Zwischen Stagflation und steigenden Zinsen: Aktien im Sturm
„Der Wohlstandsverlust ist daher nicht nur auf den aktuell reduzierten Handel begrenzt – er beträgt ein Vielfaches und wird sanktionierte wie sanktionierende Wirtschaftsregionen treffen“, so der Experte. Und weiter: „So moralisch richtig und erforderlich die Sanktionen sind, so steigt doch die Gefahr, die Weltwirtschaft über die Klippe in die Rezession zu stürzen. Die Gefahr wird noch verstärkt durch aktuell prozyklisch agierende Notenbanken, die sich mit Zinsanhebungen der Inflation entgegenstemmen müssen.“ Ruhe bewahren, auf Qualität und globale Trends zu setzen, sei der Schlüssel für den Anlageerfolg.
Das Paradox, dass sich Aktien jüngst erholten, scheint nach dem Finanzexperten dann weniger irrational, wenn infolge des Krieges und seiner negativen weltwirtschaftlichen Folgen die Zinserhöhungsschritte weit weniger dramatisch und nachhaltig ausfallen würden als zunächst gedacht. Die Entwicklung der sogenannten Zinsstrukturkurven an den Anleihenmärkten unterstreicht diese Deutung. „Insofern scheinen zwar die Zutaten für einen perfekten Sturm gegeben – allerdings besteht offensichtlich die Hoffnung an den Aktienmärkten, dass die Notenbanken die Zinsschraube nicht überdrehen werden“, so Böckelmann. Auch dürfe analog der Finanzkrise und der Pandemie die globale Fiskalpolitik mit Paketen und Stützungsmaßnahmen aktiv werden, um eine Rezession zu vermeiden.
Erfolgsgarant Stockpicking
Reine indexnahe Marktinvestments erscheinen im aktuellen, von Ungewissheiten geprägten Umfeld wenig sinnvoll. Vielmehr gelte es die Unternehmen und Geschäftsmodelle zu identifizieren, die weiterhin von globalen Trends profitieren werden. Viele dieser Trends sind laut Böckelmann nicht nur intakt, sie werden teilweise sogar beschleunigt: Neben dem Transmissionsmechanismus bei der Rohstoff- und Energieversorgung sind vor allem die demographische Entwicklung und der Bedarf an technischen Erneuerungen zu nennen.
„Stockpicking ist also der Schlüssel für den Anlageerfolg bei Aktien. Dabei verlangen aktuell unsichere Szenarien eine klare Ausrichtung der Aktienselektion nach Qualität,“ ist Böckelmann überzeugt. Entlang der identifizierten Wachstumsthemen kann man die Unternehmen nach IDEA klassifizieren (I-Innovatoren, D-Disruptoren, E-Enablers, A-Adaptors). Der Experte weiß: „Gerade im Bereich der technologischen Disruption finden sich zwar viele Hoffnungsträger, diese sind aber oftmals von Mangel an Qualität gekennzeichnet – zu oft liegt der potenzielle Erfolg zu fern in der Zukunft.“ Anders sieht es im Bereich der Enabler aus. So gibt es schon heute hochprofitable Marktführer zum Beispiel im Chemiesektor, die die Weiterentwicklung von Zukunftstechnologien erst ermöglichen. Daneben stehen weltbekannte Marken unterschiedlichster Branchen, die auch im aktuellen konjunkturellen
Umfeld über entsprechende Markt- und Preismacht verfügen. „Vieles spricht daher bei der Aktienanlage für ein hochkonzentriertes Portfolio in global erfolgreiche Unternehmen“, Böckelmann abschließend.
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