Energie- / Umwelttechnik

Blick ins Storchennest

Der Zolli freut sich diesen Frühling über weiteren Nachwuchs und begrüsst 58 Jungstörche im Garten. Gut behütet von ihren Elterntieren wagen die Kleinen erste Blicke über ihr Nest hinaus. Bevor sie Ende Juli zum ersten Mal gen Süden fliegen, findet in den nächsten Tagen deren Beringung im Zoo Basel statt.

Rund zwei Wochen früher als gewöhnlich sind Anfang Februar an die 80 Störche aus dem Süden in den Zolli zurückgekehrt. Seither haben sie ihre Nester gebaut und gebrütet. Nach erfolgreicher Brut freut sich der Zoo Basel seit Kurzem über 58 Jungstörche. Die munteren Jungtiere können bereits bei ihren ersten Flugübungen beobachtet werden. Dabei springen sie in die Luft und flattern kräftig mit den Flügeln. Bald werden sie abheben und ihre ersten Testflüge machen. Die Jungtiere sind auf 37 Nester, die sogenannten Horste, verteilt und werden dort von je einem Elternpaar betreut. Auch im nahen Umfeld des Zolli gibt es Horste auf Gebäuden und Bäumen zu entdecken. Dank dem warmen und trockenen Frühling hat die Mehrzahl an Tieren überlebt. Bei Kälte- und Nässeeinbrüchen sterben viele Jungstörche.

Brutverhalten und Nahrung

Weissstörche brüten ab März oder April dort, wo sie Möglichkeiten zum Nestbau und ausreichend Nahrung vorfinden. In der Regel kommen sie jedes Jahr in denselben Horst zurück. Möchte ein Konkurrent das Nest besetzen, können häufig Nestkämpfe beobachtet werden. In West- und Mitteleuropa findet man die Horste vorwiegend auf hohen Gebäuden, Masten von Niederspannungsleitungen oder errichteten Pfählen. Im Zoo Basel befinden sich die Horste quer durch den Garten verteilt – auf Bäumen, auf der Tembea-Anlage sowie auf der Aussenanlage für Menschenaffen. Die Bebrütung findet nach Ablage des zweiten oder dritten Eies statt. Sie wird – genauso wie später die Fütterung – durch beide Storcheneltern übernommen. Nach einer kurzen Brutzeit von rund 30 Tagen beginnt die zweimonatige Nestlingszeit. Während der Aufzucht werden die Jungstörche mit kleinen und grösseren Insekten, Regenwürmern, Mäusen, Fröschen, Eidechsen, Raupen, Käfern und Würmern gefüttert. Während das eine Elterntier im Umkreis von zwei Kilometern auf Futtersuche geht, bleibt das andere auf dem Horst und bewacht den Nachwuchs vor Raubvögeln, aber auch vor der Witterung. Bereits im Alter von zweieinhalb Monaten sind die Jungstörche unabhängig. Ab Juni fliegen sie schliesslich gemeinsam mit dem Elternpaar aus.

Beringung der Jungstörche

Bevor die Jungstörche Ende Juli zum ersten Mal gen Süden fliegen, findet im Zoo Basel die alljährliche Beringung statt. In geraden Jahren wie 2022 wird rechts beringt, in ungeraden links. Dank des Rings können die Tiere später eindeutig identifiziert werden. Bei der Beringungsaktion machen sich die Mithelfenden die sogenannte Akinese der Jungstörche zunutze: Dieser natürliche Instinkt führt dazu, dass Jungstörche sich bei der Annäherung durch einen Menschen oder von anderen potentiellen Feinden ducken und in regungsloser Position verharren. Das Beringen kann dadurch sanft und schmerzfrei erfolgen. Ab einem Alter von zirka zwei Monaten verlieren Störche dieses angeborene Verhalten der Akinese, weil sie sich anders zu schützen wissen. Aus diesem Grund werden die Störche zwischen der fünften und siebten Lebenswoche beringt – kurz bevor sie flügge werden.

Weissstörche werden im Zoo Basel seit seiner Gründung im Jahr 1874 gepflegt. Der heute hohe Bestand ist allerdings nicht selbstverständlich: Einst war der Weissstorch in der Schweiz ausgestorben. Ab 1950 wurde er schrittweise wieder angesiedelt. Im Zolli schlüpfte der erste Jungstorch 1982 auf einer Föhre im Kinderzoo.

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