscheidenden wirtschaftlichen Bremsfaktoren sind die hohen Energie- und Verbraucherpreise sowie die Unsicherheit, die auf Unternehmen und Konsument:innen lastet. Zudem muss nach erneuten Lockdown-Maßnahmen in Shanghai mit weiterhin gestörten Lieferketten gerechnet werden. Bei einem unmittelbaren Abbruch russischer Energielieferungen würde das Wachstum in diesem Jahr kräftig abbremsen und die Wirtschaft 2023 Jahr in eine Rezession stürzen.

Dr. Hinrich Holm, Vorsitzender des Vorstands der IBB: „Während sich die Berliner Wirtschaft gerade noch von den Folgen der Coronapandemie erholt und durchstarten will, stehen die nächste Herausforderungen vor uns. Die Energiepreiskrise belastet die Unternehmen und Menschen in der Stadt enorm. Wir werden deshalb den Pfad der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft noch beschleunigen müssen. Die Berliner Wirtschaft wird sich allerdings auch weiterhin als resilient erweisen, sofern es lediglich um die Frage der Energiepreise und nicht um deren grundsätzliche Verfügbarkeit geht.“

Berliner Industrieprodukte stützen das Wachstum

Zu Jahresbeginn im Januar 2022 legen die Berliner Industrieumsätze deutlich um 39,7% auf knapp 2,8 Mrd. Euro zu. Bereits in 2021 sind die Umsätze deutlich um 2,3% gestiegen und auch die Auftragsbücher haben sich um 9,3% gefüllt. Die Berliner Exporte bleiben gefragt, sind aber mit +0,4% auf 2,5 Mrd. EUR in den ersten beiden Monaten etwas verhalten ins Jahr 2022 gestartet.

Gastgewerbe im Aufwind

Das heimische Gastgewerbe bekommt mit den langsam zurückkehrenden Touristen wieder Aufwind und dürfte in den kommenden Monaten weiter kräftig zulegen. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind in den ersten zwei Monaten dieses Jahres bereits knapp 560.000 mehr Gäste im Berliner Beherbergungsgewerbe registriert worden. Von den insgesamt 726.000 Gästen kamen 207.000 aus dem Ausland, der Anteil liegt bei 31% – vor der Krise betrug er knapp 40%.

Arbeitsmarkt äußerst dynamisch

Der Beschäftigungsaufbau ist weiter dynamisch. So lag der Berliner Arbeitsmarkt im Januar mit einem Zuwachs der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 4,2% an der ersten Stelle aller Bundesländer und mehr als doppelt so hoch wie der deutsche Schnitt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg im Jahresvergleich schon wieder um 65.604 auf 1,62 Mio. Dies zeugt von robusten Wirtschaftsbereichen wie der Digitalwirtschaft (+12.674). Der Fachkräftebedarf bleibt hoch. Im März zählte die Bundesagentur für Arbeit 21.687 offene Stellen.

Materialmangel belastet Bauwirtschaft

Die Baugenehmigungen von Wohnungen sind in 2021 gegenüber dem Vorjahr um 8,7% auf 18.732 eingebrochen. Auch zu Jahresbeginn 2022 fielen sie weiter, um fast ein Drittel (-31,7%) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bis Februar. Auf den Baustellen bremsen neben dem Fachkräftemangel auch Lieferengpässe und Preisexplosionen bei den Baumaterialien. Dennoch zogen die Umsätze mit +19,3% auf 626 Mio. EUR im Bauhauptgewerbe bis Februar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kräftig an. Auch wenn der Druck auf den Wohnungsmarkt aufgrund der Corona-Pandemie kurzzeitig nachgelassen hat ist die aufgelaufene Bedarfslücke ist weiterhin nicht geschlossen und Neubau dringend notwendig.

Den vollständigen Bericht sowie weitere volkswirtschaftliche Analysen und Berichte finden Sie unter der Adresse www.ibb.de/volkswirtschaft 

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